The Stand. Das letze Gefecht
sich das Schauspiel anzusehen. Er würde Aufnahmen machen und Flugblätter drucken lassen und sie nach Los Angeles und San Francisco und Spokane und Portland schicken.
Fünf Köpfe, denn auch den Kopf des Hundes würde er auf einen Pfahl stecken.
»Braves Hundchen«, sagte Flagg, und zum erstenmal, seit Nadine ihn dazu verleitet hatte, sie vom Dach zu schleudern, lachte er laut.
»Braves Hundchen«, sagte er noch einmal und grinste.
In dieser Nacht schlief er ausgezeichnet, und am nächsten Morgen gab er den Befehl, auf allen Straßen in Utah und Nevada die Wachen zu verdreifachen. Aber jetzt suchten sie keinen Mann mehr, der nach Osten ging, sondern vier Männer und einen Hund, die auf dem Weg in den Westen waren. Und sie mußten lebend ergriffen werden. Sie mußten um jeden Preis lebend ergriffen werden.
O ja.
72
»Wißt ihr«, sagte Glen Bateman und blickte im Licht des frühen Morgens nach Grand Junction hinüber, »ich habe oft den Ausdruck >Es kotzt mich an< gehört, ohne recht zu wissen, was er bedeutet. Ich glaube, jetzt weiß ich es.« Er betrachtete sein Frühstück, das aus synthetischen Morning-Star-FarmsWürstchen bestand, und verzog das Gesicht.
»Nein, die sind lecker«, sagte Ralph ganz ernsthaft. »Du hättest den Fraß sehen sollen, den man uns bei der Armee vorgesetzt hat.«
Die Gruppe saß um das Lagerfeuer herum, das Larry vor einer halben Stunde neu angezündet hatte. Sie alle trugen warme Mäntel und Handschuhe und tranken gerade ihre zweite Tasse Kaffee. Die Temperatur betrug etwa zwei Grad über Null, und der Himmel war bedeckt und fahl. Kojak schlief so nahe am Feuer, wie es nur möglich war, ohne sich das Fell zu verbrennen.
»So, ich hab' mein Innenleben zufriedengestellt«, sagte Glen und stand auf. »Gebt mir die Reste für die Armen und Gottlosen. Genauer gesagt, gebt mir euren Abfall. Ich werde ihn vergraben.«
Stu gab ihm Pappteller und -becher. »Feine Sache, so ein kleiner Spaziergang, findest du nicht auch, Platte? Ich wette, du bist nicht mehr in so guter Verfassung gewesen, seit du zwanzig warst.«
»Und das ist siebzig Jahre her«, sagte Larry und lachte.
»Stu, ich war nie in einer solchen Verfassung«, sagte Glen finster, während er die Abfälle aufsammelte und in die Plastiktüte stopfte, in der er sie vergraben wollte. »Ich wollte nie in einer solchen Verfassung sein. Aber es macht mir nichts aus. Nach fünfzig Jahren als überzeugter Atheist scheint es mein Schicksal zu sein, dem Gott einer alten schwarzen Frau in den Rachen des Todes zu folgen. Und wenn das mein Schicksal ist, dann ist es eben mein Schicksal. Schluß. Aus. Aber ehrlich gesagt, ziehe ich das Gehen dem Fahren vor. Wenn ich gehe, dauert es länger, folglich lebe ich länger... wenigstens ein paar Tage. Entschuldigen Sie mich, Gentlemen, ich will diesem Unrat ein anständiges Begräbnis zuteil werden lassen.«
Sie schauten ihm nach, als er mit einer kleinen Schaufel ein Stück abseits ging. Diese »Wanderung durch Colorado auf der Spur nach Westen«, wie Glen sich ausdrückte, war für Glen selbst am beschwerlichsten. Er war der älteste, zwölf Jahre älter als Ralph Brentner. Aber irgendwie hatte er es für die anderen leichter gemacht. Er legte eine beständige, aber gutmütige Ironie an den Tag und schien seinen Frieden mit sich gemacht zu haben. Die Tatsache, daß er dies jeden Tag erneut schaffte, beeindruckte die anderen, wenn es sie auch nicht gerade inspirierte. Er war siebenundfünfzig, und Stu hatte an den letzten drei oder vier kalten Vormittagen wiederholt beobachtet, wie er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Finger rieb.
»Tut es sehr weh?« hatte Stu ihn gestern gefragt, als sie schon etwa eine Stunde unterwegs waren.
»Ich nehm' ein Aspirin, dann geht's. Es ist Arthritis, aber es ist noch nicht so schlimm, wie es in fünf oder sieben Jahren sein wird, und ehrlich gesagt, Ost-Texaner, so lange denke ich nicht mehr im voraus.«
»Glaubst du wirklich, er kriegt uns zu fassen?«
Und darauf hatte Glen Bateman eine seltsame Antwort gegeben:
»Ich fürchte mich nicht vor dem Bösen.« Und das war das Ende des Gesprächs gewesen.
Jetzt hörten sie ihn im gefrorenen Boden stochern und fluchen.
»Er ist ein feiner Bursche, was?« sagte Ralph.
Larry nickte. »Ja. Glaub' schon.«
»Ich hab' diese Professoren immer für Waschlappen gehalten, für Schwächlinge, aber Glen ist ein ganzer Kerl. Wißt ihr, was er gesagt hat, als ich ihn fragte, warum er den Mist nicht einfach
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