Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
Vom Netzwerk:
an Bäumen schaukelnden und von Affen großgezogenen Helden benannt war. Kitschig, aber was soll’s? Es war nichts weiter als ein Ort, den er auf seinem Weg nach Hause passierte, eine Ausfahrt vom Freeway, er kannte hier niemanden.
    Doch, das tust du.
    Und da erinnerte er sich und wusste, warum er angehalten hatte.
    Marty griff in seine Tasche und zog das Foto heraus, das Molly versucht hatte, ihm zuzustecken. Das Foto ihrer fünfjährigen Tochter, Clara. Und er erinnerte sich daran, was sie gesagt hatte, als sie in ihrem Auto verblutete.
    »Sie ist in der Löwenzahn-Vorschule in Tarzana. Werden Sie vom Krankenhaus aus die Schule anrufen und ihnen Bescheid sagen, was passiert ist?«
    Und sie zeigte ihm das Foto. Das Foto, das sie versucht hatte ihm zu geben, als das Beben wieder losging. Das Foto, das er nicht annehmen wollte, weil er davonlief und Molly zum Sterben zurückließ. Sie rief ihm hinterher.
    »Engel!«
    Er war fast zu Hause. Die Löwenzahn-Vorschule lag nicht auf seinem Weg. Clara lag nicht in seinem Verantwortungsbereich.
    Marty blickte den Ventura Boulevard entlang. Er war jetzt so nah bei Beth. Noch fünf, vielleicht sechs Meilen, dann würde seine Tortur ein Ende haben und sie wären wieder zusammen. Und das war schließlich der Sinn der ganzen Reise, oder? Zu seiner Frau zurückzugelangen, für sie und ihre Ehe zu kämpfen, wieder einmal.
    Nein, es ging darum, nach Hause zu kommen. Es ging nicht um ihre Ehe, nicht darum, um irgendetwas zu kämpfen, jedenfalls noch nicht, als er startete.
    Doch er wusste, dass es jetzt darum ging. Irgendwo auf dem Weg hatte sich das Ziel seiner Reise verändert.
    Jetzt, wo er darüber nachdachte, konnte Marty den Zeitpunkt fast auf die Minute genau festmachen. Es passierte, als er Buck traf. Quasi von Anfang an hatte Buck infrage gestellt, wer er war, wie aufrichtig er sich selbst und seiner Frau gegenüber war, und hatte ihn praktisch dazu gezwungen zuzugeben, dass er ein mieser Ehemann war, dessen Ehe gerade den Bach runterging.
    Und jetzt wusste Marty auch, warum. Er vermutete, dass er es immer gewusst hatte, er hatte es sich nur nie eingestanden. Ihre Ehe lag im Sterben, weil er seinen Traum vom Schreiben begraben hatte, und sie ihren, Mutter zu werden. Er wusste, dass der Grund, warum er aufgehört hatte zu versuchen, ein Kind zu zeugen, der gleiche war, aus dem er auch aufgehört hatte zu schreiben. Es gab zu viele Hindernisse. Er kam mit dem Scheitern nicht klar.
    Aber in den letzten zwei Tagen hatte er Hindernisse überwunden, denen er sich vorher nicht einmal gestellt hätte. Jetzt wirkten das weiße Blatt Papier und der leere Samenbecher längst nicht mehr so furchterregend.
    Er war nicht mehr derselbe Martin Slack wie vorher, das wusste er jetzt. Und wenn er das seiner Frau beweisen wollte, musste er es sich zuerst einmal selbst beweisen.
    17:11 Uhr. Mittwoch.
    Die Seite, die Marty aus einem Telefonbuch ausgerissen hatte, besagte, dass die Löwenzahn-Vorschule in der Kittridge Street lag, was bedeutete, dass sie genau genommen gar nicht in Tarzana war; nicht, dass das jetzt eine Rolle gespielt hätte.
    Er hatte keine Karte mehr, ging aber auf der Wilbur Avenue Richtung Norden, weil er sich vage erinnerte, ein Kittridge-Street-Schild gesehen zu haben, als er auf dem Weg zu Costco gewesen war, dem Großhandelsmarkt, wo Beth gerne en gros einkaufte, nicht weil sie so viel von allem benötigten, sondern weil sie nicht widerstehen konnte. Es war so, als würde man sie bitten, sich einen Kartoffelchip aus der Schüssel zu nehmen, wenn sie doch auch genauso gut eine ganze Handvoll nehmen könnte. Sie benutzten immer noch das Kräutersalz in dem Fünf-Pfund-Behälter, den sie vor zwei Jahren dort gekauft hatten, und wahrscheinlich würde sich das die nächsten Jahre auch nicht ändern.
    Sie nahmen auf dem Weg zu Costco nicht die Wilbur Avenue, sondern die Tampa Avenue ein paar Blocks weiter westlich, aber dies war die erste Nord-Süd-Achse, an der er vorbeikam, und er wusste, wenn die Kittridge Street die Tampa Avenue kreuzte und wenn man davon ausging, dass die Schule in Tarzana lag, musste sie auch die Wilbur Street kreuzen.
    Marty hatte keine Ahnung, was er sagen oder tun würde, wenn er an der Schule ankommen würde, aber er wusste, er musste da hin. Mollys letzter Wunsch, auch wenn er vielmehr impliziert denn ausgesprochen wurde, war, dass er ihr Mädchen rettete. Wenn Clara überhaupt am Leben war. Und was, wenn sie nicht mehr in der Schule war? Was würde

Weitere Kostenlose Bücher