The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
glühende Wut breitet sich in ihm aus, fließt aus seinem Mund. Verbrenne alles. Alles. Zerstöre es, zerstöre alles. Jetzt. Jetzt! Jetzt!
Der Governor schreckt plötzlich auf. Er hat keine Ahnung, ob es Tag oder Nacht ist. Seine Beine sind eingeschlafen, und sein Nacken schmerzt, weil er schräg auf der Nackenstütze gelegen hat.
Er steht auf, geht ins Badezimmer und versucht, seine Gedanken zu sammeln. Er steht vor dem Spiegel, kann das leise Schnarchen und Grunzen des angeketteten Mädchens im Wohnzimmer hören. Der aufziehbare Wecker auf der Kommode verrät ihm, dass es beinahe Mittag ist.
Er fühlt sich erfrischt, stark. Er hat einen arbeitsreichen Tag vor sich. Er nimmt etwas Seife, um das getrocknete Blut von der schwarzen Frau unter seinen Fingernägeln zu entfernen. Dann wäscht er sich, zieht frische Sachen an und nimmt rasch einen Happen zu sich – etwas Müsli mit Milchpulver und heißen löslichen Kaffee, den er auf einem Trockenspirituskocher zubereitet. Schließlich gibt er Penny einen weiteren Leckerbissen aus dem Metallcontainer.
»Daddy muss weg, arbeiten«, unterrichtet er die kleine Untote, als er zur Tür geht. Er schnappt sich seine Waffe und das Handsprechfunkgerät, das noch in der Ladestation steckt, und ruft nach hinten: »Ich liebe dich, Schätzchen. Benimm dich, bis ich wieder da bin.«
Auf dem Weg nach unten zur Straße funkt er Bruce an. »Wir treffen uns im Stadion«, weist er seinen Schergen an. »Oben am Dienstboteneingang.« Er schaltet das Gerät aus, ohne auf eine Antwort zu warten.
Zehn Minuten später steht der Governor auf der obersten Stufe der verdreckten Treppe, die in den tiefen, höhlenartigen Irrgarten von Gängen und Räumen unter dem Stadion führt. Der Himmel über der Aschenbahn macht einen bedrohlichen Eindruck, und der Tag wird zunehmend dunkler und windiger.
»Hey, Boss«, ruft der große, kahlköpfige Mann, als er vom Parkplatz her auf die Treppe zuläuft.
»Wo zum Teufel hast du gesteckt?«
»Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht – tut mir leid, wenn ich zu spät dran bin.«
Der Governor wirft einen Blick über die Schulter, sieht einige Passanten. Mit gesenkter Stimme fährt er fort: »Wie steht es um die Frau?«
»Führt noch immer Selbstgespräche. Wenn du mich fragst, die Alte ist total durchgedreht.«
»Ist sie wieder zusammengeflickt?«
»Yeah … So gut wie. Albert hat sich um sie gekümmert und ihr etwas zu essen gegeben … sie hat aber nichts davon angerührt. Ich nehme an, dass sie etwas Wasser getrunken hat, aber das war es auch schon.«
»Ist sie noch wach?«
»Ja. Soweit ich weiß. Ich habe aber schon vor einer Stunde bei ihr vorbeigeschaut.«
»Wie hat sie sich … verhalten?«
»Wie bitte?«
Der Governor seufzt. »Wie hat sie sich verhalten, Bruce? Einfache Frage, oder? Wie war sie gelaunt? Was zum Teufel hat sie gemacht?«
Bruce zuckt mit den Achseln. »Keine Ahnung, starrt immer nur zu Boden, redet mit den Stimmen, die in ihrem Kopf herumschwirren.« Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen. »Darf ich dich etwas fragen?«
»Was?«
»Hast du sie zum Reden gebracht? Was hat sie dir verraten?«
Der Governor fährt sich mit einer Hand durch sein langes Haar und entgegnet schroff: »Ich habe sie noch gar nicht gefragt … Es gibt also nichts, das sie mir hätte erzählen können, oder?«
Bruce runzelt die Stirn und blickt den Governor an. »Du hast sie noch nichts gefragt?«
»Genau.«
»Darf ich fragen, warum?«
Der Governor lässt den Blick in die Ferne zu den schwarzen Rauchwolken schweifen, die aus einem der Bulldozer aufsteigen, der Erde gegen den Verteidigungswall anhäuft. Die Arbeiter führen die letzten Verbesserungen an der Barrikade aus, der Lärm der Maschinen und des Gehämmers erfüllt die Luft. »Das kommt noch«, antwortet er und denkt eine Weile darüber nach. »Wenn wir schon bei der Sache sind … Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust. Wo haben wir denn den Jungen untergebracht?«
»Den Asiaten? Der ist im B-Level, im Warenlager neben der Krankenstation.«
»Ich will, dass du ihn verlegst, und zwar neben die Frau.«
Die Falten auf Bruces Stirn vertiefen sich, ziehen sich über die gesamte Breite seines massigen Schädels. »Okay, aber … Willst du denn, dass er quasi hautnah mitkriegt, was du mit ihr treibst?«
Der Governor lächelt ihn kalt an. »Du bist gar nicht so dumm, Brucey. Ich will, dass der Junge alles hört, was ich der Schlampe heute Nacht antun werde. Dann wird
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