The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
spätabendlichen Schönheitsritual, bei dem sie ihr Haar mit hundert Bürstenstrichen verwöhnte und sich mit Creme einschmierte, die ich bis in den Salon riechen konnte. Winfield begab sich stets mit einem Glas Brandy in sein Arbeitszimmer, studierte Papiere oder ging seine Rechnungsbücher durch.
Ich lief zumeist im Erdgeschoss auf und ab und schmiedete Pläne, wie ich die Sutherlands in Sicherheit bringen konnte, nur um die meisten davon gleich wieder zu verwerfen. Außerdem musste ich meine Nahrungsaufnahme planen. Meine harte Diät aus den Tieren der Stadt war schwer aufrechtzuerhalten, jetzt, da ich unter den wachsamen Augen sämtlicher Sutherlands und ihrer Diener stand. Es war fast so, als erwarteten sie einen Fluchtversuch, wobei ich nicht wusste, ob es echte Wachsamkeit oder vielmehr Damon war, der sie
mit einem Bann belegte, damit sie mir folgten. Manchmal gelang es mir dennoch, mich leise davonzuschleichen, sei es aufs Dach oder in den Hinterhof, auf der Suche nach einer Ratte oder einer Taube oder auch nur einer Maus, um meinen Hunger zu stillen. Hazel, die Hauskatze, stand nicht zur Debatte, was aber glücklicherweise nicht für ihre Freunde galt, die wilden, streunenden Kater.
Damon hatte diese Nahrungsprobleme natürlich nicht. Außerdem hielt er nicht viel von Heimlichtuerei. Er kam und ging, wie es ihm passte, und tat Gott weiß was in den dunklen Ecken der Stadt. Nachts, in den kältesten Stunden, wenn ich mich um meine eigenen Bedürfnisse kümmerte, rief er häufig eine Dienerin oder einen Lakaien in seine Suite. Für meinen Bruder war das Leben bei den Sutherlands wie in einem prächtigen Palast – ihm zu Ehren wurden Dinner veranstaltet, er wurde in den höchsten Kreisen der Stadt gefeiert. Er war ein Prinz, und New York war das ihn bewundernde Königreich.
Als Damon am Donnerstag nach Hause kam, streckte Winfield den Kopf aus seinem Arbeitszimmer.
»Oh, wie gut, dass Sie da sind«, sagte Winfield mit zwei Whiskeygläsern in der Hand. »Bitte, setzen Sie beide sich zu mir.«
In Damons Mundwinkel leuchtete wie zufällig ein Blutstropfen. Vermutlich nahm jeder an, dass er sich beim Rasieren geschnitten hatte. Plötzlich wirkte das
behagliche Arbeitszimmer erdrückend und die Ecken dunkler.
Damon wischte sich lässig über die Lippen, ohne mich aus den Augen zu lassen, dann warf er sich auf das Sofa neben seinen zukünftigen Schwiegervater und wirkte dabei weniger wie ein italienischer Graf als vielmehr wie … nun, Damon. »Guten Abend, Sir.« Die Tatsache, dass er in Gegenwart dieser Familie mittlerweile seinen falschen Akzent abgelegt hatte, machte deutlich, wie sehr sie in seinem Bann stand.
»Ich wollte mit Ihnen beiden über Ihre Zukunft sprechen«, begann Winfield und sog an seiner Zigarre.
»Oh, ich habe große Pläne, ich denke langfristig«, erklärte Damon. »Natürlich würde ich hier bei der Familie leben. Ich liebe enge Bindungen.«
Meine Kehle wurde trocken; nervös fuhr ich mir durchs Haar. Ich spürte, wie Panik in mir aufstieg. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass ich keine Ahnung hatte, was Damon wirklich bezweckte.
»Und ich würde gerne selbst Geschäfte machen«, fuhr Damon fort. In diesem Moment wurde die Tür zum Arbeitszimmer aufgerissen und Margaret kam hereinstolziert.
»Papa!«
Ohne ein Wort an einen von uns beiden zu verlieren, drückte sie ihrem Vater eine Ausgabe der heutigen Post in die Hand und pochte auf einen Artikel. »Lies das.«
Winfield suchte seine Taschen nach seiner Brille ab, setzte sie schließlich auf und betrachtete die Zeitung.
»Nachdem zwei mittellose Verehrer die beiden letzten heiratsfähigen Töchter Winfield Sutherlands erobert haben, steht Familie Sutherland im Zentrum der allgemeinen Entrüstung. Die enttäuschten Söhne von Bankern, Politikern und Großindustriellen beklagen sich bitter über diese plötzliche Entwicklung. Ist es Erpressung, fragen manche? Aus einer sicheren, der Familie nahestehenden Quelle geht hervor, dass … Oh, Unsinn«, unterbrach Winfield sich, warf die Zeitung beiseite und nahm seine Brille ab. »Die Leute tratschen über die absurdesten Dinge.«
»Wir werden in den Ruin treiben«, sagte Margaret beinahe flehend, während sie Damon und mich weiterhin vollkommen ignorierte. »Siehst du denn nicht wenigstens ein, wie schlecht das fürs Geschäft wäre?«
»Denken Sie nicht, Sie sollten dergleichen Gespräche Männern überlassen?«, fragte Damon lässig und verfiel wieder in seinen italienischen
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