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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einmal kläglich in der Dunkelheit auf, als wollte er Wesen vertreiben, denen er längst für immer Einlaß gewährt hatte.

    Stu kam Viertel nach neun. Fran lag zusammengerollt auf dem Doppelbett, trug eines seiner Hemden - das ihr fast bis zu den Knien reichte - und las ein Buch mit dem Titel Fünfzig Nutzpflanzen . Sie stand auf, als er eintrat.
    »Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht!«
    Stu berichtete Harolds Vorschlag, nach Mutter Abagail zu suchen, damit sie sie wenigstens im Auge behalten konnten. Von Heiligen Kühen sagte er nichts. Als er sein Hemd aufknöpfte, kam er zum Ende: »Wir hätten dich mitgenommen, Kleines, aber du warst unauffindbar.«
    »Ich war in der Bibliothek«, sagte sie und sah ihm zu, wie er das Hemd auszog und in den Wäschesack stopfte, der hinter der Tür hing. Er war ziemlich behaart, an Brust und Rücken, und sie dachte, bis sie Stu kennengelernt hatte, hatte sie haarige Männer immer ein wenig abstoßend gefunden. Sie vermutete, die Erleichterung, dass sie ihn wiederhatte, machte sie etwas albern im Kopf. Harold hatte ihr Tagebuch gelesen, das wußte sie jetzt. Sie hatte entsetzliche Angst gehabt, daß Harold versuchen würde, Stu allein zu erwischen, um... nun, um ihm etwas anzutun. Aber warum jetzt, heute, wo sie es herausgefunden hatte? Wenn Harold den schlafenden Hund so lange nicht geweckt hatte, war es dann nicht logisch anzunehmen, daß er den Hund überhaupt nicht wecken wollte? Und war es nicht möglich, daß Harold bei der Lektüre ihres Tagebuchs eingesehen hatte, daß es völlig sinnlos war, ihr dauernd nachzustellen? So kurz nach der Neuigkeit von Mutter Abagails Verschwinden war sie genau in der richtigen Stimmung gewesen, böse Vorzeichen in Hühnereingeweiden zu sehen, aber schließlich hatte Harold nur ihr Tagebuch gelesen, kein Geständnis aller Verbrechen der Welt. Und wenn sie Stu erzählte, was sie festgestellt hatte, würde sie dumm dastehen und ihn unnütz gegen Harold aufbringen... und wahrscheinlich gegen sie selbst, weil sie so albern gewesen war.
    »Keine Spur von ihr, Stu?«
    »Nee.«
    »Was hat Harold für einen Eindruck gemacht?«
    Stu zog die Hosen aus. »Ganz erschlagen. Enttäuscht, daß seine Idee nichts gebracht hat. Ich habe ihn zum Essen eingeladen, wann immer er will. Hoffentlich bist du einverstanden. Weißt du, ich glaube, der Kerl könnte mir doch gefallen. Wenn du mir das an dem Tag gesagt hättest, als wir uns in New Hampshire getroffen haben, hätte ich es nicht geglaubt. War es falsch, ihn einzuladen?«
    »Nein«, sagte sie nach einer nachdenklichen Pause. »Nein, ich möchte gern ein gutes Verhältnis zu Harold haben.« I ch sitze hier zu Hause und denke, daß Harold ihm vielleicht den Kopf wegpusten will, dachte sie, und Stu lädt ihn zum Essen ein. Das nenne ich Hirngespinste einer schwangeren Frau!
    Stu sagte: »Wenn Mutter Abagail bei Tagesanbruch noch nicht zurück ist, werde ich Harold bitten, wieder mit mir rauszufahren.«
    »Ich würde gern mitfahren«, sagte Fran hastig. »Und es gibt noch andere Leute, die überzeugt sind, daß sie nicht von den Raben gefüttert wird. Dick Vollman ist einer. Larry Underwood ein anderer.«
    »Okay, prima«, sagte er und legte sich zu ihr ins Bett. »Sag mal, was hast du eigentlich unter diesem Hemd an?«
    »Das sollte ein großer starker Mann wie du eigentlich auch ohne meine Hilfe herausfinden können«, sagte Fran schnippisch. 
    Wie sich herausstellte, gar nichts.

    Am nächsten Tag brach der Suchtrupp bescheiden um acht Uhr mit einem halben Dutzend Suchenden auf - Stu, Fran, Harold, Dick Vollman, Larry Underwood und Lucy Swann. Am Mittag war die Zahl auf zwanzig gestiegen, bei Einbruch der Dämmerung (die wie immer von einem kurzen Regenschauer und Wetterleuchten in den Vorgebirgen begleitet wurde), durchkämmten mehr als fünfzig Leute das Unterholz westlich von Boulder, stapften durch Bäche, jagten Täler rauf und runter und überlasteten den CB-Kanal. Eine seltsame Stimmung resignierter Niedergeschlagenheit hatte die gestrige Hinnähme ersetzt. Trotz der Macht der Träume, die Mutter Abagail in den Augen der Leute in der Zone als halbe Göttin erscheinen ließen, waren sie realistisch, was ihre Überlebenschancen anbetraf. Die alte Frau war weit über hundert und schon die ganze Nacht draußen. Und jetzt brach bereits die zweite Nacht an.
    Der Bursche, der sich mit zwölf Leuten von Louisiana bis Boulder durch das Land gequält hatte, faßte es perfekt zusammen. Er war gestern

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