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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mit einem Glas Cola neben sich am sonnigen Eßtisch gesessen und Wort für Wort ein Tom-Swift-Buch in ein Schreibheft Marke Blue Horse - billiges Papier, blaue Linien - abgeschrieben hatte. Er konnte die Worte seiner Mutter aus dem Wohnzimmer hören. Manchmal sprach sie ins Telefon, manchmal mit einer Nachbarin.
    Es ist nur Babyspeck, sagt der Arzt. Gott sei Dank hat er nichts mit den Drüsen. Und er ist so klug!
    Buchstabe für Buchstabe sah er die Worte entstehen. Wort für Wort die Sätze. Absätze, jeder ein Stein in dem großen gemauerten Bollwerk, das man Sprache nennt.
    »Dies ist meine größte Erfindung«, sagte Tom energisch. »Gebt acht, was passiert, wenn ich die Platte herausziehe, aber um Gottes willen, schützt eure Augen!«
    Die Mauersteine der Sprache. Ein Stein, ein Blatt, eine Tür, die man nicht findet. Worte. Worte . Magie. Leben und Unsterblichkeit. Macht . 
    Ich weiß nicht, woher er es hat, Rita. Vielleicht von seinem Großvater. Der war Priester, und es heißt, daß er die wunderbarsten Predigten gehalten hat...
    Er beobachtete, wie die Buchstaben mit der Zeit besser wurden. Beobachtete, wie sie sich zusammenfügten, keine Druckschrift mehr, sondern Schreibschrift. Er trug Gedanken und Handlungen zusammen. Schließlich war die Welt nichts anderes als Gedanken und Handlungen. Er hatte schließlich eine Schreibmaschine bekommen (und mittlerweile war nicht mehr viel anderes für ihn übrig; Amy war an der High School, National Honor Society, Cheerleader, Laienschauspielgruppe, Diskussionsrunde, lauter Einsen, die Zahnspangen waren abgenommen worden, und ihre allerbeste Freundin auf der Welt war Frannie Goldsmith... und der Babyspeck ihres Bruders war noch nicht weg, obwohl dieser Bruder schon dreizehn Jahre alt war; und er fing an, große Worte zur Verteidigung zu gebrauchen, und ihm war mit allmählich aufkeimendem Entsetzen klargeworden, was das Leben wirklich war: ein einziger großer Kochtopf von Heiden', in dem er als einziger Missionar steckte und langsam gesotten wurde). Die Schreibmaschine setzte das übrige, das not tat, für ihn frei. Zuerst langsam, so langsam, und die ständigen Tippfehler waren unglaublich frustrierend. Es war, als würde sich die Maschine bewußt - und heimtückisch - seinem Willen widersetzen. Aber als er besser damit umgehen konnte, begriff er allmählich, was die Maschine wirklich war - eine Art magisches Stromkabel zwischen seinem Gehirn und der leeren Seite, die er zu erobern trachtete. Zur Zeit der Supergrippe konnte er mehr als hundert Worte pro Minute tippen, und damit konnte er endlich mit seinen rasenden Gedanken Schritt halten und alle einfangen. Aber er hatte nie völlig aufgegeben, mit der Hand zu schreiben, weil er wußte, daß Moby Dick mit der Hand geschrieben worden war, und Der scharlachrote Buchstabe und Das verlorene Paradies .
    Die Art zu schreiben, die Frannie in seinem Hauptbuch gesehen hatte, hatte er in jahrelanger Übung entwickelt - keine Abschnitte, keine Absätze, keine Pause für das Auge. Es war Arbeit - gräßliche Arbeit, die die Hände verkrampfte -, aber es war eine heißgeliebte Arbeit. Er benützte die Schreibmaschine gern und bereitwillig, aber für seine Sternstunden behielt er sich stets die Handschrift vor. Und jetzt würde er den letzten Rest von sich selbst auf eben diese Weise zu Papier bringen.
    Er sah auf und erblickte Bussarde, die am Himmel kreisten, wie in einer Samstagsmatinee in einem Film mit Randolph Scott oder einem Roman von Max Brand. Er stellte sich vor, wie es in einem Roman beschrieben sein würde: Harold sah die Bussarde wartend am Himmel kreisen. Er betrachtete sie einen Augenblick gelassen, dann beugte er sich wieder über sein Tagebuch.
    Er beugte sich wieder über sein Tagebuch.
    Am Ende mußte er wieder zu den krakeligen Buchstaben zurückkehren, dem Besten, was seine zitternde Motorik am Anfang zustande gebracht hatte. Er mußte schmerzlich an die sonnige Küche denken, das kalte Glas Cola, das alte und stockfleckige TomSwift-Buch. Und jetzt endlich, dachte er (und schrieb er), würde er seinen Vater und seine Mutter glücklich machen. Er hatte den Babyspeck verloren. Und obwohl er rein technisch gesehen immer noch Jungfrau war, war er todsicher, daß er kein Homosexueller war. Er machte den Mund auf und krächzte: »Der totale Gipfel, Ma.«
    Er hatte die Seite halb vollgeschrieben. Er betrachtete zuerst das Geschriebene, dann sein Bein, das verbogen und gebrochen war. Gebrochen? Ein zu mildes Wort.

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