The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
mit dir in einen Vampir zu verwandeln«, zischte er. Ich versuchte, mich zu befreien, aber er drückte mir das Knie noch kräftiger in den Rücken und presste mich auf das Dach. »Du warst derjenige, der mich gezwungen hat zu werden, was ich bin – und das, was Katherine uns gegeben hat, als Geschenk zu betrachten statt als Fluch.«
»Du kannst mir glauben«, keuchte ich und wollte mich aus seiner Umklammerung winden, »dass ich es rückgängig machen würde, wenn ich könnte.«
»Tz, tz«, tadelte Damon mich. »Hat Vater dich nicht gelehrt, was einen Mann ausmacht – nämlich mit seinen Entscheidungen zu leben?« Er presste meine Wangen aufs Dach und meine Haut schürfte auf. »Andererseits warst du am Ende eine riesige Enttäuschung für ihn – du wolltest Rosalyn nicht heiraten, hast dich mit einem Vampir eingelassen, hast ihn getötet …«
»Du warst immer eine Enttäuschung«, zischte ich.
»Ich hätte dich töten sollen, als ich die Chance dazu hatte.«
Damon stieß ein trockenes Lachen aus. »Nun, das wäre eine Schande gewesen, denn dann könnte ich das hier nicht tun.«
Der Druck auf mein Rückgrat ließ nach, als Damon mich an der Rückseite meines Hemdes hochzog.
»Was hast du …«, begann ich.
Doch bevor ich meinen Satz beenden konnte, stieß Damon mich vorwärts. Mein Körper segelte durch die Nachtluft, und für einen kurzen, schwerelosen Augenblick fragte ich mich, ob ich tatsächlich fliegen konnte. Dann rauschte mir das harte Pflaster der Gasse zwischen dem Haus der Sutherlands und ihren Nachbarn entgegen und meine Knochen krachten laut beim Aufprall.
Ich stöhnte; Schmerz durchströmte meine Glieder, als ich mich auf den Rücken drehte, Blut lief mir übers Gesicht. So lag ich stundenlang da und starrte zu den Sternen empor, bis meine Macht mich heilte, meine Knochen zusammenwachsen ließ und den Riss in meiner Wange schneller schloss, als der fähigste Arzt es vermocht hätte.
Aber als ich aufstand, durchzuckte erneut ein Schmerz meine Brust. Denn dort, auf der Backsteinmauer des Sutherland-Hauses, standen in roter Tinte – es konnte nur Blut sein – vier beängstigende Worte:
Ich sehe dich immer.
KAPITEL VIERZEHN
Am Freitag begleitete Winfield Damon und mich zur Anprobe unserer Anzüge. Zu einem anderen Zeitpunkt meines Lebens hätte mir ein Besuch in Pinottos Schneiderwerkstatt wahrscheinlich sogar Spaß gemacht – wie mein nächtlicher Einkauf mit Lexi in New Orleans. Pasquale Pinotto war ein Meister seiner Zunft und gehörte zu der erlesenen Riege von Schneidern, die schon für europäische Königshäuser gearbeitet hatten. Mit seinem Kneifer, seiner Kreide und seinem Maßband um den Hals hätte er auch einem Märchen entsprungen sein können. Ich genoss es, auf die wenigen mir bekannten italienischen Worte zurückzugreifen, wenn ich mit ihm sprach; er freute sich ebenfalls darüber, korrigierte aber meine Betonung. Damon tat natürlich so, als wolle er jetzt, da er in Amerika war, nur Englisch sprechen – auf diese Weise gelang es ihm, die Begeisterung des Schneiders über das Treffen mit einem Landsmann einzudämmen.
»Schauen Sie sich das an.« Damon hielt einen Ballen scharlachroter Seide an sein Gesicht. »Wir könnten unsere Jacketts damit füttern lassen. Bringt das nicht die Farbe meiner Lippen zur Geltung? Oder … die Farbe
von Lydias Hals?« Er schob den Ballen zur Seite, ungefähr dorthin, wo seine Reißzahnwunden gewesen wären.
Winfield wirkte verwirrt. »Sie trägt in letzter Zeit Schals. Meinen Sie das? Es ist ziemlich eigenartig – das hat sie früher nie getan.«
Damon warf ihm einen schnellen Blick zu, in dem Überraschung und Ärger aufblitzten, was jedoch nur ich bemerkte. Es war interessant, dass Mr Sutherland die subtilen Veränderungen um ihn herum wahrnahm, während er unterm Strich machtlos gegen Damons Bann war. Dabei bestand doch die einzige Sicherheit des reichen alten Mannes darin, absolut nichts von den Ränken meines Bruders zu merken.
Ich lehnte mich haltsuchend an die Wand, erschöpft von der Anspannung. Inmitten der labyrinthähnlichen Spiegelräume mit all den Rollen teuren Stoffs und den Nähmaschinen überkam mich beinah Platzangst; ich fühlte mich hier drin so gefangen, wie ich es in meinem Leben auch tatsächlich war.
Mr Sutherland ging zu einem Stuhl, um seinem mächtigen Leib eine Pause zu gönnen. Er wirkte eine Spur nervös – immer wieder griff er nach seiner Zigarre, aber im Atelier war ihm das Rauchen
Weitere Kostenlose Bücher