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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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auf dem Teppich im Wohnzimmer dämmern. Sie starrt dumpf auf den dreckigen Bodenbelag und gibt merkwürdige Geräusche von sich, die beinahe wie Schnarchen klingen. Der Governor tritt auf sie zu. Er verspürt nichts als Liebe für sie. »Ich weiß, ich weiß«, sagt er sanft. »Tut mir leid, dass ich erst so spät nach Hause gekommen bin … oder früh, je nachdem, wie man es sieht.«
    Plötzlich schreit sie auf – ein schrilles Brüllen, das aus ihr fährt wie aus einer gefolterten Katze. Dann springt sie vom Boden hoch und wirft sich auf ihn.
    Er schlägt zu – hart – und trifft sie mit dem Handrücken, dass sie rücklings gegen die Wand knallt. »Benimm dich gefälligst, verdammt noch mal!«
    Sie taumelt ein wenig und blickt ihn dann mit ihren milchig-weißen Augen an. Ein Ausdruck, der sie fast ängstlich aussehen lässt, legt sich auf ihre bläulich-bleifarbene Miene. Ihre Mundwinkel zucken leicht, sodass sie einen merkwürdig schüchternen und sanftmütigen Eindruck macht. Der Anblick raubt dem Governor kurz die Sprache.
    Dann fängt er sich wieder. »Es tut mir leid, Kleines.« Erst jetzt kommt es ihm in den Sinn, dass sie vielleicht Hunger haben könnte. »Was hat dich denn so geärgert, hä?« Er bemerkt den leeren, umgeworfenen Eimer. »Ach, kommst wohl nicht mehr an dein Essen ran?«
    Er geht zum Eimer und stopft hinein, was daneben liegt. »Du musst dich vorsehen. Wenn du deinen Eimer umwirfst, dann rollt doch alles von dir weg! Also ehrlich, das habe ich dir doch schon tausend Mal gesagt.«
    Er wirft einen Blick in den Eimer. Die Überreste sind kaum noch appetitlich. Ein abgetrennter Fuß ist so aufgedunsen, dass er einem Ballon gleicht. Zudem ist er schon ganz pelzig vor Schimmel und verströmt einen unbeschreiblichen Gestank, der sprichwörtlich die Tränen aus den Augen treibt. Die einzelnen Körperteile schwimmen in einer dicken, zähflüssigen Substanz, die Pathologen nur zu bekannt ist: der gelben, Gallensaft ähnlichen Soße, die ein eindeutiges Anzeichen dafür ist, dass das fortgeschrittene Stadium der Verwesung eingesetzt hat, dass sämtliche Maden und Fliegen sich bereits verabschiedet und einen Haufen vertrockneter Proteine zurückgelassen haben.
    »Bah, das willst du doch nicht etwa noch essen, oder?«, fragt der Governor seine Zombie-Tochter und fischt den aufgedunsenen, schwärzlichen Fuß angewidert aus dem Eimer. Er hält ihn zwischen Daumen und Zeigefinger in einer Art Zangengriff und wirft ihn ihr zu. »Hier … versuch ruhig.«
    Gierig wie ein Hund wirft sie sich auf den Leckerbissen, den Rücken vor wildem Eifer durchgedrückt. Als sie aber in das verwesende Fleisch beißt, erstarrt sie plötzlich. » PFUI !«, grunzt sie und spuckt den angekauten Fraß wieder aus.
    Der Governor schüttelt traurig den Kopf, dreht sich um und geht ins Esszimmer, tadelt sie aber noch über die Schulter hinweg. » Siehst du? Du hast deinen Eimer umgeworfen, und jetzt ist dein Essen verfault. Das hast du nun davon.« Leiser und mehr zu sich selbst fügt er noch hinzu: »Aber selbst frisch  … Ich verstehe einfach nicht, wie du so etwas hinunterwürgen kannst …«
    Er lässt sich in seinen gepolsterten Liegesessel fallen, der beim Ausfahren vor sich hin knarrt. Mit schweren Lidern, schmerzenden Gelenken und wunden Genitalien von den Anstrengungen der vergangenen Nacht liegt er da und erinnert sich daran, wie er Pennys Fraß tatsächlich einmal probiert hat.
    Es passierte in einer Nacht vor etwa drei Monaten. Der Governor war betrunken und versuchte, seine untote Tochter zu beruhigen.
    Das Ganze ist völlig spontan abgelaufen. Er hat sich einfach einen Bissen genommen – Teil eines menschlichen Fingers; er hat sich nicht einmal mehr an den ursprünglichen Besitzer erinnern können – und ihn in den Mund gesteckt. Im Gegensatz zu allen Witzen hat er nicht im Geringsten nach Hühnchen geschmeckt. Nein, der Geschmack war vielmehr bitter, metallen, wie Wild – auch kupfern wie Blut, aber im Mund hat es sich angefühlt, als ob er auf extrem zähem, extrem knorpeligem Kochfleisch herumkauen würde. Er hat es auf der Stelle wieder ausgespuckt.
    Es gibt einen allgemein anerkannten Grundsatz unter Feinschmeckern, dass das Essen, welches dem Essenden genetisch am nächsten steht, am besten schmeckt, am saftigsten vorkommt, ihn am meisten befriedigt. Deswegen gibt es auch solch exotische Speisen wie Schimpansenhirn oder verschiedene gekochte Drüsen in diversen asiatischen Küchen. Aber Philip

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