The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)
ging nahe genug daran vorbei, um das Reh zu berühren, tat es aber nicht, sang I’ll Be There for You und wandte sich ab.
Er marschierte weiter, durch Mad About You , Die Nanny und Baywatch . Als er bei » Ein Hauch von Himmel« angekommen war, schwanden die Geräusche der Explosionen hinter ihm und das Sonnenlicht brach langsam durch den Rauch vor ihm, sodass die Ruinen des Jüdischen Skirball-Kulturzentrums und die beiden Überführungen, die den Freeway an seiner höchsten Stelle kreuzten, sichtbar wurden.
Die kleinere, näher gelegene Überführung vereinte sich mit dem Sepulveda zu einer kleinen Straße, die hoch zum Mulholland Drive auf der anderen Seite führte. Der Bogen schien intakt, doch Marty rannte trotzdem von Panikschauern begleitet darunter hindurch.
Die größere Überführung weiter vorne war massiv und erhob sich mehrere hundert Fuß in die Höhe, um den Mulholland Drive über den San Diego Freeway zu verlängern.
Der Bogen war an beiden Enden eingestürzt, sodass das Mittelteil, das stehen geblieben war, eine turmhohe Betoninsel bildete. Marty konnte etwa ein Dutzend Pendler erkennen, die da oben mit ihren Autos gestrandet waren, Schiffbrüchige inmitten eines städtischen Ozeans. Von ihrem einsamen Aussichtspunkt aus leckte die Zerstörung im Talkessel von L. A. und im San Fernando Valley wie Wellen an ihren Betonpfeilern.
Die Helikopter, die ins Tal flogen, müssen sie da oben gesehen haben, was nur bedeuten konnte, dass die Schiffbrüchigen im Vergleich zu den Kalamitäten an anderer Stelle nur geringe Priorität genossen. Das muss ein schwacher Trost für sie gewesen sein, besonders als jedes neuerliche Nachbeben sie erschütterte wie Glasgeschirr auf einem wackeligen Tisch.
Die Schiffbrüchigen blickten traurig zu ihm herunter, als er vorbeiging.
»Hilf uns«, wimmerte eine Frau, und ihre Stimme wurde von der Fahrbahn als Echo zurückgeworfen.
Er blickte zu ihr hinauf. Er konnte nichts tun, und das auszusprechen würde nichts ändern. Und so senkte er einfach den Blick und ging weiter.
Wieder einmal blieb Marty nichts anderes übrig, als unter dem instabilen Bogen hindurchzugehen, vorbei an Bergen von Autos, Beton und Stahlverstrebungen, die durch das Erdbeben herabgestürzt waren. Der unversehrte Arm eines Mannes ragte senkrecht aus dem Trümmerhaufen hervor, er war mit einer dünnen Staubschicht bedeckt und die Hand hielt immer noch ein Handy umklammert. Einen Moment lang spielte Marty mit dem Gedanken, es sich zu nehmen und noch einmal zu versuchen, seine Frau anzurufen, aber er konnte sich nicht dazu überwinden.
Buck hätte es getan, wenn er jemanden zum Anrufen gehabt hätte. Marty fragte sich, wer von ihnen beiden eigentlich der bessere Mann war.
Marty trat unter der Überführung hervor, und vor ihm breitete sich das Tal aus. Er hatte klare Sicht bis zu den San Gabriel Mountains auf der anderen Seite. Und aus den unterteilten Betonflächen dazwischen, durch den Rauchschleier hindurch, starrte ihm das Gesicht des Großen Bebens entgegen.
Es war ein wütendes, vorsätzlich bösartiges Gesicht, das Gesicht eines rachsüchtigen Riesen, der aus tiefem Schlaf erwacht und mit einem gigantischen Basketball durch das ganze Tal gedribbelt war, und mit jedem Aufprall hatte er mit diebischem Vergnügen ganze Häuserblocks zerschmettert.
Jetzt hatte der Riese seine Spielsachen eingesammelt und war wieder zurück in sein Erdloch gekrochen, um dort für die nächsten hundert Jahre zu überwintern, bevor er erneut verheerende Schäden anrichten würde. Bis dahin würde das Chaos für ihn aufgeräumt und alles wieder aufgebaut werden, damit er es aufs Neue zerstören konnte.
Marty konnte Calabasas von hier aus nicht sehen, es lag zehn Meilen weiter östlich, aber er nahm an, dass es nicht viel besser abgeschnitten hatte.
Er brach auf, den Hügel hinunter, nach Hause.
16:07 Uhr. Mittwoch.
Los Angeles sollte eigentlich gar nicht existieren. Es hatte keinen natürlichen Hafen, keine zuverlässige Wasserversorgung und schlechte Luft. Alles, was es zu bieten hatte, war ganzjähriger Sonnenschein.
Das war mehr als genug, wenn man den richtigen Dreh raushatte.
Nichts symbolisierte das mehr als das San Fernando Valley, das einst eine ausgedörrte Staubwüste gewesen war, die in der unablässigen Hitze schmorte.
Doch der Herausgeber der Los Angeles Times, Harrison Gray Otis, und ein paar andere wohlhabende Geschäftsleute erkannten das Potenzial unter der rissigen, trockenen Erde. Es war
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