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The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

Titel: The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane O'Doherty
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dann eine Weile einen Verband. Der Unfall schreckte jedoch keinen von uns davon ab, weitere Sprengsätze zu bauen, hinauszutragen und in Geschäften abzulegen, wo sie eindrucksvolle Brände entfachten. Überhaupt war das Ganze ein Heidenspaß und ein Kühnheitsbeweis, den wir uns mit weiteren Sprengkörpern immer wieder lieferten.
    Allerdings sprachen die Schwierigkeit, den Explosionszeitpunkt genau einzustellen und das Problem, Leute zum Lagern der Kondomkartons zu überreden, langfristig gegen einen regelmäßigen Einsatz dieser Brandsätze. Bald danach wurde ein elektrisches Modell entwickelt, das mehr Sicherheit bot, obwohl es natürlich genauso gefährlich war, wie selbstgebastelte Brandsätze es nun einmal sind.
    Ich lernte auch, wie man simple, aber schreckerregende Nagelbomben herstellt. Ein Sprenggelstab in einer Bierdose voller Nägel explodiert und verschießt dabei die Nägel in alle Richtungen. Einige Zeit, nachdem es Straßenkrawalle gegeben hatte, nahm ich meine erste Nagelbombe mit an eine Straßenecke, zündete den Draht an und warf sie auf eine Gruppe von Soldaten zu, die gerade angefangen hatten, sich zu entspannen. Ich rannte weg, bevor sie explodierte, während die Soldaten sofort in Deckung gingen, als die Nagelbombe zischend in ihrer Nähe zu Boden fiel. Ein umwerfend lautes Krachen zerriss die Luft. Am nächsten Morgen ging ich zu der Stelle zurück, wo die Nagelbombe aufgeschlagen war und sah mir das interessante Muster an, das die Nägel, die mit hohem Druck in den Asphalt gerammt worden waren, dort hinterlassen hatten. Insgesamt verwendete ich Nagelbomben aber nur selten, weil sie meist zu schwer waren, als dass ich sie weit genug werfen konnte, denn ich war sehr mager für meine sechzehn Jahre.
    Eines Morgens sah ich zwei Armee-Jeeps, die vor den Randpfosten des Geländes der Kathedrale geparkt standen, und rannte nach Hause, um eine große Nagelbombe zu holen. Es war zwar gegen die IRA-Regeln, Kirchengelände für Attacken zu nutzen, aber das konnte mich nicht aufhalten. Ich nahm den „Nagler“ mit hinter ein paar Büsche auf der anderen Seite der Pfostenlinie, entzündete ihn und schleuderte ihn hinüber zu den Jeeps und den Soldaten, die dort müßig herumstanden. Während ich durch die Grünzone davonrannte, mussten sie mich wohl gesehen haben, hatten aber keine Zeit, auf mich zu feuern, weil sie Deckung suchen mussten. Die Nagelbombe explodierte mit einem betäubenden Knall, und ich dachte: „Langsam hab’ ich den Bogen ’raus.“ Zwar war mir klar, dass ich während dieser Angriffe erschossen werden konnte, aber ich hatte das ruhmreiche Heldentum und den Märtyrerstatus, den ich erlangen würde, im Bewusstsein.
    Die Risiken, die wir gegen die britische Armee eingingen, waren sogar noch verrückter. Wir konnten Kleinkaliber-Pistolen benutzen, die nur auf ziemlich kurze Entfernung treffen oder töteten, und mit diesen lauerten wir in den Hinterhofgassen dem jeweils letzten Soldaten einer Fußpatrouille auf. Dann sprangen wir hervor, schossen so viele Patronen auf ihn ab, wie wir nur konnten, und verschwanden dann die Gasse hinunter außer Sichtweite, bevor der hochtrainierte Schütze das Feuer erwidern konnte. Heutzutage mag man es vielleicht kaum glauben, dass unerfahrene Jugendliche mit Kleinrevolvern gegen ausgebildete Soldaten mit Gewehren antraten, aber es war wirklich so. Ich hatte noch nie Schießübungen mit einem Revolver absolviert. Wir hofften einfach, dass wir treffen würden.
    Eine Zeitlang hatte ich einen .38 Special-Revolver und einen Beutel Munition zur Verfügung, und ich ging damit in heldentumsüchtiger und fast schon lebensmüder Art und Weise um, bis ein Bericht mich eine Besseren belehrte. Während die britische Armee noch ihre Positionen in der William Street aufrechterhielt, um die Krawalle zu verhindern, hatte es eines Abends einen Tumult gegeben. Ich nahm den Revolver mit zu einer Gasse, wo ein paar Soldaten mit Gewehren standen. Dann wartete ich, bis ich sehen konnte, dass sie garantiert nicht in meine Richtung schauten, sprang hervor, feuerte alle Patronen, die in der Trommel waren, auf sie ab und raste dann wie wahnsinnig davon. Dabei hörte ich die Ausrufe der Soldaten als Reaktion auf meine Attacke, und dann die Befehle ihrer Offiziere.
    Selbst dieser Wahnwitz war noch nicht genug für meinen patriotischen Exzess, so dass ich die Waffe wieder lud und mich wenig später zu einer anderen Ecke der William Street begab, wo noch mehr Soldaten in

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