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The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

Titel: The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane O'Doherty
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womöglich heißt es noch, ich hätte sie unterschlagen! Scheiße! Diese blöde Frau hätte sie doch wohl für unsere Sache lagern können, verflucht!“ Er war wirklich ernstlich wütend.
    „Was sind Kondome?“ fragte ich.
    „Ach du Scheiße! Du willst für Irland kämpfen und weißt nicht, was Kondome sind? Kathleen Ni Houlihan [4] hat dich für sich selber auserwählt!“ Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und lief auf und ab, wobei er fluchte und nach Möglichkeiten suchte, an weitere Kondome zu kommen.
    „Hör’ zu, Shane, hier ist ein Zehner. Geh in verschiedene Apotheken und frag’, ob sie Kondome auf Lager haben. Kauf’ so viele wie du kriegen kannst.“
    Ich sagte zu und begab mich zu Sweeneys Apotheke in der Strand Road, ganz nahe beim unteren Ende der Clarendon Street. Geduldig wartete ich in dem kleinen engen Geschäft, das ich in meinem Leben schon so oft aufgesucht hatte, bis ich an der Reihe war. Dann fragte ich die Dame: „Haben Sie Kondome vorrätig?“ Sie errötetet und sagte: „Nein, haben wir nicht.“ – „Wissen Sie, wo ich welche bekommen könnte?“ – „Nein, das weiß ich nicht“, sagte sie, und in dem Augenblick kam der Apotheker selbst an die kleine Theke und fragte mich: „Wozu möchtest du sie denn haben, Shane?“ Ich antwortete: „Weiß ich nicht. Ein Mann hat mich gebeten, ihm für einen Zehner welche zu kaufen.“ – „Was für ein Mann denn?“ fragte er besorgt und fügte hinzu: „Ich finde, du solltest deinen Eltern sagen, dass ein Mann von dir verlangt hat, ihm mit seinem Geld Kondome zu kaufen. Das ist eine äußerst bedenkliche Angelegenheit.“
    Ich war aber zu sehr mit in die Sache verwickelt, als dass ich noch weiter hätte argumentieren wollen. Deshalb versicherte ich dem Apotheker vor allen anderen wartenden Kunden, dass ich meinen Eltern Bescheid sagen würde, und dann ging ich.
    In einer anderen Apotheke in der Nähe wurde mir prompt gesagt, dass man keine Kondome da hätte. In der letzten Apotheke versuchte ich es mit einer anderen Taktik: „Für zehn Pfund Kondome bitte.“ Die Verkäuferin, die wie ich um die sechzehn Jahre alt war, antwortete: „Also, ich weiß nicht, wenn du einen Moment wartest, frag’ ich mal eben nach“, und lächelte. Sie kam dann mit einem Mann zurück, der mich fragte: „Was hattest du verlangt?“ – „Für zehn Pfund Kondome bitte.“ – „Weißt du, was ein Kondom ist?“ „Nein, ich mache nur eine Besorgung für einen Nachbarn.“ – „Also, wir haben keine, und ich glaube nicht, dass du welche finden wirst. Du solltest dem Mann das Geld wiedergeben und ihm sagen, er soll seine Besorgungen selbst erledigen.“ Ich sagte, ich würde es ausrichten und ging zu meinem Sprengmeister zurück. Noch immer wusste ich nichts weiter über Kondome, als dass Frauen sie nicht im Haus haben wollten, katholische Apotheker in Derry sie nicht vorrätig haben wollten und die IRA sie ganz dringend benötigte ... irgendwie spannend!
    Der Bombenexperte hatte einige aufgetrieben. Es waren genug, um mir zu zeigen, wie man damit hochwirksame Sprengsätze herstellen konnte. Er erklärte mir auch, wozu Kondome eigentlich gedacht waren. Nun war es mir natürlich höchst peinlich, an die Frage zu denken, die ich Apothekern gestellt hatte, die mich und meine Familie sehr gut kannten ... Für zehn Pfund! Der Beschäler des Nordens! Die fliegende Stecher-Kolonne ... Die Einheit „Deckhengst vom Dienst“! All diese Witzeleien musste ich mir eine ganze Zeitlang von meinen Kameraden anhören und hatte Mühe, zu verbergen, wie peinlich es mir war ...
    Nachdem ich die Anfertigung einfacher, zuverlässiger Sprengsätze gelernt hatte, mussten ich und die anderen losziehen und sie anwenden. Dabei fand ich schnell heraus, dass sie für Bombenbauer und Bombenleger sehr gefährlich waren, genauso wie für die Allgemeinheit.
    Die Zeitspanne zwischen Zündung und Detonation hing davon ab, wie lange Schwefelsäure brauchte, um sich durch zwei Kondomschichten hindurchzufressen. Danach entzündete die Säure das Brennmaterial mit lautem Knistern und starker Flammenbildung. Die Säure und die Kondome waren jedoch schwierig zu kontrollieren. Der erste Unfall geschah in der Stadtmitte – er passierte ausgerechnet meinem Sprenglehrer, der den Sprengsatz in seiner Manteltasche plötzlich knistern hörte und ihn herauszog, um ihn wegzuwerfen, aber da war er schon entflammt und verbrannte ihm die Hand. Er rannte aus der Umgebung fort und trug

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