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The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition)

Titel: The Volunteer. Erinnerungen eines ehemaligen IRA-Terroristen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane O'Doherty
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führten. Deshalb war es später auch nichts Überraschendes, dass meine beiden Schwestern die Söhne von protestantischen Geschäftsleuten und einer meiner Brüder die Tochter einer anderen protestantischen Familie in Derry heirateten. Selbst als ich schon mit der IRA zu tun hatte, hatte ich ebenfalls eine Zeitlang eine Beziehung zu einem protestantischen Mädchen, bevor ich untertauchte.
    Allerdings war ich nicht das einzige Kind in der Umgebung, das den starken Druck von theologischen und mythologischen Tatsachen und Gespinsten spürte, wie die folgende Erinnerung zeigt. Ich spielte manchmal mit einem Jungen namens Scully, der in einer Nebenstraße der Clarendon Street wohnte. Seine Mutter war verwitwet, lebte zurückgezogen und behielt ihre Kinder bei sich im Haus, so oft es nur ging. Sie hatte ein paar Corgi-Hunde (nach dem Vorbild der Königin, wie alle sagten) und war Protestantin. Als der kleine Scully und ich gerade fünf Jahre alt waren, wurde unser fröhliches Spielen von religiösen Grundsätzen getrübt, die offensichtlich von jemand Erwachsenem kamen. Er sagte eines Tages hinterlistig und fasziniert zu mir: „Du bist römisch-katholisch! Du betest die Jungfrau Maria an und kommst in die Hölle!“ Was mich verletzte, war nicht der Inhalt dieser Bemerkung, den ich kaum weniger verstand als er selbst, sondern die darin enthaltene Ablehnung, die aus heiterem Himmel kam.
    Ich habe diese kleine Kränkung nie vergessen aus dem einfachen Grund, dass es der einzige Vorfall von religiöser Intoleranz war, den ich als Kind erlebte. Ich wusste, dass dies von einem Erwachsenen kam, denn ich hatte erst kurz zuvor eine andere Art von Intoleranz erlebt, diesmal von der Mutter meines besten Kindheitsfreundes Raymond.
    Raymond war der Sohn eines erfolgreichen Arztes und wohnte neben den Scullys. Wir lernten uns kennen, als wir noch klein waren und blieben unzertrennlich, bis die Aufnahmeprüfung für die weiterführende Schule unsere Wege trennte. (Ich bestand die gefürchtete Prüfung und ging dann zum St Columb’s College, einer höheren Schule in Derry; er fiel durch und wurde in ein Internat geschickt.)
    Der Umstand, der seine Mutter dazu brachte, sich in meiner Hörweite dagegen zu äußern, dass wir beide befreundet waren, war ein Stottern, das mich in meiner Kindheit beharrlich quälte. Ich stotterte, wenn ich aufgeregt war oder wenn Fremde dabei waren. Mein Stottern betraf nur das erste Wort, das ich sagen wollte, nicht die anderen, die darauf folgten, aber ich hatte manchmal große Schwierigkeiten, dieses kostbare erste Wort hervorzubringen. Wenn ich es erst über die Lippen gebracht hatte, ging der Rest ganz leicht. Ich hasste es, einkaufen zu gehen, weil mein Stottern mir vor Fremden oder vor Mädchen furchtbar peinlich war. Lieber hatte ich einen Einkaufszettel bei mir, der für sich selbst sprechen konnte.
    Raymonds Mutter beklagte sich mehrmals bei ihrem Mann, dass Raymond sich mein Stottern „einfangen“ könne, wenn ihm weiterhin erlaubt würde, mit mir zu spielen, und sie äußerte das in meinem Beisein, als sei ich zu jung, um die Ablehnung mitzubekommen, die ihn ihren Worten mitschwang. Der Arzt muss seiner Frau wohl die Begriffe zurechtgerückt haben, denn Raymond und ich waren jahrelang „beste Freunde“, und mein quälendes Stottern war so gut wie verschwunden, als ich auf die höhere Schule ging. Die seltenen Überbleibsel davon erschienen anderen als eine Art Bertie-Wooster-Affektiertheit, ein versnobtes Zögern, während ich meine Worte wählte – wenn sie bloß etwas von der Wahrheit geahnt hätten!
    Das Erscheinen meines neuen kleinen Bruders auf der Bildfläche veränderte mein Leben. Das jüngste Kind einer katholischen Familie in Nordirland wird zwar immer schon als „wee wean“ (Nesthäkchen) bezeichnet, aber er oder sie wird automatisch zum Sammelpunkt aller elterlichen Aufmerksamkeit, besonders wenn die älteren Kinder sich anschicken, das Haus zu verlassen. Fergal befreite mich davon, und nun befand ich mich in seinem Schatten, in einer Nische, die besonders dadurch abgesichert wurde, dass meine älteren Schwestern die restliche Aufmerksamkeit beanspruchten. Ich nutzte diese relative Freiheit der Unsichtbarkeit aus, während ich älter wurde und bediente mich der Vorteile des recht großen Hauses und seiner oberen Etagen und Zimmer, in denen ich stundenlang ungestört spielen konnte. In Anbetracht meiner Rolle als Schutzengel gegenüber Fergal und meiner vergleichsweise

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