The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
mit einem flackernden Kaminfeuer, in einem Haus voller Menschen, die mich sofort und glücklich als einen der ihren willkommen geheißen hatten.
Der Vampir in mir war immer noch hungrig und nervös. Aber das hinderte den Menschen in mir nicht daran, etwas von dem Leben zu kosten, das ich verloren hatte.
KAPITEL VIER
Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, obwohl in Wirklichkeit nur wenig Zeit verstrichen ist, seit meiner Verwandlung – seit mein Vater mich getötet hat. Vor ungefähr einem Monat haben Damon und ich versucht, Katherines Leben zu retten, als unser Leben durch ihr Blut gerettet wurde. Vor ungefähr einem Monat war ich ein lebendiger, warmblütiger Mensch, dessen Nahrung aus Mahlzeiten mit Fleisch und Gemüse, Käse und Wein bestand – ein Mensch, der in einem Federbett mit frischen Leinenlaken schlief.
Und doch fühlt es sich so an, als sei inzwischen ein ganzes Leben vergangen – und je nach Definition stimmt das vielleicht sogar.
Aber genauso schnell, wie mein Schicksal sich im Anschluss an New Orleans gewendet hat und mich als Vagabund in einer Höhle im Central Park leben ließ, sitze ich jetzt hier an einem richtigen Schreibtisch vor einem Bleiglasfenster mit einem dicken Teppich unter den Füßen. Wie schnell ich doch wieder menschliche Gewohnheiten annehme!
Die Sutherlands scheinen eine freundliche Familie zu sein. Ich stelle mir die stürmische Bridget und ihre geduldig leidende ältere Schwester als Spiegelbilder von Damon und mir selbst vor. Ich habe nie zu schätzen gewusst, wie harmlos die
Streitereien zwischen Damon und meinem Vater über Pferde und Mädchen waren. Ich hatte immer Angst, einer von ihnen würde etwas sagen oder tun, das dem bisschen Familie, das wir noch hatten, für immer ein Ende machen würde.
Jetzt, da mein Vater tot ist und mein Bruder und ich … sind, was wir sind, begreife ich erst, wie viel ernster die Lage sein kann und wie schlicht und einfach das Leben zuvor war.
Ich sollte nicht hier sein, nicht einmal heute Nacht. Ich sollte mich aus dem Fenster stehlen und in mein Exil fliehen. Es ist gefährlich und trügerisch, mich von der warmen, lebendigen Umarmung der Sutherlands umfangen zu lassen, und sei es auch für noch so kurze Zeit. Es gibt mir das Gefühl, wieder zur Welt der Menschen gehören zu können. Aber sie begreifen nicht, dass sie ein Raubtier in ihrer Mitte willkommen geheißen haben. Ich müsste nur ein einziges Mal die Kontrolle verlieren, müsste mich gerade jetzt aus meinem Zimmer schleichen und mich an einem von ihnen satt trinken, und ihr Leben würde zur Tragödie – so wie meines, als Katherine auf unserer Türschwelle erschien.
Die Familie war für mich immer das Wichtigste, und ich würde lügen, wenn ich nicht zugäbe, wie tröstlich es ist, unter Leuten zu sein, die einander lieben, und sei es auch nur eine einzige geborgte Nacht lang …
Zum ersten Mal, seit ich New Orleans verlassen hatte, stand ich bei Sonnenaufgang auf. Ich wollte aus dem Herrenhaus schlüpfen und im Morgennebel verschwinden, bevor irgendjemand kam, um mich zu wecken.
Aber es war schwer, dem Sog der frischen Leinenlaken, der weichen Matratze, der Bücherregale und der bemalten Zimmerdecke zu widerstehen.
Nachdem ich die Fresken geflügelter Cherubim über mir bewundert hatte, schob ich die warmen Decken beiseite und zwang mich aus dem Bett. Jeder Muskel meines Körpers zuckte unter meiner bleichen Haut, voller Stärke und Macht, auch wenn sich zugleich jeder Knochen meines Brustkorbs abzeichnete. Die Sutherlands hatten meine Kleider zum Waschen mitgenommen, mir aber kein Nachthemd gegeben. Ich genoss das Gefühl des morgendlichen Sonnenlichts auf meiner Haut, genoss die glühende Wärme, die gegen die Kälte im Zimmer kämpfte. Obwohl ich Katherine niemals verzeihen würde, dass sie mich in ein Ungeheuer verwandelt hatte, war ich ihr zumindest für den Lapislazuliring dankbar, der mich vor den ansonsten tödlichen Strahlen der Sonne beschützte.
Das Fenster stand ein klein wenig offen und ließ eine kühle Brise herein, die lichtdurchlässigen Vorhänge flatterten. Obwohl mir jegliche Temperaturen nichts mehr ausmachten, schloss ich das Fenster und verriegelte es verwirrt. Ich hätte schwören können, dass in der vergangenen Nacht alle Fenster fest verschlossen gewesen waren. Bevor ich jedoch weiter über die Angelegenheit nachgrübeln konnte, erklang das verräterische Wummern eines schlagenden Herzens, ganz in der Nähe. Nach einem leisen
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