The Stand. Das letze Gefecht
am Reißverschluß - und schüttelte Stu kurz die Hand. Harolds Hand war warm und verschwitzt.
Stu trat vor ihn und sah zur Einfahrt. »Ralph müßte schon da sein. Hoffentlich hat er keinen Unfall auf der Bergstrecke gehabt. Er... da ist er ja.«
Stu ging zum Straßenrand vor; ein zweiter Scheinwerfer blitzte jetzt in der Einfahrt auf und spielte Verstecken zwischen der Abschirmung der Bäume.
»Ja, das ist er«, sagte Harold mit seltsam gepreßter Stimme hinter ihm.
»Da kommt noch jemand«, sagte Stu.
»W-was?«
»Da.« Stu deutete auf einen zweiten Motorradscheinwerfer hinter dem ersten.
»Oh.« Wieder diese seltsam gepreßte Stimme. Stu drehte sich um.
»Alles klar, Harold?«
»Nur müde.«
Das zweite Fahrzeug gehörte Glen Bateman; es war ein Moped, die einzige Form von Motorrad, an die er sich gewöhnen konnte; Nadines Vespa wirkte dagegen wie eine Harley. Hinter Ralph sass Nick Andres als Sozius.
Nick lud sie alle auf Kaffee und/oder Brandy ins Haus ein, das er mit Ralph bewohnte. Stu war einverstanden, aber Harold, der abgespannt und müde wirkte, lehnte ab.
Er ist so verdammt enttäusch t, dachte Stu und überlegte, daß er nicht nur zum ersten Mal Sympathie für Harold empfand, sondern es auch höchste Zeit dafür war. Er wiederholte Nicks Einladung noch einmal, aber Harold schüttelte nur den Kopf und sagte Stu, er hätte genug für heute. Er wollte nur heim und ausschlafen. Als Harold zu Hause ankam, zitterte er so heftig, daß er kaum den Schlüssel ins Türschloß brachte. Als er die Tür endlich geöffnet hatte, stürzte er ins Haus, als hätte er Angst, ein Wahnsinniger würde sich hinter ihm auf dem Gehweg anschleichen. Er schlug die Tür zu, schloß ab, schob den Riegel vor. Dann lehnte er sich einen Moment mit zurückgelegtem Kopf und geschlossenen Augen gegen die Tür und war am Rande eines hysterischen Weinkrampfs. Als er sich wieder in der Gewalt hatte, tastete er sich durch die Diele ins Wohnzimmer und zündete alle drei Gaslampen an. Das Zimmer wurde hell, und hell war besser.
Er setzte sich in seinen Lieblingssessel und machte die Augen zu. Als sein Herz langsamer schlug, ging er zum Kamin, nahm den losen Stein heraus und holte das HAUPTBUCH. Es beruhigte ihn. In einem Hauptbuch verzeichnete man Schulden, Außenstände und Kapitalerträge. In einem Hauptbuch wurde letztendlich alles abgerechnet.
Er setzte sich wieder, schlug die Seite auf, wo er aufgehört hatte, zögerte und schrieb dann: 14. August 1990 . Er schrieb fast anderthalb Stunden lang; sein Kugelschreiber füllte Zeile für Zeile, Seite für Seite. Sein Gesicht war beim Schreiben abwechselnd grimmig amüsiert und düster rechtschaffen, entsetzt und erfreut, verletzt und heiter. Als er fertig war, las er durch, was er geschrieben hatte (» Dies sind meine Briefe an die Welt/die mir nie geschrieben hat... «) und massierte sich dabei abwesend die schmerzende rechte Hand.
Er verbarg das Hauptbuch wieder unter dem lockeren Stein. Er war ruhig; er hatte alles aus sich herausgeschrieben; er hatte sein Entsetzen und seine Wut auf die Seiten fließen lassen, und sein Wille war stark. Das war gut. Manchmal machte der Vorgang des Schreibens ihn unruhig, und dann wußte er, daß er falsch geschrieben hatte oder ohne die Anstrengung, welche erforderlich war, die stumpfe Kante der Wahrheit dahingehend zu schleifen, dass sie schneiden konnte - daß sie Blut fließen ließ. Aber heute abend konnte er das Buch ruhig und gelassen zurücklegen. Wut und Angst und Hilflosigkeit waren wohlbehalten in das Buch übertragen worden, und darüber kam ein Stein, der alles fernhielt, während er selbst schlief.
Harold zog eine Jalousie hoch und sah auf die stumme Straße hinaus. Während er die Flatirons betrachtete, dachte er ruhig darüber nach, daß er nahe daran gewesen war, es einfach doch zu tun, einfach den Achtunddreißiger herauszuziehen und alle vier umzunieten. Das hätte es ihrem stinkenden, selbstgefälligen Ad-hocKomitee gezeigt. Wenn er mit ihnen fertig gewesen wäre, hätten sie nicht einmal eine beschlußfähige Mehrheit mehr übrig gehabt. Aber im letzten Augenblick hatte ein letzter Faden der Vernunft gehalten, anstatt zu reißen. Er war imstande gewesen, die Waffe loszulassen und dem falschen Halunken die Hand zu drücken. Wie, das wußte er nicht, aber es war Gott sei Dank gelungen. Ein Genie erkennt man an seiner Fähigkeit, den rechten Zeitpunkt abzuwarten - und das würde er.
Jetzt war er müde; es war ein langer und
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