The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
einer von beiden singen. Das verspreche ich dir.«
Bruce will noch etwas sagen, aber der Governor hat sich bereits umgedreht und marschiert forschen Schrittes davon.
In der staubigen Stille ihrer Wohnung schlafen Lilly und Austin ein paar ruhelose Stunden, und als sie endlich gegen ein Uhr aufwachen, hat sich die enthemmte Atmosphäre vom Vorabend in Luft aufgelöst und dafür der längst anstehenden Aussprache Platz gemacht.
»Oh … Tut mir leid«, sagt Austin, als er die Tür zum Badezimmer aufmacht und Lilly mit ihrem »Georgia-Tech«-T-Shirt und dem Schlüpfer um die Fesseln auf dem Klo sitzen sieht. Austin wendet sich augenblicklich ab.
»Kein Problem«, ruft sie ihm hinterher. »Ich brauche nicht mehr lange, dann bist du dran.«
»Alles klar«, sagt er, steckt die Hände in die Hosentaschen und stapft im Flur auf und ab. In den frühen Morgenstunden ist er mit einer übergeworfenen Decke vom Truck auf dem Boden im Wohnzimmer eingeschlafen, während Lilly sich auf ihren kaputten Futon in ihr Schlafzimmer zurückgezogen hat. Vom Flur aus ruft er ihr zu: »Hast du Zeit, mir heute noch eine Stunde zu geben?«
»Du besitzt ja eine richtig masochistische Ader, Austin!«, antwortet sie, steht auf, betätigt die Klospülung und richtet sich vor dem Spiegel her. Dann kommt sie aus dem Badezimmer und verpasst ihm einen Knuff auf den Arm. »Was hältst du davon, wenn wir deinem Körper erst mal eine Chance geben, sich zu erholen?«
»Was hast du denn heute Nacht vor?«
»Heute Nacht?«
»Ich könnte dir etwas kochen«, schlägt er mit glänzenden Augen vor.
»Oh … Äh … Wow.« Lilly will unbedingt die richtigen Worte finden, will Austin auf gar keinen Fall als Freund verlieren. Zwiespältige Emotionen rasen durch sie hindurch, während sie noch immer zu antworten versucht. Sie fühlt sich sowohl näher zu ihm hingezogen, aber gleichzeitig auch merkwürdig entfremdet. Sie kann es nicht leugnen, dass sie gegenüber diesem verlotterten jungen Mann romantische Gefühle hegt. Er ist herzensgut, draufgängerisch, loyal und – sie kann es nicht leugnen – fantastisch im Bett. Aber was weiß sie schon über ihn? Was weiß irgendjemand schon von irgendjemand anderem in dieser abgefuckten, neuen, postapokalyptischen Welt? Ist Austin einer dieser altbackenen Kerle, die glauben, dass ein wenig Sex den Trauschein garantiert? Und wenn sie schon solche Gedanken verfolgt, warum kann sie sich nicht einfach ihren Gefühlen ihm gegenüber hingeben? Was zum Teufel ist nur mit ihr los? Die Antwort darauf ist schwer definierbar – Angst, Selbsterhaltung, Schuldgefühle, Selbsthass. Sie kann es einfach nicht richtig definieren. Aber eines ist gewiss: Sie will keine Beziehung. Noch nicht. Und ein Blick in die Augen des jungen Mannes, der ihr jetzt gegenübersteht, reicht, um zu wissen, dass er auf dem besten Weg ist, sich Hals über Kopf in sie zu verlieben. Endlich sagt sie: »Ich werde … es mir überlegen.«
Für ihn scheint eine Welt zusammenzubrechen. »Lilly, es handelt sich nur um ein Abendessen … Ich habe dich nicht gebeten, den Ehering auszusuchen.«
»Ich weiß … Ich will nur … Ich muss darüber nachdenken.«
»Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«
»Nein. Nein, überhaupt nicht. Die Sache ist nur die …« Sie zögert. »Es ist nur, dass …«
Er grinst sie an. »Sag jetzt bitte nicht: ›Es liegt nicht an dir, sondern an mir‹.«
Sie lacht. »Okay, es tut mir leid. Ich will damit nur sagen, dass ich noch etwas Zeit brauche.«
Er verbeugt sich vor ihr. »Schon verstanden, m’Lady … Ich werde Ihnen Zeit und Raum geben, wie Sie es begehren.« Damit verschwindet er im Wohnzimmer, holt seine Waffe, seine Jacke und den Rucksack. Als er wieder im Flur erscheint, begleitet sie ihn zur Diele.
Zusammen treten sie vor die Tür.
»Sieht so aus, als ob sich da etwas zusammenbraut«, meint Austin, als er zum Himmel schaut und die dunklen Wolken bemerkt.
Lilly schielt ebenfalls nach oben, und das tiefe Grau lässt ihre Kopfschmerzen wieder aufflammen. »O Gott!«
Er nimmt die erste Stufe, will schon gehen, als sie ihren Arm nach ihm ausstreckt und ihn sachte an sich zieht. »Austin, warte.« Sie sucht nach den passenden Worten. »Es tut mir leid … Ich komme mir so lächerlich vor, aber ich will es langsam angehen. Was gestern Nacht zwischen uns passiert ist …«
Er umarmt sie, blickt ihr tief in die Augen und sagt: »Was gestern Nacht zwischen uns passiert ist, war absolut fantastisch, und
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