The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
dann platzte Vater herein.
» Vampir!«, brüllte er mit einem grob gefertigten Pflock in der Hand. Katherine krümmte sich auf dem Boden vor Schmerzen und kreischte in einem schrillen Ton, den ich noch nie zuvor– von keinem Menschen und von keinem Tier– gehört hatte.
» Vater!«, schrie ich und hielt die Hände hoch, während er Katherine mit seinem Stiefel anstieß. Sie stöhnte, und ihre Arme und Beine schlugen wild in gegenläufige Richtungen, als hätten sie einen eigenen Willen.
» Katherine!« Ich fiel auf die Knie und wiegte Katherine in den Armen. Sie kreischte weiter, und ihre Augen rollten in den Höhlen zurück, sodass alles, was ich sehen konnte, weiß war. Schaum bildete sich in den Winkeln ihrer blutverkrusteten Lippen, als sei sie ein tollwütiges Tier. Ich riss vor Entsetzen die Augen auf und ließ sie los. Sie fiel mit einem Übelkeit erregenden, dumpfen Aufprall zu Boden.
Ich wich zentimeterweise zurück, hockte mich auf die Fersen und betrachtete wie im Gebet die Decke. Ich konnte Katherine nicht ansehen und ich konnte Vater nicht ansehen.
Katherine gab ein weiteres schrilles Heulen von sich, während Vater sie jetzt mit seinem Pflock anstieß. Sie bäumte sich auf– Schaum vor dem Mund, die Reißzähne gebleckt, die Augen wild und blickleer–, bevor sie zu einem zuckenden Häufchen wurde und zurück auf den Boden fiel.
Galle stieg meine Kehle hinauf. Wer war dieses Ungeheuer?
» Steh auf.« Vater zerrte mich auf die Füße. » Siehst du es denn nicht, Stefan? Siehst du nicht ihre wahre Natur?«
Ich schaute auf Katherine hinab. Ihre dunklen Locken klebten ihr schweißnass an der Stirn, ihre sonst so sanften braunen Augen waren groß und blutunterlaufen, ihre Zähne mit Schaum bedeckt und ihr ganzer Körper zitterte. Ich erkannte keinen Teil dieses Mädchens wieder.
» Geh und hol Sheriff Forbes. Sag ihm, dass wir einen Vampir gefangen haben.«
Ich stand in gebanntem Entsetzen da, außerstande, einen Schritt in irgendeine Richtung zu machen. Mein Herz hämmerte, meine Gedanken wirbelten in einem verworrenen Durcheinander umher. Ich liebte Katherine. Liebte sie. Richtig? Also, warum stieß diese… Kreatur mich jetzt ab?
» Ich habe meine Söhne nicht dazu erzogen, schwach zu sein«, brüllte Vater und stieß mir ein Bündel Eisenkraut in die Brusttasche. » Jetzt geh!«
Mein Atem ging in tiefen, keuchenden Stößen. Plötzlich war die Hitze erdrückend, unerträglich. Ich konnte nicht atmen, konnte nicht denken, konnte nichts tun. Ich wusste nur, dass ich es nicht ertragen konnte, auch nur eine Sekunde länger in diesem Raum zu sein. Ohne mich noch einmal zu meinem Vater umzudrehen oder zu dem Vampir, der sich auf dem Boden krümmte, stürmte ich aus dem Haus, nahm immer drei Stufen gleichzeitig und rannte zur Straße.
Kapitel Sechsundzwanzig
Ich kann nicht sagen, wie lange ich rannte. Die Nacht war klar und kalt, und mein Herz fühlte sich an, als hämmere es in meinem Hals, in meinem Gehirn, in meinen Füßen. Gelegentlich drückte ich auf die Wunde an meinem Hals, die immer noch blutete. Sie fühlte sich warm an, und mir wurde schwindelig, wann immer ich die Hand auf sie legte.
Mit jedem Schritt tauchte ein neues Bild in meinem Kopf auf: Katherine, in deren Mundwinkel sich blutbefleckter Schaum sammelte; Vater, der mit einem Pflock über ihr stand. Erinnerungen verwischten, sodass ich mir nicht sicher war, ob das rotäugige, kreischende Ungeheuer auf dem Boden dieselbe Person war, die ihre Zähne in mein Fleisch gerammt hatte, die mich im Teich liebkost hatte, von der ich träumte– in meinen wachen Stunden ebenso wie in der Nacht. Ich zitterte unkontrollierbar, verlor den Halt und stolperte über einen am Boden liegenden Ast. Ich landete im Schmutz, auf Händen und Knien, und würgte immer wieder, bis der eisenähnliche Geschmack in meinem Mund verschwand.
Katherine würde sterben. Vater hasste mich. Ich wusste nicht, wer ich war oder was ich tun sollte. Die ganze Welt war auf den Kopf gestellt worden. Mir war schwindelig, ich fühlte mich schwach und war mir sicher, dass ich, was ich auch tat, Zerstörung bringen würde. Dies war alles meine Schuld. Alles. Wenn ich Vater nicht belogen und Katherines Geheimnis gewahrt hätte…
Ich zwang mich, Luft zu holen, dann stand ich auf und rannte weiter.
Während ich lief, drang mir der Duft des Eisenkrauts aus meiner Tasche in die Nase. Der süße, erdige Geruch strömte durch meinen Körper, schien meinen Kopf
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