The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
verspürte ein Aufflackern von Hoffnung. Bedeutete das, dass Vater keinen Angriff mehr plante?
» Gut.« Vater setzte sich an seinen Eichenschreibtisch und schlug ein in Leder gebundenes Buch zu. Darunter konnte ich komplizierte Zeichnungen und Diagramme der Stadt sehen, mit Kreuzchen über gewissen Gebäuden, darunter auch die Apotheke. Und von einer Sekunde zur anderen erlosch der Hoffnungsfunke und kalte, harte Furcht trat an seine Stelle.
Vater folgte meinem Blick. » Wie du siehst, sind unsere Pläne viel besser durchdacht als die dieser törichten Brigade von Trunkenbolden und dummen Knaben. Glücklicherweise haben Sheriff Forbes und seine Leute sie aufgehalten, keiner von ihnen wird bei unserer eigenen Jagd willkommen sein.« Vater seufzte und legte die Fingerspitzen zusammen. » Wir leben in gefährlichen und unsicheren Zeiten und deine Taten müssen das widerspiegeln.« Der Blick seiner dunklen Augen wurde für eine Sekunde weicher. » Ich will nur sicherstellen, dass zumindest deine Entscheidungen gut überlegt sind.« Er fügte nicht hinzu » im Gegensatz zu Damons«, aber er brauchte es auch nicht. Ich wusste, was er dachte.
» Also wird die Jagd…«
» … n ächste Woche wie geplant stattfinden.«
» Was ist mit dem Kompass?«, fragte ich und dachte an das Gespräch mit Katherine.
Vater lächelte. » Er funktioniert. Jonathan hat ihn ausprobiert.«
» Oh.« Eine Woge des Entsetzens brach über mir zusammen. Wenn der Kompass funktionierte, bestand kein Zweifel daran, dass Vater Katherine finden würde. » Woher weißt du, dass er funktioniert?«
Vater lächelte und rollte seine Papiere zusammen. » Weil er es tut«, antwortete er einfach.
» Kann ich mit dir über etwas reden?«, fragte ich und hoffte, dass meine Stimme nicht meine Nervosität verriet. Ein Bild von Katherines Gesicht blitzte innerlich vor mir auf und gab mir die Kraft, Vater fest in die Augen zu sehen.
» Natürlich. Setz dich, Stefan«, befahl Vater. Ich hockte mich auf den ledernen Clubsessel in der Nähe der Bücherregale. Vater stand auf und ging zu der Karaffe mit Brandy auf dem Ecktisch. Er schenkte sich ein Glas für sich selbst ein, dann eins für mich.
Ich nahm das Glas, hielt es an die Lippen und trank einen winzigen, kaum wahrnehmbaren Schluck der Flüssigkeit. Dann nahm ich meinen Mut zusammen und starrte ihn direkt an. » Ich mache mir Sorgen wegen deines Plans für die Vampire.«
» Oh? Und warum das?« Vater lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Nervös nahm ich jetzt einen großen Schluck Brandy. » Wir gehen von der Annahme aus, dass sie tatsächlich so böse sind, wie sie geschildert wurden. Aber was ist, wenn das nicht wahr ist?«, fragte ich und zwang mich, Vater in die Augen zu sehen.
Vater schnaubte. » Hast du irgendwelche Beweise für das Gegenteil?«
Ich schüttelte den Kopf. » Natürlich nicht. Aber warum sollen wir das, was die Leute sagen, für Tatsachen halten? Du hast uns etwas anderes gelehrt.«
Vater seufzte, ging zu seiner Karaffe und schenkte sich noch Brandy nach. » Warum? Weil diese Kreaturen aus den dunkelsten Teilen der Hölle stammen. Sie verstehen sich darauf, deinen Verstand zu kontrollieren, deinen Geist zu verführen. Sie sind tödlich und sie müssen vernichtet werden.«
Ich schaute auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit in meinem Glas. Sie war so dunkel und trüb wie meine Gedanken.
Vater prostete mir zu. » Ich sollte dir eigentlich nicht sagen müssen, Sohn, dass jene, die auf ihrer Seite stehen, jene, die Schande über ihre Familie bringen, ebenfalls vernichtet werden.«
Ein Frösteln kroch über meinen Rücken, aber ich hielt seinem Blick stand. » Jeder, der auf der Seite des Bösen steht, sollte vernichtet werden. Aber ich halte es kaum für klug, davon auszugehen, dass alle Vampire böse sind, nur weil sie zufällig Vampire sind. Du hast uns immer gelehrt, das Gute in den Menschen zu sehen und uns unsere eigenen Gedanken zu machen. Das Letzte, was diese Stadt braucht, nachdem so viele Menschen im Krieg gestorben sind, sind weitere sinnlose Morde«, sagte ich und erinnerte mich an Pearls und Annas verängstigte Mienen im Wald. » Die Gründer müssen den Plan noch einmal überdenken. Ich werde dich zu der nächsten Versammlung begleiten. Ich weiß, ich habe mich nicht so sehr beteiligt, wie ich es hätte tun können, aber ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen.«
Vater ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken und legte den Kopf an die hölzerne Rückenlehne.
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