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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dachte er an Harold Lauder, dessen Leiche sie vor zwei Tagen gefunden hatten - es schien eine stillschweigende Übereinkunft zwischen ihnen zu bestehen, nicht über Harold zu sprechen -, aber dann wandten sich seine Gedanken dem Mann zu, den er den Wolfsmann genannt hatte. Sie hatten den Wolfsmann östlich des Eisenhower-Tunnels gefunden. Dort hatte es einen gewaltigen Verkehrsstau gegeben, und es hatte intensiv nach Tod und Verwesung gestunken. Der Wolfsmann hatte halb in einem Austin gelegen. Er trug Nietenjeans und ein mit Ziermünzen benähtes Westernhemd aus Seide. Die Leichen mehrerer Wölfe lagen um den Austin herum. Der Wolfsmann hing halb im Beifahrersitz des Wagens, und ein toter Wolf lag auf seiner Brust. Die Hände des Wolfsmannes umklammerten den Hals des Tieres, dessen blutiges Maul am Hals des Mannes lag. Sie hatten versucht, die Situation zu rekonstruieren. Ein Rudel Wölfe mußte aus den Bergen gekommen sein, den einsamen Mann bemerkt und ihn angefallen haben. Der Wolfsmann hatte ein Gewehr mit sich geführt und mehrere der Tiere erschossen, bevor er sich in den Austin zurückzog.
    Wie lange mochte es gedauert haben, bis der Hunger ihn gezwungen hatte, seinen Zufluchtsort wieder zu verlassen? Larry wußte es nicht, und er wollte es auch gar nicht wissen. Aber er hatte gesehen, wie mager der Wolfsmann gewesen war. Eine Woche vielleicht. Wer immer er sein mochte, er war auf dem Weg in den Westen gewesen, um sich dem dunklen Mann anzuschließen, aber Larry hätte niemandem ein so entsetzliches Schicksal gewünscht. Zwei Tage nachdem sie aus dem Tunnel herausgekommen waren und den Wolfsmann weit hinter sich gelassen hatten, hatte er Stu darauf angesprochen.
    »Warum sollte ein Rudel Wölfe sich dort so lange aufgehalten haben, Stu?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich meine, wenn sie was zu fressen gesucht haben, hätten sie es doch leicht finden können.«
    »Ja, das meine ich auch.«
    Die ganze Sache war für ihn ein schreckliches dunkles Rätsel, und er dachte immer wieder darüber nach, wenn er auch wußte, daß er die Lösung nie finden würde. Wer immer der Wolfsmann war, an Mumm hatte es ihm nicht gefehlt. Zuletzt hatte er, von Hunger und Durst getrieben, die Beifahrertür geöffnet. Einer der Wölfe hatte ihn angesprungen und ihm die Kehle aufgerissen, aber im Sterben hatte er das Tier noch erwürgt.
    Sie waren alle vier angeseilt durch den Tunnel gegangen, und in der entsetzlichen Dunkelheit hatte Larry an seinen Weg durch den Lincoln Tunnel denken müssen. Aber jetzt verfolgte ihn nicht mehr Rita Blakemoores Bild, sondern das Gesicht des Wolfsmannes, zu einem letzten Schrei verzerrt, als der Wolf und er sich gegenseitig töteten.
    Waren die Wölfe geschickt worden, um den Mann umzubringen? 
    Aber dieser Gedanke war zu beunruhigend, als daß er ihn auch nur in Erwägung ziehen mochte. Er versuchte, die ganze Geschichte zu verdrängen und einfach weiterzugehen, immer weiter. Aber es war verdammt schwer.
    An diesem Abend schlugen sie kurz hinter Loma, ziemlich nahe an der Grenze zu Utah, ihr Lager auf. Das Abendbrot bestand aus eßbaren Pflanzen und abgekochtem Wasser, wie alle ihre Mahlzeiten - sie befolgten Mutter Abagails Anweisungen aufs Wort.
    »In Utah wird es schlimm werden«, meinte Ralph. »Dort werden wir feststellen, ob Gott tatsächlich über uns wacht. Auf einer Strecke von mehr als hundert Meilen liegt keine einzige Stadt. Dort gibt es nicht mal ein Cafe oder eine Tankstelle.« Diese Aussichten schienen ihn jedoch nicht sonderlich zu beunruhigen.
    »Und Wasser?« fragte Stu.
    Ralph zuckte die Achseln. »Damit sieht's auch beschissen aus. Ich glaube, ich leg' mich jetzt aufs Ohr.«
    Larry tat es ihm gleich. Glen blieb noch wach und rauchte eine Pfeife. Stu hatte noch ein paar Zigaretten und beschloß, sich eine davon anzuzünden. Schweigend rauchten sie eine Weile.
    »Wir sind weit weg von New Hampshire, Platte«, sagte Stu endlich.
    »Auch Texas ist nicht gerade in Rufweite.«
    Stu lächelte. »Nein. Nein, wirklich nicht.«
    »Du vermißt Fran sehr, nehme ich an.«
    »Ja. Ich vermiss' sie, mach' mir Sorgen um sie. Mach' mir Sorgen um das Baby. Nachts ist es besonders schlimm.«
    Glen zog an seiner Pfeife. »Du kannst nichts daran ändern, Stuart.«
    »Das weiß ich. Aber ich mache mir Sorgen.«
    »Natürlich.« Glen klopfte seine Pfeife an einem Stein aus. »Gestern nacht ist was Komisches passiert, Stu. Ich habe mir den ganzen Tag überlegt, ob es Traum oder Wirklichkeit

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