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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sah Nick lange an. Nick sah ihn ebenfalls an, dann nickte er ernst, daß Stu anfangen sollte.
    »Tom, hörst du mich?« fragte Stu.
    »Ja, ich höre dich«, sagte Tom mit einer Stimme, bei der Stu ruckartig aufsah.
    Sie war anders als Toms übliche Stimme, aber auf eine Weise, die Stu nicht fassen konnte. Sie erinnerte ihn an einen Vorfall, als er achtzehn gewesen war und den Abschluß an der High School gemacht hatte. Sie waren vor dem Festakt in der Umkleidekabine der Jungs gewesen, alle Jungs, mit denen er zur Schule ging seit... nun, in mindestens vier Fällen seit dem ersten Schultag der ersten Klasse, in vielen anderen fast genauso lang. Einen Augenblick hatte er gesehen, wie sehr sich ihre Gesichter zwischen den alten Zeiten, den Anfangstagen, und diesem Moment der Einsicht, als er mit einem schwarzen Talar in der Hand auf dem Kachelboden des Umkleideraums stand, verändert hatten. Diese Vision der Veränderung hatte ihn damals zum Zittern gebracht, und sie brachte ihn jetzt wieder zum Zittern. Die Gesichter, in die er gesehen hatte, waren nicht mehr die Gesichter von Kindern gewesen... aber auch noch nicht die Gesichter von Männern. Es waren Gesichter im Limbus, Gesichter, die genau zwischen zwei klar umrissenen Existenzebenen hingen. Diese Stimme, die aus dem Schattenland von Tom Cullens Unterbewußtsein kam, schien wie diese Gesichter zu sein, nur unendlich trauriger. Stu fand, es war die Stimme des Mannes, der er niemals sein würde.
    Aber sie warteten, daß er weitermachte, und er mußte weitermachen.
    »Ich bin Stu Redman, Tom.«
    »Ja. Stu Redman.«
    »Nick ist hier.«
    »Ja, Nick ist hier.«
    »Ralph Brentner ist auch hier.«
    »Ja, Ralph auch.«
    »Wir sind deine Freunde.«
    »Ich weiß.«
    »Wir möchten, daß du etwas tust, Tom. Für die Zone. Es ist gefährlich.«
    »Gefährlich...«
    Sorge zog über Toms Gesicht, so langsam wie ein Wolkenschatten über ein sommerliches Maisfeld zieht.
    »Muß ich Angst haben? Muß ich...« Er verstummte und seufzte. Stu sah Nick besorgt an.
    Nick formte mit den Lippen: Ja .
    »Er ist es«, sagte Tom und seufzte voll Grauen. Es hörte sich an wie ein kalter Novemberwind, der durch die kahlen Zweige von Eichen fährt. Stu schauderte wieder innerlich. Ralph war blaß geworden.
    »Wer, Tom?« fragte Stu sanft.
    »Flagg. Sein Name ist Randy Flagg. Der dunkle Mann. Soll ich...«
    Wieder dieser langgezogene, bittere und klägliche Seufzer.
    »Woher kennst du ihn, Tom?« Das stand nicht im Drehbuch.
    »Träume... ich habe sein Gesicht in Träumen gesehen.«
    Ich habe sein Gesicht in Träumen gesehen . Aber keiner von ihnen hatte sein Gesicht gesehen. Es war immer verborgen.
    »Du hast ihn gesehen?«
    »Wie sieht er aus, Tom?«
    Tom sagte lange nichts. Stu dachte schon, daß er nicht antworten würde, und wollte anhand des »Drehbuchs« weitermachen, als Tom sagte:
    »Er sieht aus wie jeder, den man auf der Straße sieht. Aber wenn er grinst, fallen die Vögel tot von Telefonleitungen. Wenn er einen auf bestimmte Weise ansieht, tut die Prostata weh und der Urin brennt. Wo er ausspuckt, wird das Gras gelb und stirbt. Er ist immer draußen. Er kam aus der Zeit. Er kennt sich selbst nicht. Er hat die Namen von tausend Dämonen. Jesus hat ihn einmal unter die Schweine gestoßen. Sein Name ist Legion. Er hat Angst vor uns. Wir sind drinnen. Er beherrscht Magie. Er kann die Wölfe rufen und in den Krähen leben. Er ist der König von Nirgendwo. Aber er hat Angst vor uns. Er hat Angst vor dem... Drinnen.«
    Tom verstummte.
    Die drei sahen einander bleich wie Grabsteine an. Ralph hatte den Hut vom Kopf genommen und knetete ihn zwanghaft zwischen den Händen. Nick hielt sich eine Hand vor die Augen. Stus Hals hatte sich in trockenes Glas verwandelt.
    Sein Name ist Legion. Er ist der König von Nirgendwo.
    »Kannst du noch etwas über ihn sagen?« fragte Stu mit leiser Stimme.
    »Nur, daß ich auch Angst vor ihm habe. Aber ich mache, was ihr wollt. Aber Tom... hat solche Angst.« Wieder dieser schreckliche Seufzer.
    »Tom«, sagte Ralph plötzlich. »Weißt du, ob Mutter Abagail... ob sie noch lebt?« Ralphs Gesicht war starr vor Verzweiflung, das Gesicht eines Mannes, der alles auf eine Karte gesetzt hat.
    »Sie lebt.« Ralph lehnte sich aufatmend an die Stuhllehne. »Aber sie ist noch nicht mit Gott einig«, fügte Tom hinzu.
    »Nicht mit Gott einig? Warum nicht, Tommy?«
    »Sie ist in der Wildnis, Gott hat sie in die Wildnis geschickt, sie fürchtet nicht den Schrecken des Tages

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