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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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los zu sein. Doch Marty hatte nie gewollt, dass er stirbt.
    Zwei Menschen, die er heute getroffen hatte, mit denen er sogar gesprochen und die er ein kleines bisschen kennengelernt hatte, waren tot. Vielleicht war das der Grund für die Tränen, dachte er. Der Schock des plötzlichen Todes und die Erkenntnis, dass es genauso leicht ihm selbst passieren könnte.
    Vielleicht war es auch gar nicht Trauer, die er verspürte. Es war Angst.
    Was immer es auch war, es war überwältigend, lähmend, und er musste darüber hinwegkommen, sonst wäre er nie in der Lage, das Gebäude zu verlassen.
    Wieder dachte er an Beth und daran, wie wichtig es war, es bis zu ihr zu schaffen. Sie war sein Zentrum. Er sagte sich, dass er, solange er sich nur auf sie konzentrierte, jedes Gefühl überwinden könnte, jedes Hindernis.
    Hindernisse .
    Marty schaute wieder aus dem Fenster. Es war unmöglich, jetzt den Cahuenga-Pass zu passieren. Er würde einen anderen Weg finden müssen, um über die Hügel und ins Tal zu gelangen.
    Der Grund, warum er den Cahuenga-Pass ausgewählt hatte, abgesehen von der Tatsache, dass es die kürzeste Route war, war der, dass er eine breite Fläche weitgehend flachen Geländes darstellte, die sich durch die Hügel zog, es gab keine gefährlichen Klippen, über die er sich Sorgen machen müsste, und er konnte sich von instabilen Hängen fernhalten, die bei einem Nachbeben über ihm einstürzen könnten. Außerdem gab es drei Routen über den Pass, zwischen denen er wählen konnte: die Highland Avenue, den Cahuenga Boulevard und den Hollywood Freeway.
    Es gab mehrere Schluchten, die sich durch die Hügel ins Tal schlängelten, doch die boten nicht die gleichen Vorteile wie der Cahuenga-Pass. Sie waren alle eng, gewunden und vollgestopft mit Häusern, die sich bedenklich an die Seiten der Schlucht klammerten. Lange Straßenabschnitte waren in die Hügel hineingeschnitten worden, sodass steile Abhänge auf der anderen Seite entstanden waren. Ein Erdrutsch, ein abgeschmiertes Stück Straße, und er müsste umkehren.
    Im Nordwesten hingen immense Staubwolken über dem Laurel Canyon, ein Zeichen dafür, dass Erdrutsche diese Route wahrscheinlich schon blockiert hatten oder es zumindest äußerst riskant war, den Canyon zu durchqueren. Und Marty konnte den Widerschein der Feuer sehen, die in den Hügeln über Sherman Oaks wüteten und die unheilvolle Wahrscheinlichkeit steigerten, dass, selbst wenn die anderen Schluchten noch frei waren, die Flammen möglicherweise bald die Zugänge versperren würden.
    Es gab noch zwei andere Wege ins Tal. Er konnte entweder dem San Diego Freeway und dem Sepulveda Boulevard bis über den Sepulveda-Pass folgen, oder, als letzten Ausweg, den Pacific Coast Highway nach Norden nehmen und dann durch den Topanga Canyon oder den Malibu Canyon kreuzen.
    Doch eine frustrierende Tatsache stand fest: Egal, für welche Route Marty sich am Ende auch entscheiden würde, er würde es heute Abend nicht mehr bis Calabasas schaffen.
    Es würde sicher noch einige Stunden dauern, bis das Wasser zurückging und er auch nur versuchen konnte, das Gebäude zu verlassen, ganz zu schweigen davon, sich durch den Schlamm, die Trümmer und die Leichen auf den Straßen zu kämpfen. Und selbst wenn er dazu in der Lage wäre: Wollte er das wirklich? In pechschwarzer Nacht, in einer zerstörten Metropole ohne Strom?
    Ein schrecklicher Gedanke kam ihm in den Sinn. Mit dem Tageslicht würden Hunderte von Leichen auftauchen. Verstümmelt. Aufgedunsen. Überall verstreut, angeschwemmt von der Flut. Marty glaubte, nicht genug Winkel in seinem Hirn zu haben, um all die Toten wegzusperren, die er zu sehen bekommen würde. Er bezweifelte, dass irgendjemand das ertragen konnte.
    Verrückt nach Hause zurückzukehren, würde Beth wenig helfen, oder?
    Nein, sagte er sich, würde es sicher nicht.
    Vielleicht wäre es also für alle Betroffenen einfach das Beste, wenn er einen bequemen Sessel finden und darauf warten würde, dass die Dinge da draußen unter Kontrolle kämen. Wenigstens bis die Nationalgarde endlich auftauchte und damit begann, die Leichen zuzudecken.
    Und Marty war müde, so entsetzlich müde. Jede Sehne und jede Faser in seinem Körper schmerzte. Er konnte das Brennen und den Schmerz jedes einzelnen Kratzers, jedes Blutergusses, jeder Schnitt- und Schusswunde spüren. Seine Füße waren geschwollen und übersät mit Blasen. Und er stank nach Pisse, Blut, Kokosnussöl, Schweiß und trocknendem Schlamm.
    Wäre er

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