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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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herumzuhängen und den anderen zuzuhören, wenn sie ihren Blödsinn über die Regierung und die Wirtschaft und die schlechten Zeiten von sich gaben. Stu glaubte nicht, daß nur einer von ihnen gewußt hatte, was wirklich schlechte Zeiten waren. Er rauchte seine Zigarette zu Ende und warf sie ins Feuer.
    »Laß es dir gutgehen, Frannie, altes Mädchen«, sagte er und kroch in seinen Schlafsack. Und er träumte davon, daß irgend etwas in der Nähe war, das voller Bosheit über sie wachte. Es hätte ein Wolf mit dem Verstand eines Menschen sein können. Oder eine Krähe. Oder ein Wiesel, das auf dem Bauch durch das Gebüsch schlich. Oder irgendein körperliches Wesen, ein Auge, das sie beobachtete. 
    Ich fürchte mich nicht vor dem Bösen , murmelte er im Traum. Ja, und wenn ich auch wandle im Tal des Todes, so fürchte ich mich nicht vor dem Bösen. Nicht vor dem Bösen.
    Zuletzt verblaßte der Traum, und er schlief tief und fest.
    Am nächsten Morgen waren sie schon früh wieder unterwegs. Larrys Meilenzähler zählte klickend Meile um Meile auf der Straße, die sich die westlichen Hänge hinabwand, um dann nach Utah zu führen. Kurz nach Mittag ließen sie Colorado hinter sich. An diesem Abend kampierten sie westlich von Harley Dome, Utah. Zum ersten Mal kam Larry die tiefe Stille bedrückend und bösartig vor. Als Ralph Brentner an diesem Abend einschlief, dachte er: Wir sind jetzt im Westen. Wir sind von unserem Baseballplatz auf seinen gekommen. 
    Und in dieser Nacht träumte Ralph von einem Wolf mit einem einzigen roten Auge, der aus der Wüste gekommen war, um sie zu beobachten. Hau ab , sagte Ralph zu dem Wolf. Wir haben keine Angst. Nicht vor dir.

    Am 21. September, nachmittags um zwei Uhr, hatten sie Sego passiert. Laut Stus Straßenkarte war die nächste größere Stadt Green River. Danach kamen lange, lange Zeit keine Städte mehr. Dann würden sie wahrscheinlich, wie Ralph es ausgedrückt hatte, herausfinden, ob Gott auf ihrer Seite stand oder nicht.
    »Eigentlich«, sagte Larry zu Glen, »mache ich mir um Nahrung viel weniger Sorgen als um Wasser. Fast jeder, der unterwegs ist, hat irgend etwas zu essen im Auto, Erdnüsse oder Trockenfeigen oder etwas von dieser Art.« Glen lächelte. »Vielleicht gießt der Herr seinen Segen auf uns herab.« Larry schaute zum wolkenlosen Himmel hinauf und verzog das Gesicht bei dem Gedanken.
    »Manchmal glaube ich, daß Mutter Abagail zum Schluß nicht mehr ganz normal war.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Glen freundlich. »Wenn du deine Theologie gelesen hast, dann wirst du wissen, daß Gott oft durch Sterbende und Verrückte spricht. Mir scheint - und hier kommt der Jesuit zum Vorschein -, daß es dafür gute psychologische Gründe gibt. Verrückte oder Menschen auf dem Totenbett sind Wesen mit drastisch veränderter Psyche. Ein gesunder, normaler Mensch könnte die göttliche Botschaft vielleicht entsprechend der eigenen Persönlichkeit interpretieren. Mit anderen Worten, ein gesunder Mensch dürfte einen beschissenen Propheten abgeben.«
    »Die Wege Gottes«, sagte Larry. »Ich weiß. Wir sehen nur wie in einem dunklen Spiegel. Mir erscheint dieser Spiegel ziemlich dunkel. Warum wir die ganze Strecke laufen, wo wir unser Ziel mit einem Wagen in einer Woche erreicht hätten, übersteigt meinen Horizont. Aber wenn wir schon so was Verrücktes tun, ist es wohl in Ordnung, wenn wir's auch auf verrückte Art und Weise tun.«
    »Was wir tun, hat alle möglichen historischen Präzedenzfälle«, sagte Glen. »Außerdem sehe ich für diesen Spaziergang völlig vernünftige psychologische und soziologische Gründe. Ich weiß nicht, ob es Gottes Gründe sind oder nicht, aber mir erscheinen sie sinnvoll.«
    »Welche Gründe zum Beispiel?« Stu und Ralph waren zu ihnen getreten, um es auch zu hören.
    »Es hat verschiedene Indianerstämme gegeben, bei denen >Visionen zu haben< zum Mannbarkeitsritus gehörte. Wenn es an der Zeit war, daß jemand zum Mann wurde, mußte er unbewaffnet in die Wildnis gehen. Er mußte irgend etwas töten, und er mußte sich zwei Lieder ausdenken - eines über den Großen Geist und eines über die eigenen Qualitäten als Jäger und Reiter und Krieger und Ficker -, und er mußte eben diese Vision haben. Er durfte nichts essen. Er sollte eine höhere Stufe erreichen - sowohl geistig als auch körperlich - und mußte auf diese Vision warten. Und natürlich kam sie früher oder später.« Glen kicherte. »Hunger fördert

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