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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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zerfetzte Leichengewänder flattern im Wind, und Dutzende toter Augen glänzen in der Dunkelheit wie kleine, funkelnde Münzen.
    Je näher sie dem Grabstein kommt, desto deutlicher wird das Trommeln.
    Sie klettert den Hang hinauf und geht auf das Grab zu. Das Trommelgeräusch wird deutlicher – es ist eher ein dumpfes Klopfen, wie eine Faust, die gegen eine Tür schlägt. Oder kommt es vielleicht aus dem Inneren des Sargs, und die Erde dämpft die Schläge ab? Lilly versagt der Atem. Sie kniet sich vor den Grabstein. Jetzt ist es eindeutig. Das Klopfen stammt aus Joshs Grab. Es ist so laut, dass die lose Erde an der Oberfläche zu beben beginnt und in kleinen Lawinen den Hügel hinabstürzt.
    Lillys Angst verwandelt sich plötzlich. Sie berührt die zitternde Erde auf dem Hügel vor ihr. Ihr Herz erkaltet. Da unten liegt Josh und klopft an den Sargdeckel – es ist ein fürchterliches Flehen, von den Toten befreit und aus seinem Gefängnis entlassen zu werden.
    Die Beißer scharen sich um Lilly. Sie kann ihren fauligen Atem im Nacken spüren. Ihre langen Schatten erstrecken sich links und rechts von ihr den Hang entlang. Sie ist verloren. Josh will, ja muss befreit werden. Das Klopfen wird immer lauter. Lilly blickt auf das Grab zu ihren Füßen. Tränen kullern ihre Wangen hinab, fallen zu Boden, befeuchten die bebende Erde, fluten das Grab. Im Schlamm wird der grob gearbeitete Deckel von Joshs Sarg sichtbar. Zwischen den Dielen bewegt sich etwas.
    Lilly heult auf. Die Beißer haben sie jetzt umzingelt. Das Klopfen erhebt sich zu einem donnernden Rhythmus. Lilly schluchzt, als sie den Arm ausstreckt und sanft den Sarg berührt, als plötzlich …
    … Josh durch das Holz bricht, wie wenn die schweren Dielen aus Streichhölzern gemacht wären. Sein hungriges Maul schnappt wütend in der Luft herum und stößt unmenschliche Laute aus. Lilly will aufschreien, bringt aber keinen Ton hervor. Joshs großes, eckiges Gesicht bebt vor Blutdurst, als er sich auf ihren Nacken wirft. Seine Augen sind ebenfalls tot und funkeln wie Münzen im Mondlicht.
    Als seine faulenden Zähne ihre Halsschlagader durchbohren, wacht Lilly vor Schreck ruckartig auf.
    Sie ist plötzlich wach, völlig durchnässt von fiebrigem Schweiß. Das Klopfen an ihrer Wohnungstür lässt das Morgenlicht regelrecht vibrieren. Sie ringt nach Luft, blinzelt dann ein, zwei Mal, um den Albtraum hinter sich zu lassen, obwohl ihr der Schrei noch immer im Hals steckt. Das Klopfen aber will nicht nachlassen.
    »Lilly? Ist alles in Ordnung, Lilly?«
    Sie kennt die Stimme, die gedämpft an ihre Ohren dringt, und langsam kann sie wieder normal atmen. Mühsam erhebt sie sich, wird von Schwindelgefühlen geplagt, als sie sich verzweifelt nach ihrer Jeans und ihrem Sweatshirt umsieht. Das Klopfen wird immer hektischer.
    »Komme!«, ruft sie mit brüchiger Stimme und wirft sich die Klamotten über.
    Sie geht zur Tür. »Oh … Hallo«, murmelt sie, nachdem sie die Tür geöffnet hat und Martinez im blassen Morgenlicht vor sich stehen sieht.
    Der große, langgliedrige Latino trägt ein Kopftuch im Piratenstil. Seine muskelbepackten Arme ragen aus den abgeschnittenen Ärmeln seines Hemds hervor. Über seiner breiten Schulter hängt ein Maschinengewehr, und sein attraktives Gesicht ist mit Sorgenfalten übersät. »Was zum Teufel ist hier los?«, will er wissen und mustert sie von oben bis unten. Seine dunklen Augen schimmern vor Sorge.
    »Mir geht es gut«, erwidert sie nicht gerade überzeugend.
    »Hast du es etwa vergessen?«
    »Äh … Nein.«
    »Dann hol deine Waffen, Lilly«, weist er sie an. »Heute ist der Ausflug, von dem ich dir erzählt habe, und wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können.«

Drei
    G uten Morgen, Boss!« Ein untersetzter, kahlköpfiger Mann mittleren Alters grüßt Martinez und Lilly; er steht vor einem der Sattelschlepper, die den nördlichen Eingang zur Stadt blockieren. Mit seinem Stiernacken und dem mit Öl befleckten, ärmellosen T-Shirt, das von einem nicht unbeachtlichen Bauch bis zur Grenze seiner Dehnbarkeit angespannt wird, macht Gus den Eindruck eines ungehobelten, stumpfen Werkzeugs. Aber wenn ihm vielleicht auch das notwendige Quäntchen an Intelligenz fehlt, so besitzt er doch Loyalität im Überfluss.
    »Guten Morgen, Gus«, erwidert Martinez, als er ihm näher kommt. »Könntest du ein paar von den Reservekanistern holen? Nur für den Fall, dass wir auf dem Weg irgendetwas in die Luft blasen müssen.«
    »Wird gemacht,

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