The Vampire Journals - Verwandelt: Band 1 (German Edition)
sich von ihr abwenden. Wie alle anderen Männer in ihrem Leben zuvor auch.
Als wollte er ihre Gedanken bestätigen, schüttelte der Richter in der Mitte den Kopf und sah Caleb herablassend an.
»Du hast einen schweren Fehler begangen«, behauptete er. »Du siehst nicht, dass du es bist, der diesen Krieg angefangen hat. Dein plötzlicher Aufbruch hat sie auf unsere Anwesenheit aufmerksam gemacht. Außerdem ist sie nicht diejenige, für die du sie hältst.«
Caleb versuchte es erneut: »Wie erklärt ihr es euch dann …«
Ein anderes Mitglied des Rates unterbrach ihn: »Vor vielen Jahrhunderten gab es einmal einen ähnlichen Fall. Damals war auch ein Vampir immun gegen Waffen, und die Leute haben geglaubt, er wäre der Auserwählte. Aber er war es nicht. Er war nur ein Halbblut.«
»Ein Halbblut?«, fragte Caleb. Plötzlich klang er unsicher.
»Ein Vampir von Geburt an«, erläuterte der andere, »einer, der nie verwandelt wurde. Sie sind immun gegenüber manchen Waffen, aber nicht gegenüber allen. Doch das macht sie noch lange nicht zu einem der Unseren. Es macht sie auch nicht unsterblich. Ich werde es dir zeigen.« Abrupt drehte er sich zu Caitlin um.
Sein durchdringender Blick machte sie nervös. »Erzähl mal, Kleine, wer hat dich verwandelt?«
Caitlin hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Sie wusste nicht einmal, was die Frage bedeuten sollte. Wieder einmal fragte sie sich vergebens, welche Antwort sie wohl am besten geben sollte. Sie zögerte, weil sie das Gefühl hatte, dass ihre Antwort eine große Bedeutung haben würde – nicht nur für ihre eigene, sondern auch für Calebs Sicherheit. Um seinetwillen wollte sie die richtige Antwort geben, aber sie wusste einfach nicht, welche das war.
»Es tut mir leid«, gab sie schließlich zu, »aber ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Ich wurde nie verwandelt. Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet.«
Ein anderes Ratsmitglied beugte sich vor. »Wer ist denn dein Vater?«, wollte er wissen.
Warum musste er sie ausgerechnet danach fragen? Es war die eine Frage, die sie sich ständig selbst gestellt hatte, ihr ganzes Leben lang. Wer war er? Warum hatte sie ihn nie kennengelernt? Warum hatte er sie verlassen? Die Antwort auf diese Frage war das, was sie sich mehr als alles andere im Leben wünschte. Und sie konnte sie definitiv nicht liefern.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie schließlich.
Der Vampir lehnte sich zurück, als hätte er einen Sieg errungen. »Siehst du?«, sagte er. »Halbblüter werden nicht verwandelt. Und nie kennen sie ihre Eltern. Du hast dich geirrt, Caleb. Du hast einen großen Fehler gemacht.«
»Die Lehre besagt, dass der oder die Auserwählte ein Halbblut sein uns zu dem verlorenen Schwert führen wird«, widersprach Caleb herausfordernd.
»Die Lehre besagt, dass ein Halbblut den Messias bringen wird«, stellte das Mitglied des Gremiums richtig. »Nicht sein wird.«
»Das ist Haarspalterei«, antwortete Caleb. »Ich sage euch, dass der Krieg begonnen hat und dass sie uns zu dem Schwert führen wird. Die Zeit vergeht. Wir müssen uns von ihr zu dem Schwert führen lassen. Es ist unsere einzige Hoffnung.«
»Das sind doch alles Ammenmärchen«, warf ein anderer Vampir ein. »Dieses Schwert, von dem ihr da redet, existiert gar nicht. Und sollte es doch existieren, wäre es bestimmt kein Halbblut, das uns zu ihm führen würde.«
»Wenn wir es nicht tun, dann werden es andere tun. Sie werden sie gefangen nehmen, das Schwert finden und es gegen uns verwenden.«
»Du hast einen schweren Regelverstoß begangen, indem du sie hierhergebracht hast«, wiederholte nun ein Vampir, der ganz außen saß.
»Aber ich …«, begann Caleb.
» ES REICHT !«, rief der Anführer.
Es wurde still.
»Caleb. Du hast vorsätzlich mehrere Gesetze unseres Clans gebrochen. Du hast deinen Posten verlassen. Du hast deine Mission nicht erfüllt. Du hast einen Krieg entfacht. Und du hast uns alle in Gefahr gebracht – wegen eines Menschen. Sie ist nicht einmal ein Mensch, sondern ein Halbblut, und du hast sie in unsere Mitte gebracht. Damit gefährdest du uns alle.
Wir verurteilen dich zu fünfzig Jahren Gefangenschaft. Du wirst dieses Gelände nicht mehr verlassen. Und du wirst dieses Halbblut unverzüglich von hier fortschaffen.
Und jetzt geh.«
13.
Kapitel
C aitlin und Caleb standen zusammen auf der großen offenen Terrasse von The Cloisters und blickten in die Nacht hinaus. In der Ferne war der Hudson River zu erkennen, der zwischen den kahlen
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