The Tsar of Moscow (German Edition)
eigentlich über einen Liebhaber den Kopf?
Samenstau, erwog er belustigt. Seit Far hatte er keinen Mann in seinem Bett gehabt. Phillip war der Erste. Ihm fehlte dafür einfach die Zeit. Ein Partner an seiner Seite würde selbstverständlich Aufmerksamkeit erwarten, gemeinsame Ausflüge, romantische Stunden … Ganz sicher wollte sich niemand für einen Kuss einen Termin einholen. Und die Geschäfte vereinnahmten ihn täglich Stunde um Stunde, oft bis spät in die Nacht hinein. Vielleicht sollte er tatsächlich ein oder zwei Unternehmungen abstoßen, um zwischendurch mal verschnaufen zu können. Dieser Gedanke kam ihm in letzter Zeit häufiger.
Ein Klopfen an der Tür ließ ihn erwartungsvoll „Herein!“ rufen. Endlich! Endlich brachte man ihm Phillip. Doch zu seiner Enttäuschung trat der Handlanger alleine in das Arbeitszimmer.
„Wir konnten den Jungen nicht finden, Boss.“
„Trottel! Idiot! Hnnngh … “ Wütend rannte er an dem Mann vorbei.
„Fraser! Den Wagen!“, brüllte er in den Flur hinaus. Dauernd musste man alles persönlich in Angriff nehmen …
~ 8~
Zu dieser frühen Morgenstunde war die Metrostation kaum besucht. Ein paar verschlafene Menschen warteten am Gleis auf ihre Metro, die sie zur Arbeit oder nach einer Nachtschicht ins verdiente Bett brachten. Bhreac schaute sich wachsam um, den getreuen Fraser an seiner Seite. Wo könnte sich Phillip versteckt halten? Keine Sekunde lang glaubte er, dass der freche Faun im Zustand des Bluthungers mit der Metro gefahren war. Von dem unweigerlichen Amoklauf im Untergrund Moskaus würde ansonsten jeder Nachrichtensender berichten. Phillip musste sich irgendwo verkrochen haben, wo er dem süßen Blutgeruch eines Menschen nicht unmittelbar ausgesetzt war. Er rief sich den Geschmack des Jungen auf seine Zunge zurück, den Duft seines Lebenssaftes und reckte witternd die Nase in die Luft. Es stank nach Pisse, schalem Zigarettenrauch und dem Schmutz von Jahren. Aber da war etwas. Ein ganz feiner Hauch, den er Phillip zuordnen konnte. Zielstrebig ging er auf einen der Tunnel zu und betrat den schmalen Vorsprung, der zu einem der Wartungsräume führte. Fraser folgte ihm dicht auf den Fersen. Ein paar Menschen schauten ihnen hinterher. Es mochte an ihrer Zielstrebigkeit liegen, dass sich niemand wunderte, wohin sie gingen. Bhreac war es ohnehin egal, was die Menschen von ihm dachten. Sie waren nichts weiter als Nahrung, Vieh in Anbetracht seiner überlegenen Natur.
Und trotzdem hast du dich in einen von ihnen verliebt. Noch bevor er auf dein Geheiß hin zum Vampir wurde, fuhr es ihm durch den Sinn. Allerdings hatten bei Far Baxter die Waagschalen von Anfang an anders gelegen. Bhreac schob die Gedanken an Far beiseite, denn er hatte zwischen den Gleisen die ausgetrockneten Kadaver mehrerer Ratten entdeckt. Angewidert verzog er das Gesicht. Es war erstaunlich, wie sich manche erniedrigten, um nicht gegen ihre eigenen Moralvorstellungen zu verstoßen. Selbst in eine quiekende Ratte zu beißen … Er erreichte nach einigen weiteren Schritten eine Tür, die er aufschob. Dunkelheit lag in dem Raum dahinter, die für ihn als Vampir allerdings kein Problem darstellte. Phillips zusammengekrümmten Leib in einer Ecke des Raumes entdeckte er sofort. Rasch eilte er an seine Seite und kniete neben diesen furchtbar dummen Jungen nieder. Schlimm sah er aus, sehr schlimm. Das Gesicht eine vampirische Fratze, wie es kein Maskenbildner für einen Horrorfilm zu kreieren vermochte. Sein Körper zuckte in unkontrollierbaren Krämpfen. Auch Far hatte den Bluthunger kennengelernt und er war damals sogar über Phillips Stadium hinaus gewesen. Dazu war er geschlagen und beinahe ausgesaugt worden. Far hatte es überlebt, also würde dieser Bursche es ebenfalls überstehen.
„Wusste … du kommst“, zischte es ihm durch Phillips Fangzähne entgegen. „Machtlos … ge…gen Liebe.“
„Bilde dir bloß nichts ein. Und ziehe vor allem keine falschen Schlüsse. Fraser! Die Konserve!“
Sein Mädchen für alles reichte ihm eine der mitgebrachten Plastikbeutel mit der kostbaren Flüssigkeit. Bhreac bemerkte, wie sich Phillips Augen mit den geschlitzten Pupillen gierig darauf richteten.
„Du kannst die Konserve unter einer Bedingung haben“, sagte Bhreac und wog den wabbeligen Beutel in der Hand.
„Welche?“, fragte Phillip sogleich.
„Sobald du dich gestärkt hast, fliegst du nach New York.“
„Ich will … nicht nach New York.“ Phillip stöhnte, als ihn ein
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