Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
verletzte Schnauze friedlich auf den Vorderpfoten liegen. Der Hund war dürr und erbärmlich zugerichtet, aber Stu erkannte ihn auf den ersten Blick. Er kauerte sich nieder und streichelte Kojaks Kopf. Kojak wachte auf und sah Stu glücklich an. Er schien auf Hundeweise zu grinsen.
    »Ja, braver Hund«, sagte Stu, der einen albernen Kloß im Hals spürte. Wie bei einem Kartenspiel, das rasch offen ausgeteilt wird, sah er jeden Hund vor sich, den er gehabt hatte, seit seine Mom ihm Old Spike gab, als Stu gerade fünf Jahre alt war. Viele Hunde. Vielleicht nicht einen für jede Karte im Spiel, aber trotzdem eine Menge Hunde. Ein Hund war etwas Schönes, und soweit er wußte, war Kojak der einzige in Boulder. Er sah zu Glen auf und rasch wieder hinunter. Er ging davon aus, daß nicht einmal alte glatzköpfige Soziologen, die drei Bücher auf einmal lasen, sich gerne erwischen ließen, wenn ihnen die Augen tränten.
    »Braver Hund«, wiederholte er, und Kojak klopfte mit dem Schwanz auf die Verandadielen und wollte damit wahrscheinlich bekräftigen, daß er wahrhaftig ein braver Hund war.
    »Ich geh' mal eben rein«, sagte Glen mit belegter Stimme. »Muss aufs Klo.«
    »Klar«, sagte Stu, ohne aufzusehen. »He, guter Junge, was, Kojak, warst du nicht ein guter Junge? Bist du nicht einer?«
    Kojak wedelte zustimmend mit dem Schwanz.
    »Kannst du herumrollen? Stell dich tot, Junge. Los.«
    Kojak drehte sich gehorsam auf den Rücken, streckte die Hinterbeine von sich und die Vorderpfoten in die Luft. Stus Gesicht wurde besorgt, als er mit der Hand behutsam über die steifen weißen Verbände strich, die Dick Ellis angelegt hatte. Weiter oben konnte er rote, aufgedunsen aussehende Kratzer erkennen, die unter dem Verband zweifellos zu tiefen Wunden wurden. Etwas war hinter ihm hergewesen, das stimmte, und sicher kein anderer streunender Hund. Ein Hund hätte nach Schnauze oder Hals geschnappt. Kojak war von etwas angegriffen worden, das niederer als ein Hund war. Verstohlener. Möglicherweise ein Wolfsrudel, aber Stu bezweifelte, ob Kojak einem Wolfsrudel hätte entkommen können. Wie auch immer, er hatte Glück gehabt, daß er nicht ausgeweidet worden war.
    Die Tür schlug zu, als Glen wieder auf die Veranda kam.
    »Was ihn angegriffen hat, hat die lebenswichtigen Organe nur knapp verfehlt«, sagte Stu.
    »Die Wunden waren tief, er hat viel Blut verloren«, stimmte Glen zu.
    »Ich komme einfach nicht darüber hinweg, daß das alles auf mein Konto geht.«
    »Dick hat von Wölfen gesprochen.«
    »Wölfe, vielleicht Kojoten... aber er hielt es für unwahrscheinlich, dass Kojoten so etwas machen, und ich habe zugestimmt.«
    Stu tätschelte Kojaks Rumpf, Kojak drehte sich wieder auf den Bauch. »Wie kommt es, daß fast alle Hunde ausgestorben, aber noch genügend Wölfe da sind - auch noch östlich der Rockies -, dass sie einen guten Hund so zurichten können?«
    »Das werden wir wohl nie erfahren«, sagte Glen. »Genausowenig, warum die gottverdammte Seuche alle Pferde umgebracht hat, aber nicht die Rinder und die meisten Menschen, aber nicht uns. Ich will nicht einmal mehr darüber nachdenken. Ich werde mir einen großen Vorrat an Hundefutter anlegen und ihn füttern.«
    »Ja.« Stu sah Kojak an, dem die Augen zugefallen waren. »Er ist ziemlich lädiert, aber seine Organe sind noch in Ordnung - das hab' ich gesehen, als er sich umgedreht hat. Wir sollten uns nach einer Hündin umsehen, findest du nicht auch?«
    »Ja, stimmt«, sagte Glen nachdenklich. »Willst du einen warmen Gin Tonic, Ost-Texaner?«
    »Um Gottes willen, nein. Ich mag zwar nur ein Jahr die Berufsschule besucht haben, aber deswegen bin ich kein Barbar. Hast du ein Bier?«
    »Eine Dose Coors könnte ich vielleicht auftreiben. Aber warm.«
    »Gekauft.« Bevor er Glen ins Haus folgte, drehte er sich mit dem Türgriff in der Hand noch einmal zu dem schlafenden Hund um.
    »Schlaf gut, alter Junge«, sagte er dem Hund. »Schön, daß du hier bist.«
    Glen und er gingen hinein.

    Aber Kojak schlief nicht.
    Er befand sich irgendwo dazwischen, wo sich die meisten Lebewesen befinden, wenn sie schwer verletzt sind, aber nicht so schwer, daß der Schatten des Todes über ihnen liegt. Ein Juckreiz lag in seinem Bauch, der Juckreiz der Heilung. Glen würde viele Stunden damit verbringen müssen, ihn von diesem Juckreiz abzulenken, damit er sich nicht den Verband abriß, die Wunden aufkratzte und erneut infizierte. Aber das kam später. Vorläufig gab sich Kojak damit

Weitere Kostenlose Bücher