The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
hübscher Ort für einen Eissalon«, bemerkte Lydia, die nachdenklich auf dem Fähranleger-Platz umherging.
»Du willst ein Eis?«, fragte Damon, als spreche er mit einer Vierjährigen.
Es war schlimm genug, mit Bridget zusammen zu sein, da ich mich angesichts der Dinge, die aus ihrem Mund kamen, ständig innerlich wand. Aber die nervöse Anspannung, nur darauf zu warten, dass Damon etwas Schreckliches sagte oder tat, war noch viel schlimmer. Ich saß den ganzen Tag auf glühenden Kohlen. Denn Damon würde Lydia an irgendeinem Punkt etwas Schreckliches sagen, sobald er es leid war, den aufmerksamen Verehrer zu spielen. Seine Aufmerksamkeitsspanne war bei Spielen – abgesehen davon, wenn er wettete – stark begrenzt.
»Ja«, antwortete Lydia. »Und hier gibt es kein Eis. Aber es sollte welches geben.«
»Das wird sowieso bald egal sein«, sagte Bridget, bemüht, etwas Nützliches zu dem Gespräch beizutragen. »Schon bald wird eine riesige Brücke gebaut, und dann
liegt das alles im Schatten, dann wird es hier nur noch Droschken und Pferdegestank geben.«
Bram, die ursprüngliche Quelle dieser Information, schüttelte den Kopf. »Nein, Bridgey, der Winkel ist in Ordnung. Schau dir an, wo die Sonne steht …«
Ich lehnte mich auf dem Dock an ein Geländer und betrachtete unsere kleine Gruppe. Die Damen sahen in dieser Umgebung aus wie auf einem Gemälde, die Wangen rosig vom Sonnenlicht und der Anstrengung des Tages, die langen Bänder der Strohhüte wehten im Wind, die Seebrise drängte die flauschigen Spazierröcke gegen ihre Beine. Sie alle waren schön, und für einen kurzen Moment vergaß ich meine gegenwärtige Situation.
Margaret kaufte einem Zeitungsjungen eine Lektüre für die Überfahrt ab. Es war ein schöner Tag für einen Bootsausflug, und seltsamerweise stieß der East River mich nicht so ab, wie fließendes Wasser es normalerweise tat. Bridget suchte sich einen Platz im Inneren der Fähre, weil sie keine weiteren Sonnenstrahlen mehr auf ihrer Haut wollte – welch Ironie, angesichts meiner eigenen Situation. Zum ersten Mal an diesem Tag entspannte ich mich, hob das Gesicht der Sonne entgegen und ließ meine mediterrane Haut einen bronzefarbenen, gesunden Schimmer annehmen.
Und dann ließ Margaret sich auf den Platz neben mir fallen.
»Sie scheinen zumindest ein klein wenig vernünftiger zu sein als der andere Verlobte«, lachte Margaret. »Verraten
Sie mir eins: Was wollen Sie von meiner Familie? Geld? Die Firma? Was?«
Ich unterdrückte ein Stöhnen. »Sie müssen mir glauben«, antwortete ich und fixierte ihre Augen mit meinen hellblauen. Ohne sie mit einem Bann zu belegen, versuchte ich, so aufrichtig wie möglich zu klingen. Ich legte meine Hände um ihre Arme, was kühn war, aber ich musste sie zur Einsicht bringen. »Ich bin nicht auf Bridgets Wohlstand aus. Ich will nur Sicherheit und Glück für Ihre Familie. Ich schwöre es Ihnen bei allem, was Sie wollen.«
»Genau das ist das Problem. Ich weiß nicht, was Ihr Wort wert ist. Ich kenne Sie nicht. Niemand kennt Sie«, sagte Margaret. Dann nahm sie seufzend ihren Hut ab. »Es ist einfach … so … merkwürdig. Ich kann verstehen, warum Bridget Sie mag, Sie sehen gewiss gut aus und sind kultiviert …«
Ich senkte verlegen den Blick.
»Aber mal ehrlich – keine Papiere, keine Geschichte, nur eine Flucht aus dem Süden? Wir reden hier von Bridget. Sie wollte, dass Papa uns auf eine Reise durch Europa mitnimmt, um das Herz eines Königs oder Prinzen erobern zu können oder doch zumindest das Herz eines Herzogs. Für sie sollte es schon der Adel sein. Und nichts für ungut, Sie sind vom Adel so weit entfernt, wie man es nur sein kann.«
»Nun, ich nehme an, Lydia hat ihren Grafen bekommen.«
»Ja«, erwiderte Margaret nachdenklich. Sie musterte mich und schob sich eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr. »Und was ist mit Damon de Sangue …«
Ich zuckte die Achseln und versuchte, unschuldig dreinzublicken.
»Was halten Sie von ihm? Sie beide sind sich … ungewöhnlich nah seit Ihrer doppelten Liebeserklärung.«
Ich starrte gen Süden, wo die mächtigen Flüsse Hudson und East River verschmolzen und sich zum Meer vereinten. Ich drängte die Stadt in den Hintergrund, blendete sie aus, und die Sonne leuchtete weiß über uralten, fremden Gewässern.
Wie viel konnte ich ihr erzählen, ohne sie in Gefahr zu bringen? Sie schien die Einzige in der Familie mit einem klaren Kopf auf den Schultern zu sein. Ich dachte einmal
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