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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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die Letzten sind? Was ist, wenn wir das letzte Stückchen Zivilisation auf dieser Erde sind?«
    Lilly denkt eine Weile darüber nach. »Das macht gar nichts. Solange wir einander haben … und wir bereit sind, das zu tun, was getan werden muss … So lange werden wir überleben.«
    Die Worte hängen noch einen Moment lang in der kühlen Nachtluft. Kaum merkbar haben Lilly und Austin sich einander genähert. Lillys Hand ruht noch immer auf seiner Schulter, während seine sich auf ihren Rücken gelegt hat.
    Plötzlich erkennt Lilly, dass sie früher vielleicht einmal ganz Woodbury gemeint hat, dass sämtliche Einwohner zusammenhalten sollten. Jetzt aber hat sie nur noch Austin und sich im Sinn. Sie lehnt sich enger an ihn an, und er antwortet, indem er sich ebenfalls an sie schmiegt. Sie spürt, wie sich etwas in ihr löst, wie sie freier wird. Ihre Lippen bewegen sich aufeinander zu, aber kurz bevor sie sich küssen, zuckt Lilly plötzlich zurück. »Was ist denn das? Verdammt!«
    Sie spürt etwas Feuchtes um seine Taille und richtet den Blick nach unten.
    Der Saum seines Sweatshirts ist voller Blut. Es tropft sogar schon auf den mit Laub bedeckten Boden und sickert in dünnen Bächen so schwarz und schimmernd wie Öl in die Erde. Die Klinge des Messers lugt aus einem Schlitz in seiner Jeans hervor. Beim Fall hat sie sich in seine Hüfte gebohrt. Austin legt die Hand auf die Wunde. »Scheiße! « , murmelt er durch die zusammengebissenen Zähne. Er kann das Blut allein mit der Hand nicht stoppen, es quillt zwischen den Fingern hervor. »Und ich dachte, irgendwas hat mich gebissen.«
    »Los!« Lilly springt auf und hilft ihm vorsichtig auf die Beine. »Wir müssen zu Dr. Stevens, schnell.«
    Ihr Name lautete Christina Meredith Haben. Sie ist in Kirkwood, Georgia, aufgewachsen und hat in den Achtzigerjahren am College in Oberlin Telekommunikation studiert. Am Tag nach 9/11 brachte sie ein außereheliches Kind zur Welt, das sie sogleich zur Adoption freigab. Ihr ganzes Leben lang stolperte sie von einem romantischen Desaster ins andere, hat nie den Richtigen gefunden, nie geheiratet. Stattdessen war sie mit ihrem Beruf als Produzentin bei einer der größten Fernsehanstalten des Südens liiert. Im Lauf ihrer Karriere hat sie diverse Auszeichnungen gewonnen: drei Emmys, einen Clio und ein paar Cable Aces. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass sie sehr stolz darauf war, aber ihre Vorgesetzten haben ihr weder genug Respekt dafür gezollt, noch wurde sie gebührlich für ihre Arbeit entlohnt.
    Just in diesem Augenblick jedoch, auf dem verdreckten, gefliesten Boden im grellen Schein der Neonröhren, spielen Christina Habens Bedauern, ihre Ängste, Frustrationen, Hoffnungen und Wünsche keine Rolle mehr. Ihr Tod hat dem ein abruptes Ende bereitet. Jetzt liegen ihre Überreste auf dem mit geronnenem Blut bespritzten Boden verteilt, während siebzehn gefangen gehaltene Beißer sich an ihren Organen und Körperteilen gütlich tun.
    Die schmatzenden, orgiastischen Geräusche des Fressgelages hallen an den Betonziegeln der Zelle wider, während die Untoten ihren Hunger an den bis zur Unkenntlichkeit entstellten Happen stillen, die einmal Christina geformt haben. Blut, Rückenmarkflüssigkeit und Gallensaft sammeln sich in den Ecken der Zelle wie eine Mischung verschiedenfarbiger Liköre, die zwischen den Fliesen die Fugen entlangfließen. Sie färben die Wände und die Kleider der rasenden Beißer in ein tiefes Scharlachrot. Die Untoten, von denen die meisten männliche Erwachsene sind, wurden aufgrund ihrer körperlichen Unversehrtheit speziell für die Gladiatorenspiele ausgesucht. Jetzt kauern sie affenartig in der Zelle verteilt und nagen an knorpeligen Knochen- und Fleischstücken, die einmal zu Christina Habens unterem Skelett gehörten.
    Die Zelle ist mit einer Garagentür versperrt, in die zwei quadratische Fenster eingelassen sind. Durch das linke starrt ein hagerer, wettergegerbter Mann mit einem Schnurrbart auf das Geschehen.
    Der Governor steht in dem stillen Korridor, der zu der Zelle führt, und hat den Blick aufmerksam auf die Beißer gerichtet. Der Anblick des Geschehens lässt in seiner Miene lediglich den Ausdruck einer gewissen Befriedigung aufkommen. Eine andere Emotion ist nicht zu erkennen. Um sein linkes Ohr ist ein Verband gewickelt, das Resultat einer Auseinandersetzung mit den Fremden, und der Schmerz pocht noch immer in seinem Kopf, lässt ihn die Hände zu Fäusten ballen. Er fährt wie Strom durch

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