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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sie sorgen wird, genau wie unsere Leute überzeugt sind, daß er für Mutter Abagail sorgen wird. Aber ich habe meine Zweifel hinsichtlich eines Gottes, der es zuläßt, daß eine arme dumme Kuh so leiden muß.«
    Ralph sah momentan unbehaglich drein, und Stu wußte, was er empfand. Er empfand es auch; daran konnte er ermessen, was Mutter Abagail auch für ihn bedeutete. Was Harold sagte, grenzte an Blasphemie.
    »Jedenfalls«, sagte Harold rasch und ließ das Thema >heilige Kühe in Indien< fallen, »können wir die Einstellung der Leute zu ihr nicht ändern...«
    »Das wollen wir auch nicht«, sagte Ralph schnell.
    »Richtig!« rief Harold. »Sie hat uns alle schließlich zusammengebracht, und zwar nicht durch Kurzwellenfunk. Aber mein Gedanke war, daß wir uns auf unsere treuen Motorräder schwingen und den Nachmittag damit verbringen, die westliche Umgebung von Boulder zu erkunden. Wenn wir dicht zusammen bleiben, können wir uns per Walkie-talkie verständigen.«
    Stu nickte. Das hatte er die ganze Zeit vorgehabt. Heilige Kühe oder nicht, Gott oder nicht, es war falsch, sie allein in der Wildnis umherirren zu lassen. Das hatte nichts mit Religion zu tun; so etwas zu tun war schlicht und einfach gemeine Gleichgültigkeit.
    »Und wenn wir sie finden«, sagte Harold, »können wir sie fragen, ob sie etwas braucht.«
    »Zum Beispiel eine Fahrt in die Stadt«, mischte sich Ralph ein.
    »Jedenfalls können wir sie im Auge behalten«, sagte Harold.
    »Okay«, sagte Stu. »Ein prima Vorschlag. Ich will nur Fran noch rasch einen Zettel schreiben.«
    Aber während er schrieb, verspürte er dauernd den Drang, über die Schulter zu blicken und Harold zu betrachten - um zu sehen, was Harold trieb, wenn Stu nicht hinsah, und was für ein Ausdruck in Harolds Augen sein mochte.

    Harold hatte sich das gewundene Stück Straße zwischen Boulder und Nederland ausgebeten und bekommen, denn hier vermutete er sie am allerwenigsten. Er glaubte nicht, daß er den Weg von Boulder nach Nederland an einem Tag geschafft hätte, ganz zu schweigen von der verrückten alten Fotze. Aber es war eine angenehme Fahrt, und sie gab ihm Zeit zum Nachdenken.
    Jetzt, Viertel vor sieben, war er auf dem Rückweg. Seine Honda stand auf einem Rastplatz, er saß an einem Picknicktisch und genoss Cola und ein paar Slim Jims. Das Walkie-talkie hing mit ausgefahrener Antenne am Lenker der Honda, Ralphs Stimme knisterte leise darin. Es waren Geräte mit kurzer Reichweite, und Ralph war irgendwo oben auf dem Flaggstaff Mountain.
    »...Sunrise Amphitheater... keine Spur von ihr... hier oben stürmt es ganz schön.«
    Dann Stus Stimme, lauter und näher. Er war im Chautauqua Park, nur vier Meilen von Harold entfernt. »Wiederholen, Ralph.«
    Wieder Ralphs Stimme, diesmal brüllend. Vielleicht bekam er einen Herzschlag, dachte Harold. Das würde den Tag wunderbar beenden.
    »Hier oben keine Spur von ihr. Ich komme runter, bevor es dunkel wird. Ende.«
    »Zehn-vier«, sagte Stu resigniert. »Harold, bist du da?« Harold stand auf und wischte sich Slim-Jim-Fett an den Jeans ab. »Harold? Ich rufe Harold Lauder! Kannst du mich hören, Harold?«
    Harold zeigte mit dem Mittelfinger - den Fickfinger hatten die Neandertaler der High School in Ogunquit ihn genannt - auf das Walkie-talkie; dann drückte er die Sprechtaste und sagte freundlich, aber mit genau dem richtigen Tonfall von Enttäuschung: »Ich bin hier. Ich war nicht auf der Straße... dachte, ich hätte was im Graben gesehen. War aber nur eine alte Jacke. Ende.«
    »Ja, okay. Komm doch nach Chautauqua, Harold. Da warten wir auf Ralph.«
    Kommandierst gern rum, Arschloch, was? Vielleicht hab' ich was für dich. Ja, vielleicht.
    »Harold, hörst du mich noch?«
    »Ja. Tut mir leid, Stu, ich hab' geträumt. Ich bin in fünfzehn Minuten da.«
    » Hast du verstanden, Ralph ?« bellte Stu, und Harold zuckte zusammen. Wieder zeigte er Stus Stimme den Mittelfinger und grinste dabei verstohlen. Nimm das, du Wildwestwichser.
    »Verstanden, komme zum Chautauqua Park«, kam Ralphs Stimme schwach durch das Rauschen der Statik. »Bin unterwegs. Ende und aus.«
    »Bin auch unterwegs«, sagte Harold. »Ende und aus.«
    Er schaltete das Walkie-talkie aus, schob die Antenne zusammen und hing das Gerät wieder an den Lenker, aber er blieb noch eine Weile auf seiner Honda sitzen, ohne den Kickstarter zu treten. Er trug eine Fliegerjacke aus Armeebeständen, deren dickes Futter gut war, wenn man im August in achtzehnhundert Meter

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