The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
bekommen, und ihre kleinen Piranha-Zähnchen schnappen hungrig nach dem verlockenden Fleisch vor ihrem Gesicht.
Ruckartig zieht er den Arm zurück. »Penny, nein!« Dann versucht er es erneut, will sie wieder sanft bei der Hand nehmen, aber sie sieht nur das ihr vermeintlich dargebotene Fressen, will erneut einen Happen herausbeißen. »Penny, Schluss damit!« Er tut sein Bestes, um den in ihm aufflammenden Ärger zu unterdrücken. »Das darfst du nicht. Ich bin es doch … dein Daddy … erkennst du mich nicht wieder?«
Erneut greift sie nach seiner Hand, doch ihr schwarzer, verwesender Mund schnappt vergeblich in der Luft und verströmt widerlichen, stinkenden Atem, während sie verzweifelt knurrt und wieder nach den Fingern schnappt.
Philip weicht zurück, steht auf. Er fährt sich mit der Hand durch die Haare, und sein Magen verkrampft sich vor innerem Schmerz. »Versuch doch, dich zu erinnern, mein Schatz.« Er fleht sie an, kriegt einen Frosch im Hals. Seine Stimme erbebt, als ob er kurz davor steht, in Tränen auszubrechen. »Du schaffst das. Ich weiß, dass du das schaffen wirst. Versuch, dich an mich zu erinnern.«
Das Zerrbild eines Mädchens zerrt an seiner Kette, ihr Mäulchen schnappt noch immer hungrig in der Luft. Sie neigt ihren verunstalteten Kopf zur Seite und wirft ihm einen Blick zu – ihre leblosen Augen verraten weniger Hunger als vielmehr Verwirrung – die Verwirrung eines Zombies, der nicht das sieht, was er erwartet.
»Verdammt noch mal, Kind. Du weißt, wer ich bin!« Philip ballt eine Faust und blickt von oben auf sie hinab. »Sieh mich an! – Ich bin dein Vater! – Kannst du das nicht sehen? – Ich bin dein Daddy, verdammt noch mal! – Jetzt konzentriere dich und sieh mich an!!«
Das untote Kind knurrt. Philip stößt vor Wut einen Schrei aus, hebt die Hand, um ihr eine Ohrfeige zu verpassen, als plötzlich ein Klopfen den Bann bricht. Philip blinzelt bei dem Geräusch, die rechte Hand noch immer erhoben, um das Kind zu schlagen.
Jemand ist an der Hintertür. Er wirft einen Blick über die Schulter. Das Geräusch kommt von der Küche, die direkt auf eine verkommene Dachterrasse führt, die einen Ausblick auf eine schmale Seitengasse gewährt.
Philip atmet aus, dehnt Hand und Arm und schluckt seine Wut hinunter. Er dreht sich um und atmet langsam und tief ein und aus, während er durch die Wohnung Richtung Küche geht. Vor der Hintertür hält er inne und reißt sie dann auf.
Gabe steht im Schatten und hält einen Karton, der voller dunkler Flecken ist. »Hey, Boss. Hier ist das Zeug, das du …«
Philip schnappt nach dem Karton, sagt kein Wort und verschwindet wieder im Inneren.
Gabe steht perplex und nicht wenig irritiert von der schroffen Begrüßung da, als ihm die Tür mit einem Knall vor der Nase zugeschlagen wird.
In jener Nacht fällt es Lilly noch schwerer als gewöhnlich einzuschlafen. Sie trägt ein durchgeschwitztes T-Shirt und einen Schlüpfer, liegt auf dem nackten Futon und versucht irgendeine einigermaßen bequeme Position zu finden, während sie auf die Risse in der Decke ihrer heruntergekommenen Gartenwohnung starrt.
Die Anspannung in Nacken, Rückgrat und Gelenken macht sie wahnsinnig. Es ist, als ob ein elektrischer Stromschlag immer wieder durch sie hindurchfährt. So muss sich Elektroschocktherapie anfühlen. Sie hat einmal einen Therapeuten gehabt, der ihr diese Methode empfohlen hatte, um gegen ihre Angststörungen anzukämpfen. Sie hat abgelehnt, fragt sich aber noch immer ab und zu, ob es nicht doch geholfen hätte.
Jetzt aber sind alle Seelenklempner tot, die Sofas umgeschmissen, die Praxen dem Erdboden gleich gemacht, die Apotheken ausgeplündert, das gesamte Feld der Psychotherapie hat den gleichen Pfad wie den der Gesundheitsoasen oder der Vergnügungsparks genommen. Jetzt ist Lilly Caul ganz allein, allein mit ihrer vernichtenden Schlaflosigkeit und immer wiederkehrenden Gedanken, in denen der verstorbene Josh Lee Hamilton herumgeistert.
Jetzt muss sie an die Worte denken, die Bob Stookey ihr vor Stunden in seinem völlig verwahrlosten und volltrunkenen Zustand auf dem Bürgersteig zugeflüstert hat. Lilly musste sich tief über ihn beugen, damit sie sein angestrengtes Keuchen verstehen konnte. Er hauchte jedes Wort mit einer mühevollen Dringlichkeit.
»Muss dir erzählen, was er mir gesagt hat«, murmelte Bob ihr ins Ohr. »Ehe er gestorben ist … hat er mir verraten … Josh hat mir verraten … Es war Lilly … Lilly
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