The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
Klopfen ging die Tür einen
Spalt breit auf und Lydia steckte den Kopf herein. Sie errötete sofort und wandte den Blick von meinem fast nackten Körper ab.
»Vater hatte Angst, dass Sie vielleicht versuchen würden fortzugehen, ohne Auf Wiedersehen zu sagen. Ich wurde hergeschickt, um dafür zu sorgen, dass Sie kein Dienstmädchen betören, Ihnen zu helfen.«
»Ich bin kaum in der Verfassung, mich davonzuschleichen«, erwiderte ich und bedeckte meine Brust mit den Armen. »Dafür werde ich meine Hose brauchen.«
»Henry wird in Kürze mit Ihrer Hose heraufkommen. Sie ist frisch gebügelt«, sagte sie, wobei sie den Blick auf den Boden gerichtet hielt. »In der Zwischenzeit können Sie gerne das Badezimmer den Flur hinunter auf der rechten Seite benutzen. Bitte, zögern Sie nicht, sich frisch zu machen, und kommen Sie dann zum Frühstück herunter.«
Ich nickte. Mit dem Gefühl, in der Falle zu sitzen.
»Und, Stefan«, Lydia schaute kurz auf und sah mir in die Augen, »ich hoffe, dass Sie auch ein Hemd auftreiben können.« Dann glitt sie mit einem Lächeln davon.
Als ich endlich zum Frühstück nach unten kam, erwartete mich der gesamte Sutherland-Clan – selbst Bridget, die sich höchst lebendig mit Toast vollstopfte, als hätte sie seit vierzehn Tagen nichts gegessen. Bis auf eine leichte Blässe verriet nichts an ihrer Erscheinung, dass sie vor wenigen Stunden beinah gestorben wäre.
Alle drehten sich um und keuchten kurz auf, als ich herantrat. Ich machte offensichtlich eine andere Figur, als der hemdsärmelige Held vom vergangenen Abend. Mit frisch polierten edlen italienischen Schuhen, gebügelter Hose, einem neuen, sauberen Hemd und einer geborgten Jacke, die Winfield für mich heraufgeschickt hatte, gab ich von Kopf bis Fuß den Gentleman. Ich hatte sogar mein Gesicht gewaschen und das Haar nach hinten gekämmt.
»Die Köchin hat Ihnen Maisbrei zubereitet, falls Sie das mögen«, sagte Mrs Sutherland und deutete auf eine Schale mit klumpigem, weißem Inhalt. »Wir verwöhnen normalerweise niemanden, aber wir dachten, dass unser Gast aus dem Süden vielleicht gern Maisbrei hätte.«
»Vielen Dank, Ma’am«, erwiderte ich, setzte mich auf den freien Platz neben Bridget und beäugte die Speisen auf dem großen Holztisch. Nach dem Tod meiner Mutter hatten Damon, mein Vater und ich uns angewöhnt, zwanglos mit den Männern zu essen, die wir auf dem Gut beschäftigten. Das Frühstück bestand daher oft aus einfachen Speisen wie Maisbrei und Zwieback, Brot mit Sirup und Schinken. Was im Haus der Sutherlands aufgetragen wurde, stellte selbst die vornehmsten Restaurants Virginias in den Schatten. Es gab Toast nach englischer Art in zarten Drahtgestellen, fünf verschiedene Sorten Marmelade, zwei Sorten Schinken, kleine Kuchen, Sirup und sogar frisch gepressten Orangensaft. Die zarten Teller waren mit blauen holländischen
Motiven verziert und auf dem Tisch lag mehr Silberbesteck, als ich selbst bei einem offiziellen Dinner erwartet hätte.
Erfüllt von dem Wunsch nach menschlichem Appetit – und ohne auf das Feuer in meinen Adern zu achten, das nach Blut verlangte –, gab ich vor, mich hungrig über die Speisen herzumachen.
»Ich bin Ihnen sehr dankbar«, sagte ich.
»Das ist also der Retter meiner kleinen Schwester«, bemerkte die einzige Frau im Raum, die ich noch nicht kannte.
»Erlauben Sie mir, Ihnen meine älteste Tochter vorzustellen«, sagte Winfield. »Das ist Margaret. Die erste, die geheiratet hat. Und die erste Mutter unserer Enkelkinder, hoffen wir.«
»Papa«, tadelte Margaret ihren Vater, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete. »Es freut mich, Sie kennenzulernen.« Während Bridget voller Leben und jugendlicher Plumpheit war, Lydia elegant und kultiviert, schien Margaret eine praktisch forschende, gesunde Vernunft zu eigen zu sein, eine Erdverbundenheit, die sich in ihren fragenden blauen Augen widerspiegelte. Ihre Haare waren schwarz und glatt.
»Wir sprachen gerade über den Auslöser der impulsiven Tat meiner Tochter«, brachte Winfield das Gespräch wieder auf die vergangene Nacht.
»Ich weiß nicht, warum ich weggelaufen bin«, sagte Bridget schmollend und trank einen großen Schluck
Orangensaft. Die älteren Schwestern warfen sich einen Blick zu, während ihr Vater sich mit Sorgenfalten auf der Stirn weiter vorbeugte. »Ich hatte einfach das Gefühl, gehen zu müssen. Also habe ich es getan.«
»Das war töricht und gefährlich«, tadelte ihre Mutter,
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