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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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atonales Singen in den Ohren. Sie roch nasse Fäulnis, intensiv, süßlich und erstickend. Sie roch Wahnsinn, wie verrottetes Gemüse in einem dunklen Keller.
    »Näher«, flüsterte sie heiser.
    Er kam noch einen Schritt näher, und sie machte eine wütende Bewegung mit dem rechten Handgelenk. Sie hörte die Feder klicken. Das Gewicht des Messers glitt in ihre Hand.
    » Hier !« schrie sie hysterisch und riß den Arm mit einer heftigen, ausholenden Geste hoch, um ihm den Leib aufzuschlitzen, damit er blind im Raum umhertorkelte und seine Eingeweide als dampfende Wülste heraushängen sollten. Statt dessen brüllte er vor Lachen, stemmte die Hände in die Hüften und warf das gerötete, vor Heiterkeit verzerrte Gesicht zurück.
    »Aber meine  Liebe !« rief er und konnte sich kaum halten vor Lachen. Sie betrachtete verblüfft ihre Hand. Statt des Messers hielt sie eine feste gelbe Banane mit einem blau-weißen Chiquita-Aufkleber. Entsetzt ließ sie sie auf den Teppich fallen, wo sie wie ein gelbes, häßliches Grinsen aussah, das Flaggs eigenes Grinsen nachahmte.
    »Du wirst es mir sagen«, flüsterte er. »O ja, das wirst du.«
    Und Dayna wußte, daß er recht hatte.
    Sie wirbelte so schnell herum, daß selbst der dunkle Mann überrascht war. Mit einer der schwarzen Hände versuchte er, sie festzuhalten, bekam aber nur ihre Bluse zu fassen, aus der er einen Fetzen Seide herausriß.
    Dayna lief zum Panoramafenster.
    » Nein !« kreischte er, und sie spürte ihn hinter sich wie einen schwarzen Wind.
    Sie stieß sich auf den Beinen ab, benützte sie wie Sprungfedern und prallte mit dem Kopf gegen die Scheibe. Ein dumpfes, klirrendes Geräusch war zu hören, und sie sah erstaunlich dicke Glasscherben nach unten auf den Angestelltenparkplatz fallen. Von der Stelle, wo das Fenster zersplittert war, sprangen Risse wie Quecksilberspritzer nach allen Seiten. Die Wucht des Aufpralls hatte sie halb durch die Scheibe getragen; dort hing sie nun, blutend.

    Sie fühlte  seine  Hände auf den Schultern und fragte sich, wie lange er brauchen würde, bis er sie zum Reden brachte. Eine Stunde? Zwei? Sie lag im Sterben, das wußte sie, aber es ging nicht schnell genug.
    Es war Tom, und du kannst ihn nicht fühlen oder wie immer du deine Informationen bekommst, weil er anders ist, er ist...  
    Er riß sie zurück.
    Sie tötete sich durch eine heftige Kopfbewegung nach rechts. Eine rasiermesserscharfe Glasscheibe bohrte sich tief in ihren Hals. Eine andere ins rechte Auge. Ihr Körper wurde einen Moment steif, und sie schlug mit den Händen gegen das Glas. Dann erschlaffte sie. Als der dunkle Mann sie hereinzog, war sie nur noch ein blutendes Bündel.
    Sie war tot, und vielleicht hatte sie noch im Tod triumphiert.
    Flagg schrie seine Wut hinaus und trat nach ihr. Die schlaffen, nachgebenden Bewegungen ihres Körpers machten ihn noch wütender. Brüllend und knurrend kickte er sie durch den Raum. Aus seinen Haaren sprangen Funken, als wäre ein Zyklotron in ihm angesprungen und hätte ein elektrisches Feld aufgebaut und ihn in eine Batterie verwandelt. Seine Augen sprühten dunkles Feuer. Er brüllte und trat, trat und brüllte.
    Draußen wurden Lloyd und die anderen blaß. Sie sahen einander an. Schließlich konnten sie es nicht mehr ertragen. Jenny, Ken und Whitney gingen weg - ihre kalkweißen Gesichter waren verschlossen, die Gesichter von Leuten, die nichts hören und auch weiterhin nichts sehen wollen.
    Nur Lloyd blieb - nicht weil er wollte, sondern weil er wußte, daß es von ihm erwartet wurde. Schließlich rief Flagg ihn hinein. 

    Er saß mit gekreuzten Beinen auf dem großen Schreibtisch und hatte die Hände auf die Knie der Jeans gelegt. Er sah über Lloyds Kopf hinweg in die Ferne. Es zog, und Lloyd sah, daß das Panoramafenster in der Mitte eingeschlagen war. Die gezackten Ränder des Lochs waren blutig.
    Am Boden lag zusammengekrümmt eine vage menschliche Gestalt, die in einen Vorhang gehüllt war.
    »Schaff das weg«, sagte Flagg.
    »Okay.« Lloyds Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. »Soll ich den Kopf nehmen?«
    »Schaff das Ding in den Osten der Stadt, gieß Benzin darüber und verbrenne es. Hast du verstanden? V erbrenn es! Verbrenn das ganze verdammte Ding !«
    »Gut.«
    »Ja.« Flagg lächelte gütig.
    Zitternd, mit trockenem Mund und vor Angst fast stöhnend, versuchte Lloyd das unförmige Bündel anzuheben. Die Unterseite war klebrig. In seinen Armen knickte es zu einem U zusammen, entglitt ihm und

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