The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
Straßenpflaster trommelten.
Kapitel Fünf
Inzwischen war es Abend geworden und bitterkalt. Cora zitterte neben mir, während unsere bunt zusammengewürfelte Truppe, die Pflöcke unter der Kleidung verborgen, durch die Seitengassen des Londoner East End pilgerte.
Als wir an einem Pub vorbeikamen, in dem einige Männer sich über ihre Bierkrüge beugten, beeilte Mary Jane sich, zu mir aufzuschließen. Ich zwang mich, langsamere, maßvolle Schritte zu machen, aber es fiel mir schwer, in menschlicher Geschwindigkeit zu gehen, solange das Eleuthro durch meine Adern wogte. All meine Sinne waren geschärft, und so konnte selbst der durchdringende Gestank des verfaulenden Kohls mich nicht von dem Geräusch des Blutes ablenken, das um mich herum wogte. Das Eleuthro mochte meiner Nervosität die Schärfe genommen haben, mein Verlangen nach Blut hatte es jedoch nicht gestillt. Wenn überhaupt, hatte es mein Verlangen eher verstärkt.
» Unsere erste Regel, wenn wir Magie wirken, besagt, keine Aufmerksamkeit zu erregen«, erklärte Mary Jane gerade und holte mich zurück in das Gespräch. Ich hatte gar nicht zugehört. Ich war so abgelenkt von dem Gedanken an Blut, dass ich es fast auf meiner Zunge schmecken konnte. Ich wusste, das lag vor allem daran, dass es hier im East End nur so von Menschen wimmelte. Je mehr Menschen, desto höher die Konzentration von Blut und desto stärker mein Verlangen. Das war einer der vielen Gründe, warum ich ein Leben in einem malerischen Dorf bevorzugte, wo es kaum Nachbarn gab. Dort fiel es mir leichter, den Ruf des Blutes zu ignorieren.
» Ich habe gerade gesagt, dass wir versuchen, mit unserer Umgebung zu verschmelzen«, fuhr Mary Jane geduldig fort, als sie bemerkte, dass ich abgelenkt gewesen war. » Die zweite Regel lautet: keine Magie in der Öffentlichkeit. Es sei denn, es besteht akute, tödliche Gefahr. Natürlich werden wir in diesem Fall Zauber wirken, um Ihren Bruder zu befreien, aber wir müssen uns bedeckt halten. Wenn auch nur einer von uns auffliegt, wird man uns alle sofort aus dem Haus werfen. Es ist Jemimas Regel und sie meint es ernst. Aus demselben Grund besagt die dritte Regel, dass in der Öffentlichkeit nicht über Magie geredet wird.«
» Habt ihr alle die gleichen magischen Fähigkeiten?«, fragte Cora.
» Nicht ganz.« Mary Jane legte konzentriert die Stirn in Falten. » Die Stärken der einen liegen in Zaubern, die der anderen mehr in der Auffindung von Kräutern, und ich verstehe mich besonders gut auf Tiere. Ich nehme an, wir sind am besten, wenn wir zusammenarbeiten. Wir beschützen einander. Wie dem auch sei – sobald Jemima und ich begriffen hatten, dass wir anders waren, sind wir aus dem Waisenhaus davongelaufen. Wir haben es niemals bereut. Und nachdem wir fünf einander gefunden hatten, brauchten wir uns auch keine Gedanken mehr zu machen, ob uns jemand adoptierte. Das war eine ziemlich hoffnungslose Sache gewesen. Die Interessenten kamen ins Waisenhaus und befanden uns für wertvoll oder etwas Besonderes, aber sie kamen niemals wieder, um uns mitzunehmen«, erzählte Mary Jane traurig. » Deshalb war es viel besser, unsere eigene Familie zu bilden.«
» Psst!«, zischte Jemima, trat an mich heran und zog mir die Kapuze meines Umhangs über den Kopf. » Versuchen Sie bitte, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten.«
» Tut mir leid«, murmelte ich.
» Regel Nummer vier: Wir bleiben zusammen. Sobald wir angekommen sind, läuft niemand weg, und niemand wird zurückgelassen, selbst wenn es gefährlich wird. Haben wir uns verstanden?« Ich nickte.
Wir erreichten den Pier. Auf der Themse herrschte reger Betrieb von Frachtschiffen, kleineren Passagierschiffen und Fähren.
» Wir werden über den Fluss fahren«, beschloss Jemima und deutete mit dem Kopf auf ein kleines Ruderboot, das im Wasser trieb. Bon Voyage stand auf seiner Seite geschrieben. Ich beschloss, das als gutes Zeichen zu werten. » Ein Boot ist immer eine gute Fluchtmöglichkeit. Willkommen an Bord«, sagte sie großspurig, während wir alle in das gestohlene Boot stiegen.
Während Billy das Bon Voyage abstieß, blickte ich an den tintenschwarzen Horizont. Das Boot bewegte sich wie von allein und zog eine v-förmige Spur durchs Kielwasser.
Ich konnte Jemimas Blick in meinem Nacken spüren. Abrupt drehte ich mich um. Tatsächlich, sie starrte mich mit einem undeutbaren Ausdruck auf dem Gesicht an.
» Was?«, fragte ich ärgerlich. Ich hatte das Gefühl, dass sie mehr wusste,
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