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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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mitzukriegen. Er ließ den Ball fallen und schlich direkt wieder hinaus.
    »Warum versuchen wir es denn so verbissen?«, fragte sie. »Du, indem du den ganzen Tag im Sender arbeitest und dann die ganze Nacht versuchst zu schreiben. Und ich, indem ich hinter so vielen Rollen herrenne, wie ich nur kann, und alles annehme, was mir angeboten wird?«
    »Weil es das ist, was man tun muss, um es zu schaffen, um seine Ziele zu erreichen.«
    »Das sind wir also zwei Leute, die versuchen, ihre Ziele zu erreichen.«
    »Was ist daran so falsch?«
    »Es ist nicht genug.«
    Er wusste, was fehlte. Was er nicht sagte. Doch es war noch nicht zu spät, um den Fehler zu korrigieren.
    »Wir sind aber auch zwei Leute, die sich sehr lieben.« Manchmal fiel ihm im echten Leben der richtige Satz im richtigen Moment ein, beim Schreiben passierte ihm das selten. Bei den meisten Autoren war es andersherum, aber er fand nicht, dass er sich deswegen glücklich schätzen konnte.
    Sie lächelte, würdigte seine Bemühungen. »Zwei Leute, die sich lieben, aber jeden Augenblick in getrennten Welten verbringen, besessen davon, ihre Träume zu verwirklichen. Und wofür?«
    »Um die zu sein, die wir sein wollen.«
    »Wenn es nur darum geht, dann ist es selbstsüchtig und es ist leer und es ist einsam. Wir sollten für etwas arbeiten, für etwas Gemeinsames.«
    »Dein Erfolg wird mich so glücklich machen, wie er dich glücklich macht«, sagte er. »Vielleicht umso mehr, weil ich es dir so sehr wünsche. Das macht es zu etwas Gemeinsamem.«
    »Das ist süß, und wahrscheinlich sagst du genau das Richtige, aber es ändert nichts. Tatsache ist, wir tun es nur für uns selbst. Nicht für uns, nicht für unsere Ehe, nicht für unsere Familie. Wenn es so wäre, dann wäre es die Mühe wert.«
    Unsere Familie? Welche Familie?
    Und da wurde ihm klar, um was es eigentlich ging, eine umständliche, philosophische Art und Weise das zu sagen, was man auch ohne Umschweife in vier Worten ausdrücken konnte. Also sagte er sie.
    »Du willst ein Baby.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will eine Familie.«
    Marty drehte sich wieder zu seinem Laptop, um sich etwas Raum zum Nachdenken zu verschaffen. Wenn er es jetzt nicht schaffte zu schreiben, wie viel leichter wäre es mit einem schreienden Baby im Haus? Der Schlafentzug, der Lärm, die zeitlichen Anforderungen an ihn – geschenkt. Aber wie sah es mit der Verantwortung aus, die ein Kind mit sich brachte? Die bloße erschreckende Vorstellung reichte aus, um die wenigen kreativen Impulse, die er noch hatte, im Keim zu ersticken.
    Und schon wieder war er selbstsüchtig, schalt Marty sich. Er dachte nicht an sie oder an ihre Ehe, nur an seine persönlichen Ziele. War das nicht genau das, worüber Beth gesprochen hatte? Marty wusste, dass es so war, aber er wusste auch, dass er sich deswegen kein bisschen schuldig fühlte oder sie auch nur ein bisschen weniger liebte. Er wollte sie nicht verlieren, aber er war einfach noch nicht bereit, sich selbst aufzugeben.
    »Müssen wir das jetzt entscheiden?«, fragte er.
    »Bald.« Sie stand auf, küsste ihn auf den Scheitel und ging hinaus.
    Und einige Monate später, auf Seite 138 eines anderen Romans, mitten in einem Screening seiner Frau für eine Filmkomparsenrolle, während ein Stück von Christopher Walken in einem Körperteil seiner Frau steckte, beschloss Marty, dass er nun bereit war für Kinder.
    Und wieder ein paar Monate später stellte Marty fest, dass er genauso wenig in der Lage war, eine Figur in einer Gebärmutter zu erschaffen wie auf einem Blatt Papier.
    Buck stieß ihm den Ellbogen in die Rippen und störte ihn bei seinen Gedanken. »Meinst du, das ist ein Erdbeben-Sonderangebot oder der übliche Preis?«
    Marty folgte seinem Blick und entdeckte ein Schild, das von einer halb zerfallenen Steinmauer herunterhing. Darauf stand: »Rundum-Bestattungsservice auf dem Hollywood-Park-Friedhof mit Stahl- oder Holzsarg für nur 988 Dollar … für immer Hollywood.«
    »Was kriegst du bei dem Preis für einen Grabstein? Eine Karteikarte?« Buck schnaubte und schüttelte den Kopf.
    Marty war verblüfft. Nicht wegen des Schildes, sondern wegen der Tatsache, dass er vor den Toren des Hollywood-Park-Friedhofs stand. Er musste wohl die letzten paar Meilen in einer Art Trance und unter Bucks Führung zurückgelegt haben, denn er hatte keine Erinnerung daran, dass sie die Western Avenue verlassen hatten und den Santa Monica Boulevard hinuntergetrottet waren. Doch hier waren sie,

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