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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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anderes hört. Er dreht sich erneut zu ihr um und mustert sie erneut mit zur Seite geneigtem Kopf. Für einen kurzen Augenblick glaubt er, dass sie geredet hat. Er spitzt die Ohren und versteht dann die Worte, die sie zwischen wütenden, schmerzenden Schnaufern ausspricht.
    »Ich … weine … nicht für mich «, sagt sie, den Kopf noch immer gesenkt und vor Schmerz hin und her rollend. Sie muss flach atmen, damit sie den Rest auch noch herausbringt: »Ich … weine … für dich.«
    Er starrt sie an.
    Sie hebt den Kopf gerade genug, um seinen Blick durch den Vorhang ihrer feuchten Dreadlocks zu erwidern. Ihr dunkelhäutiges Gesicht ist voller Schleim und Blut, und die Tränen kullern ihre Wangen hinunter. Aber sie lässt ihn nicht aus den Augen. Und der gesamte Schmerz, die Verzweiflung und alle Qualen in dieser brutalen, postapokalyptischen Welt sind für einen kurzen Augenblick in ihrem Blick enthalten – eingerahmt von ihrem markanten, entweihten Gesicht –, bis er mit einem einzigen Atemzug weggeätzt ist und purem, weiß glühendem Hass Platz macht … und was übrig bleibt, ist ein Ausdruck wilden Killerinstinkts. »Ich denke an all die Sachen, die ich mit dir anstellen werde«, sagt sie mit monotoner, beinahe ruhiger Stimme. »Deswegen muss ich weinen. Es macht mir Angst.«
    Der Governor lächelt. »Ach, wie niedlich. Aber jetzt ruh dich erst mal aus – wenn du es schaffst. Später kommt jemand, der sich um dich kümmern wird – sauber machen und verarzten und so. Vielleicht wird er sich ja den einen oder anderen Spaß mit dir erlauben, aber seine Hauptaufgabe wird sein, dich wieder für meinen nächsten Besuch zusammenzuflicken.« Er zwinkert ihr zu. »Du sollst dich ja auch auf etwas freuen können, nicht wahr?« Endlich wendet er sich ab und winkt ihr über die Schulter hinweg zu. »Bis später.«
    Er verlässt die Zelle.
    Das Garagentor schließt sich mit einem metallenen Knirschen.
    Als der Governor auf seinem Nachhauseweg ist, lugt die Sonne bereits über den Horizont.
    Die Luft ist sauber und duftet nach sattem Humus und Klee. Die düstere Stimmung der Katakomben wird von dem goldenen Licht und der frischen Brise dieses hellen Frühlingsmorgens weggeweht. Der Governor streift langsam sein hartes Gebaren ab und wird allmählich wieder zum gütigen, wohlwollenden Anführer seiner Kommune. Er sieht den einen oder anderen Frühaufsteher, winkt ihnen munter zu, wünscht ihnen einen guten Morgen und lächelt sie heiter an wie ein gut gelaunter Dorfsheriff.
    Mit federnden Schritten lösen sich die dunklen Gedankenwolken, die das Wissen bergen, wie man Frauen bricht und Fremde kontrolliert, in Luft auf. Der Herr dieses Geheimnisses lässt sie einfach in den Tiefen seines Verstandes verschwinden. Das Rattern von Dieselmotoren sowie der Lärm von Arbeiten an den neuen Teilen des Verteidigungswalls dringen an seine Ohren – Martinez und seine Mannen sind also beschäftigt.
    Als er zu seinem Gebäude kommt, laufen ihm eine Frau und ihre zwei Kinder über den Weg. Die beiden Jungen rennen über die Straße.
    Der Governor lacht ihnen nach, macht ihnen Platz. »Guten Morgen«, begrüßt er die Mutter mit einem wohlwollenden Nicken.
    Die Frau – eine wahre Matrone – bemerkt ihn anfangs gar nicht, so beschäftigt ist sie mit ihrem Nachwuchs. »Hey! Ihr beiden! Ich habe doch gesagt, dass ihr nicht einfach über die Straße rennen sollt!« Dann dreht sie sich zu Philip um und schenkt ihm ein scheues, zurückhaltendes Lächeln. »Guten Morgen, Governor.«
    Aber Philip hat sich schon wieder auf den Weg gemacht und geht auf Bob zu, den er auf den Stufen seines Hauses liegen sieht.
    »Bob, ich bitte dich«, sagt er, als er sich dem zerlumpten Wrack von einem Mann nähert, das unter dem Vordach vor sich hin döst. »Hol dir was zu essen. Es ist ja nicht mit anzusehen, wie du dich so gehen lässt. Wir haben den Tauschhandel doch längst abgeschafft … Die geben dir einfach etwas.«
    Bob lallt etwas, stößt dann auf. »Gut … Okay … Wenn du Glucke mich dann in Ruhe lässt.«
    »Danke, Bob«, meint der Governor und dreht sich zum Eingang um. »Ich mache mir nur Sorgen um dich.«
    Bob murmelt etwas, das so ähnlich wie »Ja, was auch immer …« klingt.
    Der Governor betritt sein Gebäude. Eine Fliege – ein riesiger Brummer – summt im Treppenhaus hin und her und auf und ab. Die Korridore liegen so still da wie eine leere Krypta.
    In seiner Wohnung sieht er seine untote Tochter zusammengerollt

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