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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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am liebsten erdrosselt. Und dann machte er eine verblüffende Entdeckung: In seiner Wut hatte er seine Schmerzen völlig vergessen. Buck hatte es tatsächlich geschafft, ihn davon abzulenken, was in Marty den Verdacht aufkommen ließ, dass das von Anfang an Bucks Absicht gewesen sein könnte. Andererseits konnte es auch genauso gut sein, dass er Buck mehr Raffinesse zuschrieb, als der Neandertaler jemals besitzen würde. Und jetzt, wo Marty sich die Ablenkung bewusst gemacht hatte, kam der Schmerz mit voller Kraft zurück. Wider besseren Wissens beschloss er, Buck zu ermutigen, ihn noch ein bisschen wütender zu machen.
    »Und was ist mit dortbleiben und Angie helfen?«, fragte Marty.
    »Sie ist eine Lesbe«, sagte Buck, als ob das alles erklären würde. In gewisser Weise tat es das auch, aber aus medizinischen Gründen hatte Marty nicht vor lockerzulassen.
    »Woher willst du wissen, dass sie lesbisch ist?«
    »Das ist offensichtlich.«
    »Wenn das so offensichtlich ist«, fragte Marty, »warum bist du dann überhaupt erst auf sie angesprungen?«
    »Nun, wenn auch nur ein Funken Hetero in ihr übrig geblieben wäre, und das war der Fall, hätte ich es an die Oberfläche holen können.«
    »Du dachtest, dein bloßer Anblick würde die wollüstige Heterosexuelle entfesseln, die in ihr gefangen war?«
    »Manchmal dauert es auch länger. Unterbewusst wollte sie mich. Das konnte sie nicht verbergen. Aber sie dazu zu bringen, das zu realisieren, hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen. Ich hab das schon mal mitgemacht. Harte Arbeit, aber am Ende lohnt es sich. Es gibt nichts Geileres als eine befreite Lesbe. Unterm Strich heißt das, egal was sie dir erzählen, sie wollen alle einen Schwanz.«
    »Besonders deinen Schwanz.«
    Buck beugte sich über den Rand der Böschung und schickte ihm einen frostigen Blick hinunter. »Du machst dich über mich lustig.«
    Marty schaute zu ihm hinauf und lächelte. »Jawohl.«
    »Und weißt du auch, warum du dich über mich lustig machst?«
    »Weil es Spaß macht und mich von den Schmerzen ablenkt?«
    »Neid, Unzulänglichkeit und Wut.«
    »Wie bitte?«
    »Du wünschst, du wärst so männlich wie ich und so potent wie ich, und du bist wütend auf dich selbst, weil du weißt, dass du das nie sein kannst.«
    Buck versuchte offensichtlich, die Unterhaltung von seiner Niederlage wegzulenken, aber Marty war entschlossen, das nicht zuzulassen.
    »Zum Teil hast du recht«, erwiderte Marty. »Ich weiß, dass ich nie dein Ego oder deine Arroganz besitzen werde. Aber jetzt sage ich dir, wo du unrecht hast: Ich will das gar nicht. Ich will nicht jeden, der mir begegnet, einschüchtern oder beleidigen. Ich hätte gerne ein paar Freunde.«
    »Solche wie den Producer-Typen, den wir getroffen haben?«
    »Das war eine außergewöhnliche Situation«, verteidigte Marty sich, wohl wissend, dass ihm sein Argument entglitt und damit auch der Spaß, den er sich erhofft hatte. Auf einmal war nicht mehr Buck die Zielscheibe, sondern er selbst. Das musste sich schleunigst wieder ändern.
    »Der Punkt, um den es mir geht«, sagte Marty, »ist, dass du an nichts anderes denkst, als daran, andere Leute zu überwältigen, sei es verbal, physisch oder mit deiner Knarre. Es verschafft dir einen Kick, andere einzuschüchtern.«
    »Und dir etwa nicht? Du hattest Schiss, dass dieser Koch, wenn er dich in diesen verdreckten Klamotten zu sehen bekäme, dich eines Tages an einen beschissenen Tisch setzen würde, sodass du nicht mehr in der Lage wärst, andere Leute so einzuschüchtern, dass sie sich deine bescheuerten Scheiß-Anmerkungen anhören. Der Unterschied zwischen uns beiden ist, dass mir die Leute zuhören, weil ich sie dazu zwinge, und nicht, weil irgend so ein Schnitzelwender ihnen sagt, dass sie das tun sollten. Darauf bist du neidisch. Nicht einmal in deinem eigenen Scheißleben hast du was zu melden.«
    »Anderen Menschen zu erlauben, einen gewissen Einfluss auf dein Leben zu nehmen, macht das Leben doch erst aus«, sagte Marty. »Darum verbringst du deine Nächte alleine in Bars und sammelst Servietten, mit denen du dann dein Badezimmer dekorierst, während ich nach Hause gehe zu einer Frau, die mich liebt.«
    Buck schnaubte verächtlich.
    »Und das, glaubst du, ist der Unterschied zwischen uns beiden? Eine Frau? Jeder kann eine Frau kriegen. Das bedeutet einen Scheiß. In der Lage zu sein, alleine zu leben und dich mit dir selbst wohlzufühlen, ist verdammt noch mal viel schwieriger. Kannst du mir in die

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