The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
und keine Schmerzen leidet.«
Cora schüttelte ungläubig den Kopf. » Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jemals einer lebendigen Kreatur etwas zuleide tut«, sagte sie leise. » Einmal hat sich eine Feldmaus in unser Haus verirrt, und unsere Mutter war fest entschlossen, sie zu töten. Violet war damals ungefähr acht, und sie weinte so lange, bis Mutter die Maus freiließ. Violet hat ihr sogar Futter hingestellt, nur für den Fall, dass sie hungrig zurückkäme.« Coras Stimme brach und sie schlug die Hände vors Gesicht . » Oh Gott, ich muss sie einfach finden!«, schluchzte sie.
» Hier ist sie jedenfalls nicht.« Damon kam aus der Dunkelheit stolziert und wischte sich den Mund ab. Er trug noch immer seine blutbespritzten Kleider unter der Schaffneruniform, aber er hatte keine dunklen Ringe mehr unter den Augen. Gemessen an den Umständen sah er unglaublich gut aus. Cora ließ die Hände auf den Schoß sinken und starrte ihn an.
» Haben Sie schon gefrühstückt?«, fragte sie angespannt und griff sich unbewusst an ihren Hals. Ein Bild erschien vor meinem inneren Auge: Samuel, wie er sich mit entblößten Reißzähnen über Coras nackte Kehle beugte. Ich fragte mich, wie oft er wohl von ihr getrunken hatte. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich glaubte, zwei winzige Narben zwischen ihrer Schulter und ihrem Ohr zu erkennen, nur stecknadelkopfgroß und blassrosa. Ich schauderte.
Damons Gesichtsausdruck war unergründlich. » Ja, habe ich«, antwortete er schlicht. » Aber zuerst habe ich überprüft, ob der Tunnel wirklich sicher ist. Für uns ist er ungefährlich. Es gibt zwar einige einsame Seelen hier unten, aber die werden uns keine Schwierigkeiten machen. Alle hier sind ziemlich schlimm dran. Es war ganz einfach, Nahrung zu finden.«
» Damit haben Sie sich also die ganze Zeit beschäftigt. Und ich dachte schon, Sie würden sich vielleicht einen funktionierenden Plan ausdenken. Aber Sie haben sich einfach nur vollgestopft«, sagte Cora streng. » Ich hoffe, Sie fangen sich irgendeine Krankheit von einer der armen Seelen hier unten ein. Es würde Ihnen nur recht geschehen.«
» Das wird bestimmt nicht passieren, Miss Cora«, erwiderte Damon und trat von einem Fuß auf den anderen. » Aber ich wäre nicht überrascht, wenn Stefan krank würde. Bestimmt hat er Ihnen erzählt, wie er sich von den Häschen im Walde ernährt, und jetzt sehen Sie sich an, wie weit er damit gekommen ist: ebenso weit wie ich, an einen Ort unter der Erde, als Zielscheibe eines Vampirs, der in die Schranken verwiesen werden muss. Es ist durchaus möglich, von Menschen zu trinken und trotzdem Anteil an ihrem Schicksal zu nehmen«, fügte Damon spitz hinzu.
Ich biss die Zähne zusammen und sah Cora fest in die Augen. Ich wollte, dass sie auf meiner Seite stand. Ich wollte, dass sie Damon daran erinnerte, wie sie selbst vor kurzer Zeit erst einem Vampir als Nahrungsquelle gedient hatte. Aber stattdessen starrte sie nur enttäuscht vor sich hin.
Ich entfernte mich von Damon, denn ich wusste, dass ich jetzt auf keinen Fall einen Streit anzetteln durfte. Der Frieden, der zwischen uns herrschte, seitdem er mir das Leben gerettet hatte, war äußerst zerbrechlich, und ich wusste aus Erfahrung, dass ein einziges zorniges Wort uns wieder zu Feinden machen konnte. Dabei hatten wir bereits genug zu tun mit unserem gemeinsamen wahren Feind.
Ich massierte mir die Schläfen. In der stinkenden, klebrigen Feuchtigkeit des Tunnels fühlte ich mich wie in einem Grab gefangen. » Ich brauche frische Luft. Cora?«, fragte ich und bot ihr meinen Arm. Ich wusste ganz genau, dass Damon nicht mit uns kommen konnte, jetzt da sein Gesicht auf jeder Londoner Zeitung prangte.
» Viel Spaß, ihr zwei. Inzwischen werde ich mich hier unten einfach weiter an den Lebendigen gütlich tun«, sagte Damon mit einem schiefen Lächeln. Er wusste ganz genau, dass ich ihn ausschloss. Cora blickte erstaunt zwischen uns hin und her, bevor sie meinen Arm ergriff. Als wir die Leiter erreichten, half ich ihr über die fehlende Sprosse hinauf. Dann kletterte ich hinterher und vermied es dabei höflich, ihr unter die Röcke zu schauen.
Oben angekommen, war die Baustelle immer noch verlassen. Ich zog meine Taschenuhr hervor. Eine Schramme auf dem Ziffernglas weckte in mir blitzartig die Erinnerung an den Kampf mit Samuel in meinem Cottage. Die Uhr funktionierte aber noch. Im Gegensatz zu ihrem früheren Besitzer, Mr Sutherland, schien sie unzerstörbar.
Halb
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