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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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durch das dunkle Schlafzimmer, während ihr Gedanken wild durch den Kopf schießen, miteinander kollidieren. Es ist heute unmöglich der dreiundzwanzigste. Unmöglich. Sie bildet sich das Ganze nur ein. Sie ist paranoid. Aber wie kann sie sich sicher sein? Wie kann sich irgendjemand über irgendetwas im Klaren sein in dieser gottverdammten, von der Plage heimgesuchten neuen Welt? Es muss eine Möglichkeit geben, wie sie es herausfinden kann – wie sie sich selbst beweisen kann, dass sie nur paranoid ist. Plötzlich hält sie inne. Sie hat eine Idee.
    »Okay!«
    Sie schnippt mit den Fingern und stürzt sich auf den alten Waffenschrank aus Metall, der in einer Ecke des Schlafzimmers steht und in dem sie sämtliche Mäntel, Waffen und Munition aufbewahrt. Sie schnappt sich ihre Jeansjacke, die beiden Ruger, die Schalldämpfer und zwei Kurvenmagazine mit jeweils fünfundzwanzig Patronen. Sie zieht sich die Jacke über, schraubt die Schalldämpfer auf die Pistolen und steckt sie schließlich in den Gürtel. Die Kurvenmagazine lässt sie in den Taschen verschwinden. Dann holt sie tief Luft, stellt den Kragen auf und verlässt die Wohnung.
    Kaum ist sie im Freien, wird ihr Atem sichtbar. Das Städtchen schlummert friedlich vor sich hin, und die aufgehende Sonne hat noch mit dem Wald im Osten zu kämpfen. Die schwachen Strahlen erhellen tief liegende Nebelschwaden und lassen sie engelhaft leuchten. Lilly huscht über die Straße, um dann auf dem Bürgersteig in Richtung der alten, verlassenen Post zu verschwinden.
    Kurz hinter der Post – auf der anderen Seite des Verteidigungswalls, also außerhalb der Sicherheitszone – steht eine ausgeplünderte Drogerie. Das ist Lilly Ziel, sie muss da unbedingt rein – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick –, um sich zu vergewissern, dass sie nicht verrückt ist. Aber es gibt ein Problem.
    Die Drogerie ist außerhalb der Sicherheitszone, und nach den heftigen Gewittern der vergangenen Tage wimmelt es nur so von Beißern.
    In den spärlich beleuchteten Kellergeschossen unterhalb des Stadions hört Bruce das unverkennbare Klopfen am Garagentor aus der letzten Zelle auf der linken Seite.
    Er wappnet sich für den Anblick, der sich ihm bieten wird, lehnt sich nach vorne, öffnet das Schloss, zieht am Griff und reißt das Tor in die Höhe. Die Rollen beginnen zu quietschen. Die Öffnung gibt den Blick frei auf eine Betonzelle mit dunklen Wänden, die früher einmal dazu gedient hat, alte Karosserien und Ersatzteile zu lagern. Jetzt ist es ein Ort der Erniedrigung und Qualen, und der Governor steht mitten drin, ganz außer Atem von der harten Arbeit.
    »Geile Show«, murmelt er. Sein Gesicht glänzt vor Schweiß. Die dunklen Flecken unter den Achseln sind größer, und seine Hände noch blutiger als vor zwei Tagen bei der letzten Folterung. Er hat die ganze Nacht mit der Frau verbracht – das dritte Mal diese Woche –, und die Erschöpfung steht ihm in Form von dunklen Ringen unter den tief versenkten Augen ins Gesicht geschrieben.
    Für einen Augenblick wirft Bruce einen Blick auf die zottige Gestalt hinter dem Governor. Ihr Oberkörper hängt nur wenige Zentimeter über dem Boden, die Seile halten sie kaum noch aufrecht, und diverse Körperflüssigkeiten tropfen von ihrem angeschwollenen Gesicht zu Boden. Ihre schmalen Schultern heben und senken sich rhythmisch, die Lungen ächzen nach Luft, und ihre nackte untere Hälfte scheint … kaputt. Wie bei einer zerbrochenen Puppe. Sie ist kaum noch am Leben – zumindest auf den ersten Blick –, obwohl man bei genauerem Hinschauen einen Schmelzofen in ihren blutunterlaufenen Augen sehen würde, einen Atomreaktor aus Wut, der sie wach hält, der ihr einen Funken Hoffnung auf Rache verleiht.
    »Mach schon zu«, befiehlt der Governor und schnappt sich das Handtuch, das über Bruces Schulter hängt.
    Bruce lässt das metallene Tor zu Boden krachen.
    Der Governor wischt sich das Gesicht ab. »Die wird nie reden. Wie oft haben wir es jetzt schon versucht? Drei oder vier Mal? Ich habe es vergessen.« Er wirft das Handtuch auf den Boden. »Wie sieht es mit dem Jungen aus? Will der endlich singen?«
    Bruce schüttelt den Kopf und antwortet: »Gabe meint, dass er alles durch die Wand hören kann, behauptet, dass der Junge wie ein Baby vor sich hin plappert, tagein, tagaus, und nicht aufgehört hat, seitdem du dich an ihr zu schaffen gemacht hast.«
    Der Governor rümpft die Nase, dehnt seine überanstrengte Nackenmuskulatur und

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