The Stand. Das letze Gefecht
einen Salto rückwärts und rutschte mit dem Gesicht durch den Dreck. Scharfe Kiesel kratzten ihm Gesicht und Arme blutig. Wieder landete er auf seinem verletzten Bein, und er hörte es an einer anderen Stelle brechen. Diesmal schrie er nicht. Diesmal brüllte er. Die letzten Meter schlitterte er auf dem Bauch, wie ein Kind auf einer schmierigen Rutschbahn. Völlig mit Schlamm bedeckt, blieb er liegen, und er hörte seinen Herzschlag in den Ohren dröhnen. Die Schmerzen in seinem Bein brannten wie Feuer. Seine Jacke und sein Hemd waren bis auf die Haut zerfetzt und durchgescheuert.
Gebrochen. Aber wie schlimm? Ziemlich schlimm, so wie es sich anfühlt. Mindestens an zwei Stellen gebrochen, wenn nicht an mehr. Und auch das Knie ist verletzt.
Dann kam Larry den Hang herab. Er kam in langen Sprüngen, die fast wie Hohn wirkten nach dem, was Stu erlitten hatte. Larry kniete sich neben Stu und stellte die Fragen, die Stu sich schon selbst gestellt hatte.
»Wie schlimm ist es, Stu?«
Stu stützte sich auf die Ellenbogen und blickte Larry an, das Gesicht noch weiß vor Entsetzen und von Schlamm verdreckt.
»Ich schätze, ich werde in drei Monaten wieder gehen können«, sagte er. Er hatte das Gefühl, als ob er sich übergeben müßte. Er schaute zum wolkenverhangenen Himmel auf, ballte die Fäuste und schüttelte sie.
»OH, SCHEISSE!« brüllte er.
Ralph und Larry schienten ihm das Bein. Glen holte eine Flasche »Arthritispillen«, wie er sie nannte, aus der Tasche und gab Stu eine. Stu wußte nicht, woraus die »Arthritispillen« bestanden, und Glen wollte es ihm nicht sagen, aber die Schmerzen in seinem Bein waren nach einiger Zeit nur noch wie ein entferntes Summen. Er war jetzt ganz ruhig, sogar heiter. Er mußte daran denken, daß sie alle nur von geborgter Zeit lebten, nicht, weil sie auf dem Weg zu Flagg waren, sondern schon deshalb, weil sie Captain Trips überlebt hatten. Jedenfalls wußte er, was zu tun war... und er würde dafür sorgen, daß es auch getan wurde .
Larry hatte gerade aufgehört zu sprechen, und die anderen warteten gespannt auf Stus Kommentar.
Er sagte nur ein Wort: »Nein.«
»Stu«, sagte Glen leise, »du verstehst nicht...«
»Ich verstehe. Ich sage nein. Keine Fahrt zurück nach Green River. Kein Seil. Kein Wagen. Das wäre gegen die Spielregeln.«
»Dies ist kein Spiel!« rief Larry. »Du würdest hier sterben!«
»Und ihr werdet höchstwahrscheinlich drüben in Nevada sterben. Und jetzt macht, daß ihr weiterkommt. Ihr habt noch vier Stunden Tageslicht. Es gibt keinen Grund, hier rumzutrödeln.«
»Wir werden dich hier nicht allein lassen«, sagte Larry.
»Genau das werdet ihr tun. Ich befehle es euch.«
»Nein. Ich habe jetzt das Kommando übernommen. Mutter hat gesagt, wenn dir etwas passiert...«
»...dann sollt ihr weitermachen.«
»Nein. Nein.« Larry blickte hilfesuchend Glen und Ralph an. Sie standen bekümmert da. Kojak saß in der Nähe, den Schwanz um die Pfoten geringelt, und beobachtete die vier.
»Hör zu, Larry«, sagte Stu. »Dieser ganze Ausflug basiert auf der Annahme, daß die alte Dame wußte, worüber sie redete. Wenn du das in Zweifel ziehst, setzt du alles aufs Spiel.«
»Ja, das stimmt«, sagte Ralph.
»Nein, das stimmt nicht , du Bauernlümmel«, sagte Larry, indem er wütend Ralphs breiten Oklahoma-Akzent nachahmte. »Es war nicht Gottes Wille, daß Stu hier abstürzen sollte. Nicht einmal der dunkle Mann hat etwas damit zu tun. Es war nur loser Dreck, weiter nichts, nur loser Dreck! Ich lasse dich hier nicht allein, Stu. Nie wieder lasse ich Menschen allein.«
»Doch. Wir werden ihn hier zurücklassen«, sagte Glen ruhig. Larry sah ihn ungläubig an, als wäre er gerade verraten und verkauft worden. »Und ich dachte, du bist sein Freund.«
»Das bin ich auch. Aber das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.«
Larry lachte hysterisch und ging ein paar Schritte durc h den Schlamm. »Du bist verrückt! Weißt du das?«
»Nein, das bin ich nicht. Wir haben eine Vereinbarung getroffen. Wir standen um Mutter Abagails Totenbett herum und waren alle einverstanden. Das bedeutete mit ziemlicher Sicherheit unseren Tod, und das wußten wir. Wir haben alles genau verstanden, und jetzt werden wir uns an diese Vereinbarung halten.«
»Das will ich ja auch, verdammt noch mal!« rief Larry. »Ich meine, wir müssen ja nicht nach Green River laufen. Wir könnten uns einen Kombi besorgen, laden ihn ein und fahren weiter...«
»Wir sollen zu Fuß
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