The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
Tunnel wählen müsste, würde ich mich wahrscheinlich für das Heim entscheiden. Und so viel ich weiß, gibt es hier besseres Essen als Rattenblut oder dieses abscheuliche Fischgericht im Ten Bells. Aber nur kein Neid, meine Herren.« Sie ließ ein Lächeln aufblitzen, doch ich sah, dass sie sich unbehaglich fühlte.
Mir ging es genauso. » Ich werde Sie jeden Tag besuchen kommen. Das werden wir beide tun«, sagte ich, während ich all meinen Mut zusammennahm, die Stufen zum Eingang hochschritt und kräftig an die Tür klopfte. Wir warteten gespannt, bis sie sich langsam und knarrend öffnete.
Ein Mann von gewaltiger Größe erschien im Türrahmen und starrte uns an. Über seiner Priesterrobe hing ein Kruzifix, das wie ein Pendel hin und her schwang. Ich wandte den Blick ab. Obwohl es ein Mythos war, dass man mit Kruzifixen Vampire foltern konnte, erinnerten sie mich stets an meine unheilige und böse Vergangenheit.
» Ja, meine Kinder?«, fragte er steif. » Was führt euch in das Magdalenenheim?«
Damon ergriff das Wort. » Ich bin Damon de… Croix«, stellte er sich vor und schaffte es gerade noch, nicht de Sangue zu sagen. » Das ist mein Bruder Stefan. Wie alle Bürger der Stadt sind wir schockiert über die Mordwelle in London und versuchen, möglichen Opfern dabei zu helfen, von der Straße wegzukommen. Wir haben dieses junge Mädchen vor dem Ten Bells, einem Pub in der Nähe, gefunden und wollen sie Ihrem Schutz übergeben.«
» Gut«, sagte der Mann und blickte zu Cora, die eine Stufe unter Damon und mir stand. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, wiegte sich auf den Fersen hin und her und wirkte absolut überzeugend.
» Kommt herein, meine Kinder.« Der Priester geleitete uns durch die schwere schwarze Doppeltür, die er mit einem dumpfen Schlag hinter uns schloss. In der gewölbten Eingangshalle starrte ein Heiliger kummervoll aus seinem Buntglasfenster auf uns herab. Es roch nach Staub, Weihrauch und Desinfektionsmittel. Durch die vielen Statuen und Kerzen erinnerte mich die Halle an eine Kirche.
Ich hörte etwas klirren und das Schlurfen von Schritten. Ein Mädchen eilte mit gesenktem Kopf vorbei. Sie trug einen grauen formlosen Kittel und ein Häubchen auf dem Haar und murmelte vor sich hin. Ich beobachtete, wie Cora ihr nachschaute. Als ich ihr beruhigend die Hand drückte, bemerkte ich den missbilligenden Blick des Priesters.
» Ich werde Schwester Benedikta holen, damit sie euch behilflich ist. Sie wird prüfen, ob das Mädchen… sich eignet«, erklärte er.
» Trautes Heim, Glück allein«, murmelte Cora zittrig.
In diesem Moment kam eine kleine Frau in einer Nonnentracht die Treppe herunter. Ihr Gesicht war rot und runzlig und ihre wässrigen grünen Augen blickten durch eine schmale Brille. Mit verkniffener und undeutbarer Miene musterte sie Cora.
» Guten Tag, Schwester«, sagte Damon und verbeugte sich vor ihr.
Die Nonne fuhr zu Damon herum. » Guten Tag«, erwiderte sie, und ein schwaches Lächeln erhellte ihr runzliges Gesicht. Typisch Damon. Er konnte wirklich jeden bezaubern. » Ich bin Schwester Benedikta. Bitte kommen Sie mit«, sagte sie und deutete auf einen kleinen Anbau unter einem weiteren Buntglasfenster mit einem weiteren Heiligen. In dem Anbau befanden sich ein Schreibtisch, ein Bücherregal und mehrere Stühle.
Sie setzte sich an den Schreibtisch und blinzelte uns erwartungsvoll an. » Meine Herren, bitte, nehmen Sie Platz.« Während wir uns setzten, zog Schwester Benedikta eine abgegriffene, in Leder gebundene Bibel aus dem Bücherregal und reichte sie wortlos an Cora weiter. Cora nahm sie entgegen, knickste und hockte sich auf einen klapprigen Stuhl in einer Ecke.
» Mein Bruder und ich interessieren uns für Ihre segensreiche Einrichtung«, begann Damon. » Wir haben voller Entsetzen die Nachrichten über den Ripper gelesen und wollen nun alle gefährdeten jungen Frauen beschützen, die uns begegnen. Hier scheint der richtige Ort zu sein, um sie in Sicherheit zu bringen. Wir glauben, dass sogar über den Fall eines Sperlings eine besondere Vorsehung waltet.«
» Ja, gedankt sei dem Herrn«, sagte die Nonne fromm und bekreuzigte sich. Ich sah Damon scharf an. Er hatte tatsächlich aus Hamlet zitiert. Seit wann griff Damon auf Shakespeare zurück? Aber er schenkte mir nur ein schwaches Achselzucken, als wolle er sagen: Du weißt eben nicht alles über mich, Bruder.
» Wir haben vor, das Heim mit großzügigen Spenden zu unterstützen«, fuhr Damon
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