The Stand. Das letze Gefecht
zwischen Bewußtlosigkeit und Wachzustand schwebte. Als die Welt wieder auftauchte, hielt Tom ihn immer noch geduldig. Der Nebel war zu einem kalten Nieselregen geworden.
»Tom, hilf mir zum Wagen hinüber.«
Tom legte einen Arm um Stus Hüfte, und sie taumelten zum Plymouth, der auf der Standspur parkte.
»Wo läßt sich die Haube öffnen?« murmelte Stu und fummelte am Kühler des Wagens. Fieberschauer durchrasten seinen Körper. Er fand die Vorrichtung, aber er konnte sie nicht betätigen. Deshalb führte er Toms Hand an die Stelle. Tom zog, und die Haube öffnete sich.
Der Motor war etwa so, wie Stu es erwartet hatte - ein ölverschmierter, schmutziger, ungepflegter V8-Motor. Aber die Batterie war in besserem Zustand, als er befürchtet hatte. Es war eine Sears, nicht gerade ein Spitzenfabrikat, aber auf dem Garantiestempel stand: Februar 1991. Gegen einen Fieberanfall ankämpfend, rechnete Stu zurück und stellte fest, daß die Batterie im vergangenen Mai noch neu gewesen war.
»Versuch mal zu hupen«, sagte er zu Tom und lehnte sich gegen den Wagen, während Tom sich hineinbeugte. Er hatte von Ertrinkenden gehört, die sich an einen Strohhalm klammern, und jetzt begriff er das Bild. Seine letzte Überlebenschance war diese aus einem Autofriedhof geflüchtete Klapperkiste.
Die Hupe gab einen lauten Klang von sich. Okay. Versuchen wir's, wenn ein Schlüssel da ist. Vielleicht hätte er Tom dies erst nachprüfen lassen sollen, aber was spielte das, verdammt noch mal, für eine Rolle. Wenn kein Schlüssel steckte, spielte wahrscheinlich gar nichts mehr eine Rolle.
Er klappte die Haube zu und lehnte sich mit seinem Gewicht darauf, damit sie einrastete. Dann hinkte er zur Fahrerseite und schaute hinein. Er erwartete, ein leeres Zündschloß zu sehen. Aber der Schlüssel steckte, und an ihm hing eine Kunstlederhülle mit den Initialen A.C. Er beugte sich vorsichtig in den Wagen und drehte den Schlüssel. Die Nadel der Benzinanzeige stieg langsam und zeigte etwas mehr als ein Viertel Tankfüllung an. Eine rätselhafte Geschichte. Warum hatte der Besitzer, warum hatte A.C. den Wagen hier abgestellt und war ausgestiegen, um zu Fuß weiterzugehen, wo er doch hätte fahren können?
Stu mußte an Charles Campion denken, der schon halb tot war, als er in Haps Zapfsäulen rauschte. Der alte A.C. hatte die Supergrippe gehabt, und zwar schlimm. Letztes Stadium. Er fährt an den Straßenrand, stellt den Motor ab - nicht weil er daran denkt, sondern aus alter Gewohnheit - und steigt aus. Er ist im Delirium und hat vielleicht Halluzinationen. Er stolpert in das Wüstenland von Utah hinaus, singend und lachend und vor sich hin murmelnd und gackernd. Dort stirbt er. Drei Monate später kommen Stu Redman und Tom Cullen zufällig vorbei, und der Schlüssel steckt, und die Batterie ist relativ neu, und im Tank ist Sprit...
Die Hand Gottes.
Hatte Tom das nicht im Zusammenhang mit Vegas gesagt? Die Hand Gottes kam aus dem Himmel herunter . Und vielleicht hatte Gott dafür gesorgt, daß diese Rostbeule von 1970er Plymouth hier für sie bereitstand, wie Manna in der Wüste. Es war ein verrückter Gedanke, aber auch nicht verrückter als der Gedanke, daß eine hundertacht Jahre alte schwarze Frau eine Gruppe von Flüchtlingen ins Gelobte Land führte.
»Und sie hat immer noch ihre eigenen Plätzchen gebacken«, krächzte er. »Bis ganz zum Schluß hat sie immer ihre eigenen Plätzchen gebacken.«
»Was, Stu?«
»Nichts. Rutsch ein Stück rüber, Tom.«
Tom tat, wie ihm geheißen. »Können wir fahren?« fragte er hoffnungsvoll.
Stu klappte die Lehne des Fahrersitzes nach vorn, und Kojak sprang in den Wagen, nicht ohne vorher ein paarmal vorsichtig zu schnüffeln. »Keine Ahnung. Vielleicht solltest du beten, daß dieses Ding anspringt.«
»Okay«, sagte Tom.
Stu brauchte fünf Minuten, sich hinter das Steuer zu setzen. Er hockte ein wenig schief auf dem für den Beifahrer in der Mitte bestimmten Sitz. Kojak saß hechelnd auf dem Rücksitz und sah sich aufmerksam um. Überall im Wagen lagen leere McDonald'sSchachteln und Taco-Bell-Packungen. Das Innere roch wie ein alter Maisfrachter.
Stu drehte den Zündschlüssel. Ungefähr zwanzig Sekunden lang drehte der Motor des alten Plymouth flott durch. Dann wurde der Anlasser schwächer. Stu drückte kurz auf die Hupe, und diesmal war es nur ein leises Krächzen. Toms Miene verfinsterte sich.
»Noch sind wir nicht mit ihr fertig«, sagte Stu. In dieser SearsBatterie steckte
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