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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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Zeichen, ihn noch näher heranzubringen, bis Karen ihn am Gürtel zu packen bekam und ihn ins Flugzeug hineinzog.
    Sobald seine Füße den Boden des Cockpits berührten, griff er nach dem Pilotensitz, um sich zu stabilisieren, und machte seine uringetränkte Rettungsleine los. Der Helikopter drehte augenblicklich ab, um das Drama aus sicherer Entfernung zu verfolgen.
    »Gott sei Dank, dass Sie hier sind.« Karen klammerte sich an ihn wie an einen längst verloren geglaubten Liebhaber, was er, wie ihm klar wurde, wahrscheinlich auch war. »Es gibt niemanden, der die Maschine steuert.«
    »Jetzt schon.« Marty entzog sich sanft ihrer Umarmung, während sich ihre Uniform in einen einteiligen Badeanzug verwandelte. Die alte Dame roch nach Kokosnussöl und hielt ihm eine Rolle Toilettenpapier entgegen.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Ich bringe das Baby sicher wieder runter.« Marty richtete sich im Pilotensitz ein, nur dass er jetzt zum Fahrersitz eines Pick-ups geworden war. Souverän legte er die Hände um das Steuerrad, riss es heftig nach links herum und schrammte knapp an dem Feuerball vorbei, der aus der Teergrube von La Brea emporgeschossen kam.
    Der Pick-up schlitterte über den Wilshire Boulevard, eine weitere Feuerkugel sprengte den Asphalt vor ihm weg. Wieder riss er das Steuer herum und der Wagen überschlug sich fast, als er gekonnt einem Beinahekontakt mit dem feuerflüssigen Todesball auswich.
    »Halt’ dich fest«, rief Marty Anne Heche zu, der schönen, eigensinnigen und im Moment heterosexuellen Geologin neben ihm. Er brachte das Auto schlitternd zum Stehen. »Aussteigen!«
    Sie sprangen kopfüber aus dem Wagen, gerade noch rechtzeitig, bevor eine Feuerkugel hineinkrachte und ihn in seine Einzelteile zerlegte.
    »Lauf!« Marty nahm Annes Hand, und gemeinsam rannten sie durch den Feuerregen, der aus dem Lava-Geysir, der über dem L. A. County Museum emporragte, hervorgeschossen kam.
    Endlich waren sie außer Reichweite der Feuergischt, sicher abgeschirmt durch ein hohes Gebäude. Er drückte ihre Hand und drehte sich zu ihr um. »Wir haben es geschafft.«
    Nur – Anne war verschwunden. Er hielt ihren abgetrennten Arm in der Hand.
    Marty ließ ihn schreiend fallen und blickte in die Richtung, aus der er gekommen war. Und dann sah er Molly, gefangen in ihrem Volvo, wie sie langsam von dem Höllenfeuer verzehrt wurde, ihre Augen flehten ihn an …
    Der Knall eines Schusses ließ das Bild wie Glas zerplatzen, und Marty saß kerzengerade und mit weit aufgerissenen Augen auf der Couch, völlig desorientiert, zu Tode erschrocken, sein Herz hämmerte.
    Marty befand sich im Eingangsbereich eines Büros. Eine Brise wehte und Pfeile aus Sonnenlicht fielen durch die fehlenden Fenster auf der östlichen Seite der Etage herein.
    Dann fiel ihm alles wieder ein.
    Wo er war. Was passiert war.
    Vereinzelte Erinnerungen aus dem Albtraum, sowohl dem echten vom Tag zuvor als auch dem im Schlaf geträumten, schwirrten durch sein Bewusstsein.
    Marty schaute auf die Uhr. Es war 6:50 Uhr, Mittwochmorgen. Sein Mund war trocken, seine Lippen aufgesprungen. Seine Haut juckte unter den Klamotten, die steif wie Pappe waren. In seinem Knöchel hämmerte es an genau der Stelle, wo er in der zweiten Klasse einmal gebrochen gewesen war. Trotz allem fühlte Marty sich viel besser als noch letzte Nacht.
    Er griff nach unten, um den Reißverschluss seiner Tasche zu öffnen, und zuckte vor Schmerz zurück. Es fühlte sich an, als würde er seine Muskeln zerreißen statt sie zu dehnen, als wäre er von den Toten erwacht, um festzustellen, dass sein Körper in Leichenstarre erkaltet war. Er fand eine Flasche Evian, öffnete sie und trank gierig, dabei vergoss er absichtlich etwas Wasser über seine Lippen und Wangen. Er kippte den Kopf nach hinten, um den letzten köstlichen Tropfen Wasser herauszuholen, als sein Blick auf den Stuhl ihm gegenüber fiel.
    Marty rang nach Luft, verschluckte sich am Wasser, er hustete und würgte und starrte dabei entsetzt und ungläubig auf das, was dort saß.
    Buck hing zusammengesackt im Sessel, sein steifer Körper war schlammverkrustet und mit Glassplittern gesprenkelt. Der Kopfgeldjäger hatte sich seinen Weg aus dem Grab freigekämpft, um ihn heimzusuchen.
    Das war nicht möglich. Es musste ein Trugbild sein.
    Marty hob die leere Evian-Flasche auf und warf sie nach Buck. Die Flasche prallte von Bucks Stirn ab und rollte über den Boden.
    Bucks Augen öffneten sich funkelnd, und wieder jaulte Marty entsetzt

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