Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Müll mit der Hand über die gerundete Oberfläche strich, hatte er sich kaum vorstellen können, daß dieses kalte Stück Metall das Potential für eine so gewaltige Hitze barg.
    Er hatte ihn um vier Uhr morgens gefunden. Er war zum Fuhrpark gegangen und hatte dort einen Flaschenzug besorgt. Er hatte den Flaschenzug mit nach unten genommen und über dem Sprengkopf installiert. Neunzig Minuten später stand er mit der Nase nach oben auf dem Elektrowagen. Oben war A161410USAF aufgestempelt. Die Hartgummireifen des Wagens hatten sich durch das Gewicht erheblich verformt.
    Jetzt erreichte er das Ende des Gangs. Direkt vor ihm lag ein großer Lastenaufzug, dessen Türen einladend offenstanden. Er war gross genug, den Wagen aufzunehmen, aber es gab natürlich keinen Strom. Müll war über die Treppe nach unten gegangen, und auf diesem Weg hatte er auch den Flaschenzug nach unten transportiert. Verglichen mit dem Sprengkopf war der Flaschenzug leicht. Er wog nur etwa hundertfünfzig Pfund. Dennoch war es Schwerarbeit gewesen, ihn fünf Treppenfluchten nach unten zu schleppen.
    Wie sollte er den Sprengkopf die Treppen hinauf bekommen? 
    Eine motorgetriebene Winde , flüsterte sein Verstand. 
    Er saß auf dem Fahrersitz, leuchtete mit der Taschenlampe die Umgebung ab und nickte. Klar, das war die Lösung. Mit einer Winde hochziehen. Oben einen Motor aufstellen und ihn notfalls Treppenabsatz für Teppenabsatz hochziehen. Aber wo konnte er eine fünfzehn Meter lange Kette auf treiben?
    Wahrscheinlich nirgends. Aber er konnte Teile von Ketten zusammenschweißen. Konnte das klappen? Würden die Schweißstellen halten? Schwer zu sagen. Und selbst wenn, was war mit den Biegungen der Treppe?
    Er sprang herunter und strich in der stillen Dunkelheit zärtlich mit einer Hand über die glatte, tödliche Oberfläche des Sprengkopfs. Liebe findet immer einen Weg.
    Er ließ den Sprengkopf auf dem Wagen und stieg die Treppen hoch, um geeignetes Material zu suchen. In einer solchen Anlage mußte es von allem etwas geben. Er würde finden, was er brauchte. 
    Nach der zweiten Treppe blieb er stehen, um zu verschnaufen. Plötzlich überlegte er: Habe ich Strahlung abbekommen? Dieses Zeug hatte zwar eine Ummantelung, eine Ummantelung aus Blei. Aber in den Filmen im Fernsehen trugen die Leute, die mit radioaktivem Zeug umgingen, immer Schutzanzüge und beschichtete Streifen, die sich verfärbten, wenn die Dosis zu hoch wurde. Denn die Strahlung war nicht zu hören. Nicht zu sehen. Sie lagerte sich einfach im Fleisch und in den Knochen ab. Man wußte erst, daß man krank war, wenn man anfing zu kotzen und die Haare zu verlieren und alle paar Minuten aufs Klo rennen mußte. 
    Würde ihm das auch passieren?
    Er stellte fest, daß es ihm gleichgültig war. Er wollte diese Bombe nach oben schaffen. Irgendwie würde es ihm gelingen. Irgendwie würde er sie nach Las Vegas bringen. Er mußte die schreckliche Tat wiedergutmachen, die er in Indian Springs angerichtet hatte. Wenn er sterben mußte, um zu sühnen, dann würde er sterben.
    »Mein Leben für dich«, flüsterte er in der Dunkelheit und stieg weiter die Treppe hinauf.

71
    Am Abend des 17. September, kurz vor Mitternacht, war Randall Flagg in der Wüste, von Kopf bis Fuß in drei Wolldecken gewickelt. Eine vierte war wie ein Burnus um seinen Kopf geschlungen, so dass nur noch Augen und Nasenspitze zu sehen waren. Er blickte zu den hellen Sternen über der Wüste hinauf.
    Nach und nach verdrängte er jeden Gedanken. Er lag vollkommen ruhig da. Die Sterne waren kaltes Feuer. Hexenlicht. Er schickte das Auge aus.
    Er spürte, wie es sich mit einem leichten, schmerzlosen Ruck von ihm löste. Es schwebte davon, leise wie ein Habicht, der sich in düsteren Aufwinden emporschwingt. Jetzt war er eins mit der Nacht. Er war das Auge der Krähe, das Auge des Wolfes, das Auge des Wiesels, das Auge der Katze. Er war der Skorpion, die lauernde Minierspinne. Er war ein tödlicher Giftpfeil, der endlos durch die Wüstenluft glitt. Was immer auch geschehen sein mochte, das Auge war noch sein, gehorchte ihm.
    Er schwebte mühelos, und die der Erde verhafteten Dinge breiteten sich wie ein Ziffernblatt unter ihm aus.
    Sie kommen... sie sind schon fast in Utah...
    Er flog hoch und weit und stumm über eine Friedhofswelt. Vom dunklen Band der Interstate durchschnitten, lag die Wüste unter ihm wie ein geweißtes Grab. Den Körper weit zurücklassend, dessen glitzernde Augen nur blindes Weiß zeigten, flog er

Weitere Kostenlose Bücher