The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)
denn wirklich von irgendeinem Nutzen für Beth, wenn er in diesem Zustand nach Hause käme?
Er konnte nicht weiter, nicht heute Nacht.
Vielleicht nicht einmal morgen.
Was er brauchte, war eine Verschnaufpause. Eine lange. Marty begann, sich nach einem Platz umzuschauen, wo er sich hinsetzen konnte.
Der Ledersessel im Büro war nicht schlecht, eines dieser großen, bis zum Platzen gepolsterten Chefmodelle. Er bot Status, Klasse und absolut keine Stütze im Lendenbereich, aber er war perfekt für das, was Marty vorhatte. Er wollte ihn gerade ausprobieren, als er das Pfeifen hörte.
Es war kein richtiges Lied, eher eine Art ziellose, semimusikalische Improvisation, die Art Geräusche, die Menschen machen, wenn der Körper arbeitet und der Verstand in der Warteschleife dümpelt.
Marty folgte dem Pfeifen den Gang hinunter und einen zweiten entlang. Als er sich dem Geräusch näherte, begann er auch Rauch zu riechen.
Der Korridor machte einen Bogen und führte ihn in einen riesigen holzvertäfelten Konferenzraum. Der lange Tisch war unter Aktenstapeln und Datenträgern begraben, die ein kahl werdender Mann, immer noch in seinem Versace-Anzug, nach und nach in ein Feuer warf, das er in der metallenen Mülltonne eines Hausmeisters am Laufen hielt.
»Wenn Sie gekommen sind, um eine Forderung geltend zu machen: Wir haben geschlossen.« Der Mann sprach ohne aufzusehen und überraschte Marty damit, dem nicht einmal bewusst gewesen war, dass er gesehen worden war.
»Arbeiten Sie hier?« Nicht, dass es Marty wirklich interessiert hätte, aber er würde für ein Weilchen bleiben, und er wollte wissen, mit wem er hier drin gestrandet war.
»Ich bin Sheldon Lemp, Geschäftsführer der Quantum Insurance. Und wenn Sie eine Forderung haben, werden Sie wohl ein anderes Mal wiederkommen müssen, obwohl wir Ihnen auch dann nicht werden helfen können.«
»Ich will hier nur für ein kleines Weilchen bleiben, wenn das in Ordnung ist. Es ist im Moment sicherer, als draußen auf der Straße zu sein.«
»Da haben Sie recht.« Lemp ließ stapelweise Disketten in das Feuer fallen. »Dieses Gebäude ist aus solidem Stahl gebaut und verfügt über ein spezielles Federungssystem im Fundament, das es ein Beben überstehen lässt. Die meisten Wohnhäuser sind aus Holz und Beton und stürzen einfach ein, egal wie sehr sie verstärkt sind. Achtzig Prozent des Eigentums, das wir versichern, sind Wohnhäuser.«
»Ich dachte, die meisten Versicherungsgesellschaften hätten nach Northridge aufgehört, Absicherung im Erdbebenfall anzubieten.«
»Haben sie auch, also kamen die Leute in Scharen zu uns, mit weit geöffneten Scheckheften.« Lemp hob mit seinen Händen einen ganzen Stapel Akten hoch und ließ sie ins Feuer fallen. Funken stoben heraus und zwangen ihn, einen Schritt zurückzutreten.
»Hey, immer langsam«, sagte Marty. »Diese Funken könnten das ganze Gebäude in Brand setzen.«
»Das ist in Ordnung, wir sind versichert.« Lemp lachte mit einem Vergnügen, das an Hysterie grenzte. Marty beobachtete ihn wachsam und versuchte einzuschätzen, ob der Mann eine Gefahr für ihn darstellte.
Als Lemps Lachen endlich verebbte, gleichzeitig mit den Flammen, versenkte er noch mehr Akten im Feuer. »Dieses Beben sollte eigentlich erst in zwanzig oder dreißig Jahren kommen. Das haben jedenfalls die ganzen Experten gesagt. Wussten Sie das?«
»Nein, wusste ich nicht.«
»Seit 1994 haben wir 17 000 Erdbebenpolicen für Wohnhäuser in Südkalifornien ausgestellt, mit einer durchschnittlichen Jahresprämie von 1400 Dollar. Das hat eine Riesenmenge Cash generiert, die ich investiert habe, um unsere Reserven zu Kapital zu machen und die Profite zu maximieren. Da mir versichert worden war, dass es für die nächsten Jahrzehnte kein Erdbeben geben würde, fühlte ich mich mit dem größeren Risiko um einiges wohler als unser Vorstand, also habe ich originelle Wege gefunden, wie ich dessen Aufsicht umgehen konnte.«
»Verstehe«, Marty blickte noch einmal auf die Berge von Akten und Disketten, die den langen Tisch bedeckten. »Sie haben einige schlechte Investitionen getätigt, und jetzt haben Sie nicht das Geld, um die Forderungen zu begleichen.«
»Es wird einige Rechtsfragen geben, mit denen wir fertig werden müssen.« Lemp schleuderte Disketten ins Feuer, eine nach der anderen, wie kleine Frisbee-Scheiben. »Tausende von Zivilklagen, mit Sicherheit, außerdem eine strafrechtliche Verfolgung unter Staats- und Bundesanklage.«
»Sie
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