The Stand. Das letze Gefecht
Skelettartiges in einem Wollpullover. Der Triumph hatte mit Sicherheit eine Gangschaltung, aber niemals hätte er sich mit seinem geschienten Bein in den engen Fahrersitz zwängen können.
»Wie weit sind wir schon?« fragte er Tom, aber Tom konnte nur mit den Achseln zucken. Es muß schon eine ganz schöne Strecke gewesen sein, dachte Stu. Bevor er die Pause einlegte, hatte Tom den Schlitten mindestens drei Stunden gezogen. Er mußte ungeheure Körperkräfte besitzen. Einige markante Punkte in der Landschaft lagen schon so weit hinter ihnen, daß Stu sie nicht mehr sehen konnte. Tom, stark wie ein junger Bulle, hatte ihn, während er schlief, vielleicht sechs oder acht Meilen weit gezogen.
»Ruh dich aus, so lange du willst«, wiederholte Stu. »Mach dich nicht kaputt.«
»Tom geht's gut. G-U-T, so buchstabiert man's. Meine Fresse, das weiß doch jeder.«
Tom verschlang ein gewaltiges Mahl, und Stu brachte eine Kleinigkeit herunter. Dann zogen sie weiter. Die Straße führte immer noch in einer langen Kurve nach oben, und Stu war sich darüber klar, daß es auf diesem Hügel gelingen mußte. Wenn sie oben keinen geeigneten Wagen fanden, würden sie mehr als zwei Stunden bis zum nächsten brauchen. Dann würde es dunkel sein. So wie der Himmel aussah, war Regen zu erwarten, vielleicht sogar Schnee. Eine nasse und kalte Nacht im Freien, und dann good-bye, Stu Redman.
Sie kamen an einen Chevrolet Sedan.
»Halt«, krächzte Stu, und Tom setzte ihn ab. »Geh rüber und zähl die Pedale vorn im Wagen. Sag mir, ob es zwei oder drei sind.«
Tom trabte hinüber und öffnete die Wagentür. Eine Mumie in einem mit Blumen bedruckten Kleid fiel heraus wie ein schlechter Witz. Ihre Handtasche fiel neben sie, und Kosmetika, Tücher und Geld verteilten sich auf der Straße.
»Zwei«, rief Tom zu Stu herüber.
»Okay. Dann müssen wir weiter.«
Tom kam zurück, atmete tief durch und nahm die Stangen wieder auf. Eine viertel Meile weiter sahen sie einen VW-Bus.
»Soll ich die Pedale zählen?« fragte Tom.
»Nein, diesmal nicht.« Der Wagen stand auf drei platten Reifen. Stu glaubte allmählich, daß sie nichts finden würden; sie hatten einfach kein Glück. Sie kamen zu einem Kombi, der nur einen platten Reifen hatte. Den könnte man wechseln, aber genau wie der Chevy Sedan hatte er zwei Pedale, wie Tom berichtete. Was bedeutete, daß der Wagen ein Automatikgetriebe hatte und nutzlos für sie war. Sie zogen weiter. Die Hügel wurden flacher, und sie waren fast oben. Stu sah noch einen Wagen vor sich, eine letzte Chance. Es war ein uralter Plymouth, bestimmt nicht jünger als 1970. Es war ein Wunder, daß er auf vier prallen Reifen stand. Aber er war verrostet und verbeult. Nie hatte sich jemand große Mühe gemacht, diesen Wagen zu pflegen. Stu kannte diese Sorte Fahrzeuge noch aus Arnette. Die Batterie war wahrscheinlich alt und undicht und das Öl so schwarz wie ein Bergwerksschacht um Mitternacht. Dafür war das Lenkrad mit rosa Filz überzogen, und hinten an der Heckscheibe stand vielleicht ein ausgestopfter Pudel mit Augen aus Bergkristall, der mit dem Kopf nicken konnte.
»Soll ich nachsehen?« fragte Tom.
»Ja. Tu's lieber. Bettler können nicht sehr wählerisch sein, stimmt's?« Ein leichter Nebel fiel vom Himmel herab. Tom ging über die Straße und blickte in den Wagen. Er war leer. Stu lag zitternd in seinem Schlafsack. Endlich kam Tom zurück.
»Drei Pedale«, sagte er.
Stu versuchte nachzudenken. Das hohe süßsaure Summen in seinem Kopf kam ihm dauernd dazwischen.
Der alte Plymouth war mit Sicherheit eine Niete. Vielleicht konnten sie auf der anderen Seite des Hügels einen Wagen finden, aber er würde verkehrt herum stehen, bergauf gerichtet, es sei denn, sie überquerten den Mittelstreifen ... aber der war hier eine halbe Meile breit und bestand aus felsigem Gelände. Dort drüben würden sie vielleicht ein Fahrzeug mit Standardschaltung finden... aber bis dahin würde es dunkel sein.
»Tom, hilf mir aufzustehen.«
Irgendwie gelang es Tom, ihm aufzuhelfen, ohne in seinem verletzten Bein übermäßige Schmerzen zu verursachen. In seinem Kopf pochte und summte es. Schwarze Kometen schössen in seinem Gesichtsfeld vorbei, und er hätte fast die Besinnung verloren. Er legte Tom einen Arm um den Nacken.
»Schlafen«, murmelte er. »Schlafen...«
Er wußte später nicht zu sagen, wie lange sie so dagestanden hatten, wie lange Tom ihn geduldig in den Armen gehalten hatte, während Stu in der Grauzone
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