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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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neben die Straße schmeißt? Er sagte, es wäre nicht nötig, wieder mit dieser Scheiße anzufangen. Wir hätten schon viel zuviel von der alten Scheiße einreißen lassen.«
    Kojak stand auf und trabte hinüber, um zu sehen, was Glen dort machte. »Da bist du ja, du großes faules Miststück. Ich hab' mich so langsam schon gefragt, wo du bleibst. Soll ich dich gleich mit vergraben?«
    Larry grinste und nahm den Meilenzähler ab, den er am Gürtel hängen hatte. Er hatte ihn in einem Sportartikelgeschäft gefunden. Man stellte ihn auf die eigene Schrittlänge ein und hängte ihn wie einen Zollstock an den Gürtel. Auf einen immer wieder gefalteten Zettel mit Eselsohren trug Larry jeden Abend die zurückgelegte Strecke ein.
    »Darf ich diesen Mogelzettel mal sehen?« fragte Stu.
    »Gern«, sagte Larry und gab ihm das Stück Papier.
    Auf den oberen Blattrand hatte Larry in Druckbuchstaben geschrieben: Boulder-Vegas: 771 Meilen. Darunter stand:
    Datum Meilen Gesamtstrecke
    6.September 2.8,1 28,1
    7.September 27,0 55,1
    8.September 26,5 81,6
    9.September 28,2 109,8
    10.September 27,9 137,7
    11.September 29,1 166,8
    12.September 28,8 195,6
    13.September 29,5 225,1
    14.September 32,0 257,1
    15.September 32,6 289,7
    16.September 35,5 325,2
    17.September 37,2 362,4
    Stu zog einen kleinen Zettel aus seiner Brieftasche und führte ein paar Subtraktionen durch. »Na ja, wir kommen in den letzten Tagen schneller voran als zu Anfang, aber wir haben immer noch vierhundert Meilen vor uns. Wir haben noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Scheiße.«
    Larry nickte. »Wir kommen schneller voran, stimmt. Weil es immer mehr Gefällstrecken gibt. Und Glen hat recht, weißt du. Warum sollten wir Dampf machen? Sobald wir am Ziel sind, knipsen uns die Burschen dort das Licht aus.«
    »Nein, das glaub' ich einfach nicht«, sagte Ralph. »Sicher, vielleicht müssen wir ins Gras beißen. Aber es ist doch nicht so, als wenn es schon beschlossene Sache wäre. So einfach werden die es mit uns nicht haben. Da steckt mehr dahinter. Mutter Abagail hätte uns bestimmt nicht losgeschickt, damit man uns abmurkst und fertig, aus. Das hätte sie niemals getan.«
    »Ich glaube nicht, daß sie es war, die uns losgeschickt hat«, sagte Stu leise.
    Larrys Meilenzähler klickte viermal vernehmlich, als er ihn für den Tag einstellte: 000,0. Stu warf Sand auf die Reste des Lagerfeuers. Die kleinen allmorgendlichen Rituale. Sie waren jetzt zwölf Tage unterwegs. Es schien Stu, als sollte es immer so weitergehen: Glens scherzhaft gemeinte Meckerei über das Essen, Larry, der die zurückgelegte Strecke auf seinen Zettel schrieb, die beiden Tassen Kaffee, jemand, der die Abfälle vergrub, ein anderer, der das Feuer löschte. Es war Routine, angenehme Routine. Man vergaß, worauf das alles hinauslief, und das war gut so. Morgens kam es ihm vor, als sei Fran unendlich weit fort - sehr klar, aber sehr weit entfernt, wie ein Foto in einem Medaillon. Aber abends, wenn es dunkel wurde und der Mond durch die Nacht zog, war sie ihm sehr nahe. Fast so nahe, daß er sie berühren konnte... und darin lag natürlich sein ganzer Schmerz. In solchen Augenblicken verwandelte sich sein Glaube an Mutter Abagail in bittere Zweifel, und er hatte das Bedürfnis, die anderen zu wecken und ihnen zu sagen, daß man sie in den April geschickt habe, daß sie mit Gummilanzen gegen tödliche Windmühlenflügel kämpfen wollten, daß sie lieber in der nächsten Stadt anhalten sollten, um sich Motorräder zu besorgen und wieder zurückzufahren. Daß sie besser daran täten, ein wenig Licht und ein wenig Liebe zu genießen, solange es noch möglich war - denn viel Zeit würde Flagg ihnen nicht mehr lassen.
    Aber das war nachts. Morgens erschien es ihm dann wieder richtig, den Marsch fortzusetzen. Nachdenklich sah er Larry an und fragte sich, ob Larry spät in der Nacht an seine Lucy dachte. Von ihr träumte und sich wünschte...
    Glen kam mit Kojak ins Lager zurück und zuckte beim Gehen hin und wieder leicht zusammen. »Wir werden es schon schaffen«, sagte Glen. »Nicht wahr, Kojak?«
    Kojak wedelte mit dem Schwanz.
    »Er sagt Las Vegas oder nie«, meinte Glen. »Gehen wir.«
    Sie stiegen über die Böschung zur I-70 hoch, die nach Grand Junction hinunterführte, und nahmen ihre heutige Etappe in Angriff. 

    Am späten Nachmittag fiel ein kalter Regen, der sie unangenehm abkühlte und die Unterhaltung dämpfte. Larry hatte die Hände in den Taschen und ging allein. Zuerst

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