The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
betrachtete ich die Flüssigkeit, die darin schwappte. Die grünliche Farbe erinnerte mich an die Schlacke vom Grund eines Teiches. Ich schnupperte daran. Es roch nach brennendem Laub.
» Sie haben nichts zu verlieren, Vampir«, sagte Jemima scharf.
» Stimmt.« Ich nahm einen großen Schluck, wie um zu beweisen, dass ich vor dem Trank – oder ihr – keine Angst hatte. Die Flüssigkeit schäumte in meiner Kehle. Sie schmeckte einfach widerwärtig, ranzig, als sei sie aus dem Müll gemacht, der die Straßen füllte.
» Ich werde auch etwas brauchen«, meldete Cora sich zu Wort, nahm mir den Krug ab und trank mehrere tiefe Schlucke, als sei sie eins dieser leichten Mädchen, die sich im Pub einen Trinkwettstreit mit Hafenarbeitern lieferten.
» Braves Mädchen.« Jemima klang beeindruckt. Die beiden Jungen tranken abwechselnd aus dem Krug. » Und jetzt, da wir alle getrunken haben, wird es Zeit zu gehen. Wer weiß, wie lange er noch an dieser Brücke ist.«
Ich fühlte mich tatsächlich stärker, mein pochender Kopfschmerz war verschwunden. Dieser Trank war besser als Blut. Das Eleuthro nahm meiner Nervosität die Schärfe und gab mir das Gefühl, ich könnte es mit allem und jedem aufnehmen. Neugierig drückte ich gegen die Armlehne des Stuhls und beobachtete begeistert, dass das Holz entzweibrach wie ein Zweig.
» Na, überzeugt davon, dass der Trank funktioniert, Vampir?«, fragte Jemima, die Hände in die Hüften gestemmt.
» Ja«, antwortete ich gereizt. » Und es tut mir leid, dass ich den Stuhl beschädigt habe, aber das hier lässt sich gut als Pflock nutzen. Wir brauchen noch mehr Waffen wie diese, für den Fall des Falles«, fügte ich hinzu. In der Tat wies die dünne Armlehne des Stuhls eine scharfe Spitze auf, womit sich die Haut eines Vampirs leicht durchstechen lassen würde. Ich drehte mich hastig um und richtete das Wort an alle Hexen. » Damon ist höchstwahrscheinlich mit von Eisenkraut durchtränkten Seilen gefesselt. Eisenkraut ist giftig für mich, also werde ich ihn nicht losbinden können. Könnte einer von euch das übernehmen? Das Kraut kann Hexen nicht wehtun.«
» Das mache ich«, meldete Billy sich freiwillig und marschierte sogleich zu den Überresten des Stuhls, um weitere Pflöcke anzufertigen.
» Danke«, sagte ich. » Jemima, gibt es irgendwelche Zauber, die Sie zur Unterstützung wirken könnten?«
» Gibt es irgendwelche Zauber, die ich zur Unterstützung wirken könnte?«, wiederholte Jemima sarkastisch. Ich sog scharf den Atem ein, verärgert darüber, dass sie meine Frage wortwörtlich nahm. Aber ich war nicht so dumm, irgendetwas darauf zu erwidern.
» Welchen Zauber halten Sie für den besten?«, fragte ich stattdessen geduldig.
» Überlassen Sie das ruhig mir, Vampir«, erwiderte Jemima. » Ich weihe Sie bestimmt nicht in all meine Geheimnisse ein. Sie sind zwar ehrlich, aber ich kann Ihnen immer noch nicht trauen. Welchen Zauber ich wirken muss, kann ich erst entscheiden, wenn ich Samuel mit eigenen Augen sehe.«
» Und was kann ich tun?«, fragte Gus und trat an mich heran.
Ich musterte den mageren Jungen, dann sah ich Jemima an. Sie nickte mir gnädig zu, als gäbe sie mir die Erlaubnis zu sprechen. » Am besten passt du auf Cora auf«, beschloss ich.
» Ich brauche keinen Aufpasser«, gab Cora zurück.
» Ich weiß. Aber wenn Samuel und Violet auftauchen, dann …«
» Dann will ich gegen sie kämpfen«, fiel Cora mir ins Wort.
» Haben Sie nicht etwas vergessen, Vampir?«, feixte Jemima.
» Was?«, fragte ich. Wir hatten Pflöcke, wir hatten Zauber …
» Wie wollen Sie an der Tower-Bridge eigentlich vorgehen? Dort wimmelt es nur so von Leuten. Wir brauchen einen Blockadezauber, damit niemand uns in die Quere kommt.«
» Ja, natürlich!«, rief ich aus. Trotz ihres Sarkasmus bewies sie mit ihrem Vorschlag, dass sie gut zuhörte und bereit war zu helfen.
» Vampire planen nie sorgfältig genug«, murmelte Jemima. » Gus und Mary Jane, könnt ihr einen einfachen Kreiszauber wirken, wenn wir die Brücke erreichen? Wir wollen schließlich nicht, dass irgendwelche Sterblichen in die Sache verwickelt werden.«
» Danke«, sagte ich bedeutungsvoll und sah Jemima fest in die Augen.
Jemima erwiderte nichts, aber ihre Mundwinkel zuckten zu einem kleinen Lächeln in die Höhe.
Und dann machten wir uns alle zusammen auf den Weg, um meinen Bruder zu befreien.
» Damon, ich komme«, flüsterte ich leise vor mich hin, während die Regentropfen auf das
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