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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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Caul … Sie war es … die einzige Frau, die er jemals geliebt hat.«
    Lilly hat es nie glauben wollen. Niemals. Nicht einmal, als der große Josh Lee Hamilton noch unter den Lebenden geweilt hat. Auch dann nicht, als einer von Woodburys Gangstern ihn kurzerhand umgelegt hat. Sie beginnt, an sich zu zweifeln. Hat sie denn einen Wall um ihr Herz gebaut, einen Wall aus Schuld? War es vielleicht deswegen, weil sie ein Spielchen mit ihm getrieben hatte? Weil sie ihn hauptsächlich für ihren Schutz gebraucht hatte?
    Oder war alles viel einfacher? Lag es daran, dass sie sich selbst nicht genug liebte, um fähig zu sein, jemand anderen zu lieben?
    Nachdem der Volltrunkene auf dem Bürgersteig ihr diese Worte ins Ohr geflüstert hat, ist Lilly vor Schrecken erstarrt. Sie hat sich von dem alten Mann entfernt, als ob er plötzlich radioaktiv geworden wäre, ehe sie in einem verzweifelten Sprint zurück zu ihrer Wohnung gerannt war, um die Tür hinter sich zuzuwerfen und die Welt ein für alle Mal auszusperren.
    In der immerwährenden Dunkelheit ihrer Wohnung ergreift sie eine Ruhelosigkeit und Angst, die ihr die Haare im Nacken aufstellt. Wie sehr sehnt sie sich nach den Medikamenten, die sie in der guten alten Zeit wie Süßigkeiten zu sich genommen hat. Verdammt, sie würde ihren linken Eierstock für ein Valium, für irgendetwas mit Alprazolam oder Zolpidem geben … Selbst einen Schnaps würde sie jetzt nicht ablehnen. Sie starrt die Decke an, als ihr plötzlich eine Idee kommt.
    Eilig kraxelt sie aus dem Bett und kramt durch eine Kiste schwindender Vorräte. Zwischen zwei Dosen mit Fleisch, einem Stück Seife und einer halben Rolle Toilettenpapier – in Woodbury wird Toilettenpapier mittlerweile wie Goldbarren an der Wall Street in New York gehandelt – findet sie eine beinahe leere Flasche Hustensaft.
    Sie trinkt die Überreste in einem Zug leer und legt sich dann wieder ins Bett, reibt sich die Augen, atmet flach und versucht, sich von sämtlichen herumschwirrenden Gedanken zu befreien, konzentriert sich auf das gleichmäßige Rauschen der Stromgeneratoren auf der anderen Straßenseite. Ihr allgegenwärtiges Dröhnen wird in ihren Ohren wie zu einer Art ruhigen, steten Herzschlags.
    Nach einer guten Stunde auf dem verschwitzten Futon gerät sie schließlich in die Fänge eines eindringlichen und schreckenerregenden Albtraums.
    Woran es liegt, ist schwer zu sagen – ob an dem Hustensaft, den sie auf nüchternen Magen in einem Zug getrunken hat, an den grässlichen Gladiatorenkämpfen des Vortages, die noch immer in ihrem Kopf herumgeistern, oder sogar an ihren noch immer nicht gänzlich erkundeten Gefühlen gegenüber Josh Hamilton. Aber es ist ganz egal, aus irgendeinem Grund wandert Lilly plötzlich auf einem Friedhof umher, mitten in der Nacht, und sucht nach Joshs Grab.
    Sie hat sich verirrt, hört die Geräusche wilden Knurrens in den düsteren Wäldern hinter sich, neben sich. Sie vernimmt das Brechen von Ästen, das Knirschen von Kies, die schwerfälligen Fußstapfen der lebenden Toten – Hunderte von ihnen. Alle wollen sie nur eins: Lilly.
    Im Mondschein geht sie an einem Grabstein nach dem anderen vorbei, sucht nach Joshs Ruhestätte.
    Anfangs drängt sich das rhythmische Schlagen von Trommeln zaghaft in ihre Traumwelt, erklingt nur in der Ferne und wird von dem immer lauter werdenden Knurren der Beißer übertönt. Lilly bemerkt das Geräusch zuerst gar nicht. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, das Grab inmitten des Friedhofs auszumachen, das ihr so wichtig ist. Sie kämpft sich durch den Wald grauer, verwitterter Grabsteine, während die Zombies immer näher kommen.
    Endlich sieht sie in der Ferne ein frisches Grab. Es liegt an einem steilen Hang. Die Erde ist steinig. Vertrocknete Bäume werfen ihre geisterhaften Schatten über die erst kürzlich aufgehäufte Erde. Der knochenweiße Stein aus Marmor liegt im Schatten, einsam und allein, reflektiert lediglich einzelne Strahlen des blassen Mondlichts, die sich bis zu ihm durch die Baumwipfel kämpfen können. Die aufgehäufte Erde ist feucht und rötlich. Als Lilly näher kommt, kann sie die Inschrift im Mondlicht ausmachen:
    JOSHUA LEE HAMILTON
    * 15. JANUAR 1969
    † 21. NOVEMBER 2012
    Das Trommelgeräusch wird immer lauter, je näher Lilly dem Grab kommt. Der Wind spielt in ihren Ohren, und die Beißer kommen näher und näher. Aus ihrem Blickwinkel sieht sie das Pack auf sie zustolpern. Ihre faulen Körper erscheinen am Waldrand,

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