The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)
herumtragen würde. Andererseits schlug er den Duft, den er bisher verbreitet hatte, um Längen.
»Komm wieder und besuche mich, jederzeit«, lächelte sie. »Und halte Ausschau nach einem passenden Drehbuch für mich.«
Er zwang sich zurückzulächeln, nahm das Toilettenpapier und ging durch das Gartentor, das hinter ihm ins Schloss fiel.
KAPITEL SIEBEN
Das Paradigma des mythischen Helden
Buck wartete am Straßenrand auf ihn.
»Dein Laufstil wird immer besser«, sagte Buck. »Es wäre allerdings beeindruckender, wenn du dich nicht einscheißen würdest, sobald du zum Stehen kommst.«
»Können wir das Thema wechseln?« Marty setzte sich in Bewegung und stopfte dabei das Toilettenpapier in seinen Beutel.
»Okay.« Buck schloss zu ihm auf. »Lass uns über Brüste reden.«
»Lass uns darüber reden, warum du mich verfolgst.«
»Wenn du nicht so verdammt selbstverliebt wärst, du Arschloch, dann würdest du dich vielleicht erinnern, dass ich in Hollywood wohne. Wir haben zufällig den gleichen Weg.«
»Es gibt mindestens ein Dutzend verschiedener Wege, um nach Hollywood zu kommen.«
»Nicht, wenn man die riesige gottverdammte Scheiß-Giftgaswolke umgehen will. Übrigens, so langsam mag ich dich, Mark.«
»Martin. Du wirst mich nicht mehr so sehr mögen, sobald ich der Polizei erzählt habe, was du getan hast.«
»Ich bin mir sicher, das wird für die höchste Priorität haben«, schnaubte Buck.
»Du solltest eigentlich bei dem Typen bleiben, auf den du geschossen hast.«
Buck grinste. »Ich bin doch jetzt bei dir, oder?«
»Bei dem anderen Typen, den du angeschossen hast.«
»Enrique und der schwarze Junge sind bei ihm. Wie es aussieht, ist Enrique eine dieser männlichen Krankenschwestern, was – wie wir alle wissen – bedeutet, dass er in seiner Freizeit Hobby-Proktologe ist.«
Marty warf ihm einen Blick zu, holte die Karte aus dem Rucksack und breitete sie auf der Motorhaube eines Autos aus.
»Was machst du?«, fragte Buck.
»Versuchen herauszufinden, wo ich bin.«
»Du bist ein paar Blocks von Koreatown entfernt«, sagte Buck. »Weiter westlich kreuzt der Western Boulevard.«
»Woher weißt du das?« Marty schaute sich nach einem Straßenschild um und entdeckte schließlich eins, das auf dem Boden lag.
»Weil ich hier lebe, Arschloch. Schaust du beim Fahren nie aus dem Fenster?«
»Ich fahre nie hier lang.« Marty suchte die Straße auf der Karte und stellte fest, dass Buck recht hatte. Sie waren am nördlichen Ende von Koreatown. Es könnte die sicherste Etappe ihrer Reise sein oder die gefährlichste, und alles nur wegen der gewalttätigen Krawalle vor gar nicht allzu langer Zeit.
In den ersten Stunden der Rodney-King-Aufstände, während Nachrichtenhelikopter über den Straßen kreisten, strömten Horden wütender Schwarzer plündernd und brandschatzend durch Koreatown und zerstörten Schaufenster und kleine Geschäfte. Es war eine unaufhaltsame Welle aus wutentbrannter Solidarität und grandiosem Fernsehen.
Obwohl die Koreaner nichts mit dem Übergriff gegen Rodney oder dem Freispruch der involvierten Polizeibeamten zu tun hatten, nahm man es ihnen übel, dass sie ihre Spirituosengeschäfte, Supermärkte und Tankstellen in schwarzen Vierteln eröffneten, ohne Schwarze einzustellen.
Die bedrängten Koreaner wappneten sich umgehend, bewaffnete Brigaden patrouillierten in den Straßen, während andere auf den Dächern Wache hielten, wo sie ihre Karabiner schwangen, Ausschau hielten und darauf warteten, dass die Eindringlinge wiederkamen. Doch es war zu spät; die Koreaner hatten bereits fast die Hälfte aller während der Aufstände in der Stadt entstandenen Schäden hinnehmen müssen.
Trotz allem, Marty erkannte schnell das Serienpotenzial. Unmittelbar nach den Aufständen entwickelte er einen Piloten mit dem Titel L. A. Seoul , der von einer koreanischen Bürgerwehr handelte, die die Gassen von Gesindel säuberten. Er schaffte es nicht ins Programm, trotz des Versuchs, ihn in letzter Sekunde für die Olsen-Zwillinge umzuschreiben. Stattdessen kaufte der Sender Cross-Eyed , ein Format über einen wiedergeborenen Privatdetektiv, der seine Aufträge von Gott erhält.
Die Koreaner hatten die Krawalle sicherlich nicht vergessen und waren wahrscheinlich wieder auf den Straßen unterwegs, mit Waffen auf erneute Übergriffe vorbereitet. Das bedeutete, die Gegend dürfte frei sein von Plünderern, aber dafür voller schießwütiger Partisanen, die jedweden Fremden gegenüber feindlich
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