The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
eine Fliege um seinen Hals zurechtzupfte.
Ich zog meine Taschenuhr hervor. Vier Uhr nachmittags. » Was hast du vor?«, fragte ich. Damon sollte sich erst um neun Uhr bei Samuel einfinden, und ich wurde um halb sechs bei den Hexen erwartet, um den Präsidium-Zauber zu wirken.
» Ich muss noch etwas erledigen«, antwortete Damon knapp. » Aber ich werde rechtzeitig zurück sein.«
» Lass dich bloß nicht wieder verhaften«, sagte ich düster. Es wurde schließlich immer noch nach ihm gefahndet.
» Kann ich mitkommen?«, meldete Cora sich zu Wort. Seit dem Treffen mit dem Zirkel war sie sehr still gewesen.
» Natürlich.« Damon schenkte ihr ein schiefes Lächeln. » Ich finde sogar, dass du unbedingt mitkommen solltest. Ich habe nämlich vor, den Nachmittag mit der Suche nach einem Haus zu verbringen, und du, Cora, kannst mir dabei helfen. In solchen Sachen ist die Meinung einer Frau Gold wert.«
» Du suchst nach einem Haus ?« War er komplett wahnsinnig geworden? Begriff er eigentlich, in welcher Lage wir uns befanden?
» Ja«, antwortete Damon schlicht. » Und sobald ich das richtige gefunden habe, kann Cora die Nacht dort verbringen, und wir werden zu ihr stoßen, wenn mit Samuel alles geregelt ist. Das ist die sicherste Lösung.«
» Und wie willst du an ein Haus herankommen?«, erkundigte sich Cora.
Damon zuckte die Achseln. » Zwangsvollstreckungen, Versteigerungen. Ein Vampir kennt Mittel und Wege, um im Luxus zu leben, ohne eingeladen werden zu müssen.«
» Ist das … legal ?«
Damon lachte leise. » Nur für den Fall, dass du das noch nicht bemerkt haben solltest: Wir bewegen uns schon längst nicht mehr innerhalb der Grenzen des Gesetzes, Cora, meine Liebe.«
» Ich weiß«, sagte Cora schnell. » Ich meinte nur wegen dieses Zaubers zwischen euch und Lady Alice. Bed eutet das nicht, dass ihr nicht mehr lügen dürft?«
» Ich darf sie nicht belügen. Alle anderen sind Freiwild. Außerdem betrachte ich den Einsatz von Bann nicht als Lüge. Es ist gewissermaßen nur ein sehr überzeugender Vorschlag. Und die Hexen wissen, dass wir dergleichen tun.«
Cora nickte. » Ich will nur nicht, dass sie wütend auf uns sind. Sie wirken so furchteinflößend.«
» Cora, ich bin gekränkt!«, rief Damon in gespieltem Entsetzen. » Willst du damit etwa sagen, dass wir nicht so beängstigend sind, wie wir denken?«
» In deinem Fall ist das Bellen vielleicht sogar wirklich schlimmer als der Biss«, erwiderte Cora lächelnd. » Aber bei deinem Bruder könnte es genau umgekehrt sein. Ich habe gesehen, wie er sich eine Ratte vornimmt.«
Es war nicht ernst gemeint, nichts als gutmütiges Geplänkel, aber ich spürte trotzdem, wie meine Schultern sich verkrampften. Selbst Cora erkannte, dass die Art, wie es mich nach Blut verlangte, nicht normal war. Umso erleichterter war ich, dem Drang im Park widerstanden zu haben, menschliches Blut zu trinken.
» Nun, solange Cora in Sicherheit ist«, stimmte ich Damons Vorhaben schließlich zu. Als bräuchte er meine Erlaubnis! Aber ich hatte tatsächlich nicht daran gedacht, was aus Cora würde, während wir unseren Plan ausführten. Je länger sie in unserer Nähe war, desto weniger betrachtete ich sie als einen Menschen, der beschützt werden musste. Sosehr ich es auch hasste, es zuzugeben: Damon hatte recht. Ganz gleich, wie mutig und zäh Cora war, sie war immer noch ein Mensch, und wir mussten besondere Vorkehrungen für sie treffen.
» Danke für deinen Segen, Bruder «, sagte Damon spöttisch, während er sich dem Ausgang des Tunnels näherte. Cora trottete hinter ihm her.
» Denk daran, einen Pflock mitzunehmen. Und sei pünktlich!«, mahnte ich, obgleich mir klar war, dass Damon stets nur das tat, was er wollte.
Hör auf damit, sagte ich mir. Damons Idee war gut: Cora brauchte ein Versteck, das sicherer war als der Tunnel. Und wenn Damon ein Haus in London wollte, um es nach unserem Sieg über Samuel zu bewohnen, nun, dann war das sein gutes Recht. Auch wenn ich es kaum erwarten konnte, aus dieser Stadt fortzukommen.
Ich entschied, den Tunnel ebenfalls zu verlassen, und kletterte nach den beiden die Leiter hinauf ins Sonnenlicht. Dann wandte ich mich in Richtung der Themsebrücke, in deren Schatten unsere Baustelle lag. Einige Meter weiter wartete vor einem Haus eine Kutsche. Ich sah hinüber. Wann immer ich auf Gut Veritas wütend oder aufgeregt oder verwirrt gewesen war, ritt ich mit Mezanotte, meiner Stute, in den Wald. Mit jedem Klipp-Klapp ihrer Hufe
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