The Stand. Das letze Gefecht
Jane, also ab in die Küche und laß Töpfe und Pfanne klappern. Dann hat ihre Zimmergenossin, eine große Emanze, sie mit zu verschiedenen Frauentreffen geschleppt.«
»Und als Reingeschmeckte war sie am Ende eine noch größere Emanze als ihre Zimmergenossin«, vermutete Fran.
»Erst Emanze, dann Lesbierin«, sagte Sue.
Stu blieb wie vom Donner gerührt stehen, und Fran sah ihn verhalten amüsiert an. »Komm, du schöne Blume im Gras«, sagte sie.
»Versuch mal, das Scharnier an deinem Mund zu reparieren.«
Stu klappte hörbar den Mund zu.
Sue fuhr fort: »Sie hat ihrem Höhlenmenschen beides zusammen vor den Latz geknallt. Er ist total ausgerastet und mit einem Gewehr wiedergekommen. Sie hat ihn entwaffnet. Sie sagt, das sei der wichtigste Wendepunkt in ihrem Leben gewesen. Sie erzählte mir, sie hätte immer gewußt, daß sie stärker und wendiger war als er - das hätte sie intellektuell gewußt. Es hat aber lange gedauert, bis sie den Mut dazu fand.«
»Willst du sagen, sie haßt Männer?« fragte Stu und sah sie eindringlich an.
Sue schüttelte den Kopf. »Sie is' bi.«
»Sisbi?« fragte Stu zweifelnd.
»Sie ist mit beiden Geschlechtern glücklich, Stuart. Und ich hoffe, du wirst jetzt nicht im Komitee einbringen, daß zusammen mit >Du sollst nicht töten< auch wieder die alten Moralgesetze eingeführt werden.«
»Ich habe genug zu tun, auch ohne mich darum zu kümmern, wer mit wem schläft«, murmelte er, und alle lachten. »Ich habe nur gefragt, weil ich nicht will, daß jemand diese Sache als Kreuzzug betrachtet. Wir brauchen Beobachter da drüben, keine Guerillakämpfer. Es ist eine Aufgabe für ein Wiesel, nicht für einen Löwen.«
»Das weiß sie«, sagte Susan. »Fran hat mich gefragt, wie sie es aufgenommen hat, als ich sie gefragt habe, ob sie für uns da rüber gehen würde. Sie hat es ziemlich gut aufgenommen. Zunächst einmal hat sie mich daran erinnert, wenn wir bei diesen Männern geblieben wären... weißt du noch, wie ihr uns gefunden habt, Stu?«
Er nickte.
»Wenn wir bei ihnen geblieben wären, wären wir entweder tot oder letztendlich doch im Westen gelandet, denn in diese Richtung sind sie gefahren... jedenfalls wenn sie nüchtern genug waren, daß sie die Schilder lesen konnten. Sie sagte, sie hätte sich schon gefragt, wo ihr Platz in der Zone sei, und dieser Platz war offensichtlich außerhalb. Und sie hat gesagt...«
»Was?« fragte Fran.
»Daß sie versuchen würde zurückzukommen«, sagte Sue brüsk und schwieg danach. Was Dayna Jürgens sonst noch gesagt hatte, ging nur sie beide etwas an, nicht einmal die Mitglieder des Komitees sollten es wissen. Dayna ging nach Westen und hatte ein zehn Zoll langes Klappmesser an den Unterarm geschnallt. Wenn sie das Handgelenk heftig abknickte, schnappte die Feder, und presto hatte sie plötzlich einen sechsten Finger, der zehn Zoll lang war und eine zweischneidige Klinge hatte. Sie dachte, die meisten - die Männer - würden das nicht verstehen.
Wenn er wirklich der große Diktator ist, dann band vielleicht nur er sie zusammen. Wenn er nicht mehr ist, fangen sie vielleicht an, untereinander zu streiten und zu kämpfen. Das könnte ihr Ende sein, wenn er stirbt. Und wenn ich in seine Nähe komme, Susie, sollte er besser seinen Schutzteufel bei sich haben.
Sie werden dich töten, Dayna.
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht rechtfertigt allein der Anblick, seine Eingeweide auf den Boden fallen zu sehen, ja alles.
Susan hätte sie vielleicht daran hindern können, aber sie hatte es nicht versucht. Sie hatte sich damit begnügt, Dayna das Versprechen zu entlocken, daß sie sich an den ursprünglichen Plan halten würde, wenn sich keine absolut perfekte Gelegenheit bot. Dem hatte Dayna zugestimmt, und Sue glaubte nicht, daß ihre Freundin die Chance bekommen würde. Flagg hielt sich sicher gut bedeckt. Trotzdem hatte Sue Stern in den drei Tagen, seit sie ihrer Freundin den Vorschlag unterbreitet hatte, als Spionin nach Westen zu gehen, nur ziemlich schlecht geschlafen.
»Nun«, sagte sie jetzt zu den ändern, »ich muß heim ins Bett. Nacht, Leute.«
Sie ging mit den Händen in den Jackentaschen davon.
»Sie sieht älter aus«, sagte Stu.
Nick schrieb etwas und zeigte den beiden den Block.
Wir alle , stand dort.
Am nächsten Morgen war Stu auf dem Weg zum Kraftwerk, als er Susan und Dayna auf Motorrädern den Canyon Boulevard entlangkommen sah. Er winkte, und sie hielten an. Er fand, dass Dayna nie hübscher
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